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Hammersbach: Förster sieht Beratungsbedarf bei Kommunalpolitikern

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Trübe Aussichten: Um dem Klimawandel zu trotzen, sind Mischwälder gefragt. Auch in Hammersbach setzt Förster Alexander Zentz auf neue Baumarten.
Trübe Aussichten: Um dem Klimawandel zu trotzen, sind Mischwälder wie dieser gefragt. Auch in Hammersbach setzt Förster Alexander Zentz auf neue Baumarten. © Bodo Schackow (dpa) / PM

Einstimmig haben die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten in ihrer Sitzung am Mittwochabend den Wirtschaftsplan Haushalt 2022 für den Gemeindewald beschlossen. Nach bisherigem Stand wird er mit einem Minus von rund 21. 000 Euro abschließen.

Hammersbach – Der kommissarische Revierförster Alexander Zentz mahnte die Kommunalpolitiker an, bei ihren Diskussionen und Beschlüssen über Stilllegungen auch die Fachleute von Hessen Forst zurate zu ziehen, was bislang nicht geschehen sei.

Alexander Zentz
Alexander Zentz, kommissarischer Revierförster in Hammersbach © PM

„Ich habe im Haushaltsplan den Einschlag nach unten korrigiert und realistisch angesetzt“, stellte Zentz bei der Erläuterung des Plans vor. Auf entsprechende Nachfrage in der späteren Diskussion betonte Zentz, er habe sich mit dem Wirtschaftsplan Haushalt eng an das Forstwirtschaftswerk gehalten, um möglichst realistische Prognosen in den Plan schreiben zu können. Er kenne den Gemeindewald als Nachfolger von Förster Udo Kaufmann noch nicht so gut im Detail, räumte der kommissarisch eingesetzte Zentz ein. Er habe sich aber bereits einen Gesamtüberblick verschafft, der nicht besonders positiv ausgefallen sei.

Wald durch Trockenheit „flächig geschädigt“

„Die schwierigen Klimaverhältnisse“ hin zu Trockenperioden hätten vielen Baumarten schwer zugesetzt, der Altbestand sei „flächig geschädigt“ und mit dem Zustand der Wälder in umliegenden Forsten vergleichbar. Vor allem Buchen und Fichten seien massiv vom Klimawandel betroffen. Trotzdem bescheinigte Zentz seinem Vorgänger Kaufmann, ein „gepflegtes Revier“ hinterlassen zu haben.

„Das Holz ist qualitativ nicht mehr so gut, Preise wie früher lassen sich dadurch nur noch bei sehr alten Bäumen wie Eichen erzielen“, benannte Zentz einen Grund für das mögliche Minus im Haushalt. Hinzu kämen gestiegene Kosten beim Holzeinschlag oder bei anderen forstlichen Maßnahmen wie Einzäunungen von Aufforstungsflächen und die Verbesserung der Erschließung, die nicht mehr zeitgemäß und modernen Maschinen angemessen sei.

Wirtschaftsplan mit 21.000 Euro Verlust

Der Wirtschaftsplan Haushalt für den Gemeindewald Hammersbach, erstellt vom kommissarischen Revierförster Alexander Zentz von Hessen Forst, sieht für das laufende Jahr Einnahmen von 148 977 Euro und Ausgaben in Höhe von 170 509 Euro vor. Das bedeutet, dass die Gemeinde nach den derzeitigen Berechnungen 21 532 Euro Verlust ausgleichen muss. Die „Fläche Wald im regelmäßigen Betrieb“ beträgt laut Aufstellung 439,9 Hektar.

Allerdings räumte Zentz auch ein, dass womöglich nicht alle aufgeführten Ausgabeposten auch in diesem Jahr abgerufen werden müssten. „Vielleicht wird mit Blick auf das Defizit alles doch noch besser“, richtete der Revierförster den Blick nach vorne.

Unstrittig sei allerdings, dass aufgrund des Klimawandels der Wald als Ökosystem neu betrachtet werden müsse, was vor allem bei Neupflanzungen und der notwendigen Umstrukturierung beachtet werden müsse. „Allerdings darf man da nicht kurzfristig denken, sondern muss Zeiträume von 20, 30 und 40 Jahren im Blickfeld behalten“, betonte Zentz.

In diesem Zusammenhang trat er dem Vorwurf entgegen, im Wald werde „Plantagenwirtschaft“ betrieben – genau das Gegenteil sei mit der Anpflanzung einer ganzen Reihe von neuen Baumarten der Fall. „Aber man muss Geduld haben und warten, wie sich diese neuen Arten behaupten“, fügte der Forstmann hinzu.

Stilllegung nicht ohne Kosten

Mit Blick auf die von der schwarz-grünen Koalition geplanten Stilllegungsflächen stellte Zentz fest, man dürfe nicht annehmen, dass der Wald sich danach komplett selbst überlassen werde. „Um den Schutz von Erholungssuchenden oder Jägern zu gewährleisten, muss natürlich der Verkehrssicherungspflicht Genüge getan werden, was ebenfalls Geld kostet.“ Da komme es darauf an, wie die Stilllegungsverträge ausgestaltet würden und wer danach die Verkehrssicherungspflicht übernehmen müsse.

Er richtete noch einmal den Appell an die Kommunalpolitiker, vor dem Beschluss über Stilllegungen von Waldflächen die Expertise von Fachleuten von Hessen Forst einzuholen. Er stünde jederzeit für Gespräche zur Verfügung.

Sehr sachlich wurden einige fachliche Fragen aus dem Gremium besprochen, unter anderem, inwieweit ein Verbissschutz bei Neuaufforstungen notwendig und sinnvoll sei. „Denn man darf bei Einzäunungen nicht nur an die Jungbäume denken, sondern muss auch das Nahrungsangebot für das Wild im Auge behalten und notfalls Verluste bei den Neuanpflanzungen einkalkulieren“, stellte Bürgermeister und Jäger Michael Göllner (SPD) fest. (Von Thomas Seifert)

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