Glocken in Marköbel und Langen-Bergheim sollten zur Fusion nicht läuten

Zum Zusammenschluss von Marköbel und Langen-Bergheim sollten die Kirchenglocken von den Türmen hallen. So wollten es zumindest die politisch Verantwortlichen beider Gemeinden, wie der HANAUER ANZEIGER am 5. Januar 1971 berichtete. Doch die zuständigen Ortspfarrer weigerten sich, die Geburtsstunde von Hammersbach mit Glockenklang zu begleiten.
Hammersbach - Im Gegensatz zu den heutigen Kirchenvertretern, waren die damaligen offenbar nicht von der Idee der Fusion angetan. Während in Marköbel der residierende Ortsgeistliche, Pfarrer Fölsing, den Schall von hoher Warte verhinderte, gab’s in Langen-Bergheim Fusionsgeläute: Der Kirchendiener hatte nach Weisung von Ortspolitikern den „Läutknopf“ gedrückt. Die weckte den „Unmut“ des zuständigen Ortspfarrers Schulz aus Eckartshausen, wie der HA berichtet. Der Kirchendiener habe seine Pflicht verletzt und ihn und den Kirchenvorstand hintergangen. „Und noch vom heiligen Zorn gepackt, ließ Pfarrer Schulz das Totenglöcklein wimmern“, heißt es im Zeitungsbericht. „So jedenfalls werten viele Langen-Bergheimer den Ton, der eine Stunde nach dem Fusionsgeläute vom Kirchturm klang.“ Das Silvester-Geläut hingegen fiel aus. „Erstmals seit langem wurde ein neuer Zeitabschnitt in Langen-Bergheim mit Schweigen empfangen“, schreibt der Reporter.

In Marköbel hatte sich Pfarrer Fölsing dem Wunsch der politischen Vertreter widersetzt, die Glocken zur Zusammenschlussfeier zu läuten. Da nutzte auch das von der Politik beeinflusste Mehrheitsvotum des Kirchenvorstandes nichts. Fölsing berief sich auf Dekan Pfirrmann aus Langenselbold. Auf Nachfrage des 1. Beigeordneten Paetzold aus Marköbel hatte Pfirrmann offenbar erklärt, dass das Läuten der Glocken nicht ausschließlich Sache des Kirchenvorstandes sei. Der erboste Pfarrer Fölsing setzte laut Zeitungsbericht sogar die Läuterin, „eine alleinstehende Frau“, wie der Reporter betont, massiv unter Druck und habe sogar mit Polizei gedroht. Dieses Vorgehen veranlasste wiederum den Organisten,zum Silvestergottesdienst seinem Instrument fernzubleiben. (jow)