Hammersbach: IGHL wählt neuen Vorstand und diskutiert Satzung / Scheuerle Ehrenmitglied

Über viele Jahre lief das Vereinsleben der weithin anerkannten Interessengemeinschaft Historische Landmaschinen Wetterau–Main-Kinzig (IGHL) geräuschlos. Doch zur jüngsten Jahreshauptversammlung geriet der Motor offenbar ein wenig ins Stottern.
Hammersbach/Nidderau – „Wir sollen uns an die Kameradschaft und Hilfsbereitschaft halten, uns gegenseitig mitteilen und helfen, auch dann, wenn wir dafür keinen Obolus, sondern nur ein ehrliches und von Herzen kommendes Dankeschön erhalten.“ So zitiert die Interessengemeinschaft Historische Landmaschinen Wetterau–Main-Kinzig (IGHL) auf ihrer Homepage aus dem Mitteilungsblatt „Die Ackerschiene“ (Ausgabe Nr. 1 / 92) einen Kommentar von Walter Enz. Die jüngste Jahreshauptversammlung, die einige Veränderung in dem Brauchtumsverein mit sich brachte, verlief jedoch nicht ganz so glatt, wie Vorstandsmitglied Thomas Reinhardt am Montag auf Nachfrage unserer Zeitung berichtete.
Dafür steht auch die Länge der Sitzung von dreieinhalb Stunden. Der Pandemie geschuldet konnte die Jahreshauptversammlung nach fast zwei Jahren Stillstand Anfang November im Bürgerhaus Ostheim abgehalten werden. Trotz der aktuellen Vorschriften mit 3G-Regel, Abstand und Maske trafen hatten sich rund 50 Mitglieder eingefunden, um über die Wahl eines neuen Vorstands und Satzungsänderungen zu entscheiden.
Vorstandsvorsitzender Rüdiger Witzel aus Hungen gibt Amt ab
Vorstandsvorsitzender Rüdiger Witzel aus Hungen und sein Stellvertreter Dr. Theo Jachmann aus Limeshain berichteten zunächst über die zahlreichen Aktivitäten des Vereins im Jahr 2019 und das Stillliegen im Jahr 2020, in dem bedingt durch die Pandemie auch das überregionale beliebte Brauchtumsfest auf dem Baiersröderhof mit regelmäßig mehreren Tausend Besuchern ausfallen musste.
Im Jahr 2019 gehörten neben der Planung und Durchführung der 31. IGHL-Brauchtumsveranstaltung mit dem Vereinsjubiläum 30 Jahre IGHL, die Teilnahme an Ausstellungen anlässlich der DLG-Messe „Land & Genuss“ und des Erntefestes auf dem Roßmarkt in Frankfurt sowie die Durchführung von Fernfahrten mit historischen Traktoren zu den Aktivitäten.
Gutes finanzielles Polster
Thomas Reinhardt aus Hammersbach, zuständig für die Finanzen des Vereins, konnte den Mitgliedern trotz des Besucherrückgangs für das Brauchtumsfest 2019 gute Zahlen und ein gutes Rücklagepolster für die Jahre 2019 und das Corona-Jahr 2020 präsentieren. Zudem informierte er über das Jahrbuch „30 Jahre IGHL“, welches an jedes Vereinsmitglied verteilt wurde und auf Anfrage in der Geschäftsstelle erhältlich ist. Der Haushaltsplan für das Jahr 2021 wurde von der Versammlung einstimmig beschlossen.
Weniger einmütig verlief jedoch der folgende Tagesordnungspunkt, die Satzungsänderung. Diese sorgte „bereits seit fast zwei Jahren immer wieder für Gesprächsstoff und Diskussionen“, wie Reinhardt mitteilt. „Grundsätzlich war diese in Teilen einfach veraltet und musste erneuert werden. Hierzu wurde ein Abgleich mit der Mustersatzung für gemeinnützige Vereine des Landes Hessen vorgenommen und im Vorfeld von dem Finanzamt Hanau geprüft und freigegeben, um die Gemeinnützigkeit zu erhalten“, so Reinhardt.
Satzungsänderung sorgt für Diskussionen
Allerdings entspann sich vor der Abstimmung „eine längere rege Diskussion mit Fragen und Antworten zu den einzelnen Paragrafen“. Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte Reinhardt am Montag, dass es vor allem Debatten darum gab, an wen das Vereinsvermögen im Falle einer Vereinsauflösung fallen sollte. Bisher sei in der Satzung das industriegeschichtliche Museum Großauheim als Begünstigte verzeichnet gewesen. Dort war die IGHL am 11. November 1989 als Verein aus der Taufe gehoben worden. Da das städtische Museum selbst aber keine gemeinnützige Vereinsform besitzt, sei eine Änderung notwendig gewesen, so Reinhardt.
Während er und weitere Mitglieder offenbar die Gemeinde Hammersbach als Verwendungsberechtigte eintragen wollten, sprachen sich andere für die Kirche aus und wieder andere für die Stadt Nidderau, wo der Verein bislang seinen Vereinssitz hatte. Schließlich jedoch wurde gemäß dem bisherigen Satzungssinn der Förderverein Dampfmaschinenmuseum Großauheim festgeschrieben. Zugleich wurde der Vereinssitz nun in die Burgstraße 22 nach Hammersbach verlegt.
Geheime Wahl und Gegenstimmen für neuen Vorstand
Auch bei der Neuwahl des zehnköpfigen Vorstands kam es offenbar zu Irritationen. Wie Reinhardt berichtet, hatte ein Großteil des zum Teil seit Jahrzehnten bestehenden Vorstands bereits im Jahr 2019 angekündigt, sich nicht mehr aufstellen zu lassen, teils aus Alters-, teils aus gesundheitlichen Gründen. Auf eine Umfrage im Verein hin, hätten sich im Vorfeld der Versammlung zehn Personen für die zu besetzenden Positionen gefunden. Jedoch kam an dem Abend ein weiterer Wahlvorschlag hinzu.
Die anstehende Wahl wurde auf Antrag geheim durchgeführt. Dass es am Ende zu keinen hundertprozentigen Ergebnissen kam, führt Reinhardt auch auf das für viele Mitglieder recht ungewohnte Abstimmungsverfahren zurück, bei dem eine Reihe von Stimmen auf die jeweiligen Kandidaten verteilt werden mussten. Zudem gab es einige Gegenstimmen.
Für den Geschäftsführenden Vorstand, bestehend aus einem dreiköpfigen Leitungsteam, wurden schließlich Michael Kapeller, Thomas Reinhardt und Markus Frank aus Hammersbach gewählt. Für den erweiterten Vorstand wurden Dr. Theo Jachmann (Limeshain), Jochen Brucker (Niddatal), Sascha Kratz (Hammersbach), Elke Weiss (Hammersbach), Sjoerd und Nicole van der Woude (Hungen-Villingen) und Georg Scheuerle (Baiersröderhof) gewählt.
Neues Leitungsteam ernennt Walter Scheuerle zum Ehrenmitglied

Das neue Leitungsteam nutzte die Gelegenheit und bot Walter Scheuerle einen gebührenden Abschied aus dem Vorstand der IGHL, dem er seit der Gründung vor 32 Jahren angehörte und ihn aktiv begleitet hatte. Scheuerle hatte über Jahrzehnte die Staatsdomäne Baiersröderhof für die Brauchtumsfeste des Vereins zur Verfügung gestellt. „Hierzu wurde Walter Scheuerle zum Ehrenmitglied der IGHL ernannt und erhielt eine IGHL-Ehrentafel, seiner Frau Ingrid Scheuerle, die gleichfalls die IGHL seit 32 Jahren unterstützt, wurde mit einem herbstlichen Blumenstrauß gedankt“, berichtet Vorstandssprecher Reinhardt.
Noch vor der Neuwahl des Vorstands hatte der bisherige Vorsitzende Rüdiger Witzel es sich nicht nehmen lassen, die weiteren Ehrungen noch persönlich zu gestalten. 1994 traten Walter Krauch, Manfred Richter und Stefan Schwarz in den Verein ein, seit 1995 sind Rainer Huhn, Helmut Jahn und Thomas Schmidt dabei. Diese Mitglieder wurden von Witzel für ihre 25-jährige treue Mitgliedschaft geehrt und mit der Jubiläumsplakette der IGHL ausgezeichnet. (Von Jan-Otto Weber)