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Hammersbach: Launige Gesprächsrunde zum Dorfjubiläum

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„Talkten“ zur Eröffnung am Freitagabend: Ingrid Scheuerle (von links), Inge Marx, Horst Bopp, Bürgermeister Michael Göllner, Hartmut Schneider, Edeltraud Marx und Ehrenbürgermeisterin Helga Meininger.
„Talkten“ zur Eröffnung am Freitagabend: Ingrid Scheuerle (von links), Inge Marx, Horst Bopp, Bürgermeister Michael Göllner, Hartmut Schneider, Edeltraud Marx und Ehrenbürgermeisterin Helga Meininger. © Ulrike Pongratz

Zur Eröffnung des Jubiläums-Dorffestes hatte Hartmut Schneider, Vorsitzender des Vereins für Kultur und Heimatgeschichte, eine originelle Veranstaltung organisiert.

Hammersbach – Auf die Bühne im Festzelt waren zu einer munteren Talkrunde sechs Hammersbacher eingeladen, um aus ihrer Perspektive die vergangenen und zukünftigen 50 Jahre zu veranschaulichen. Dabei ging es überaus witzig und unterhaltsam zu, was die Zuhörer mit viel Beifall bescheinigten.

Neben Bürgermeister Michael Göllner, der die „Ü-50-Party“ am Freitagabend mit einer kurzen Dankesrede an alle Mitwirkenden eröffnet hatte, saßen auf dem Podium Ingrid Scheuerle (Baiersröderhof), Edeltraud Marx, Horst Bopp (Weiherhof), Inge Marx (Hirzbach) und – so heißt sie bei Schulkindern: „Frau Hammersbach“, die Ehrenbürgermeisterin und Amtsvorgängerin Göllners, Helga Meininger. Moderiert wurde die Talkrunde von Hartmut Schneider.

Blick zurück und nach vorn

Nach einem Rückblick auf die Fusion vor 50 Jahren, als sich Marköbel mit Hirzbach und der Staatsdomäne Baiersröderhof aus dem Altkreis Hanau mit Langen-Bergheim aus dem Altkreis Büdingen zur Gemeinde Hammersbach zusammenschlossen, ging es um die schönsten Ereignisse. Zum Abschluss sollten die „Talker“ einen Blick in Zukunft wagen: „Wie wird Hammersbach in 50 Jahren aussehen?“

Helga Meininger, seit 78 Jahren ihrem Geburtshaus treu geblieben, musste zunächst der Legendenbildung entgegenwirken: Sie war die erste Bürgermeisterin im Main-Kinzig-Kreis und die zweite Hessens, stellte sie klar. Sie könne sich gut an die Zeit vor 1970 erinnern. Spinnefeind sei man sich gewesen, die Feindschaften hätten Familien auseinandergerissen, man habe sich nicht einmal mehr gegrüßt. Der Zusammenschluss am 31. Dezember 1970 sei letztlich das Beste für die Orte gewesen.

Heute eher Gefrotzel als Streitigkeiten

Heute gebe es keine Unterschiede mehr zwischen Marköblern und Langen-Bergheimern, das ist „eher Gefrotzel“ als ernsthafte Streitigkeit. Das Fest zu 25 Jahren Hammersbach in der großen Turnhalle, das der neu gegründete Vereinsring einmalig gestaltet hatte, hat Meininger in bester Erinnerung. Zukünftig wünscht sie sich, dass Menschen weiterhin aufeinander zugehen und miteinander reden, dass sie vernünftig bleiben und die Entwicklung in eine gute Zukunft führen.

Edeltraud Marx, die nach vielen Umzügen wieder in ihren Geburtsort Marköbel zurückgekehrt ist und sich ebenfalls lebhaft an den Disput um den Zusammenschluss erinnern kann, findet die aktuelle Situation gut. „Es soll so bleiben“ , erhofft sie sich auch für die Zukunft.

Erinnerung an Jubiläum von Marköbel und Baiersröderhof

Für Ingrid Scheuerle, die seit 1976 auf dem „Pfaffehof“ lebt, waren die größten und schönsten Ereignisse die Jubiläumsfeste 1989 in Marköbel (1150 Jahre) und Baiersröderhof (850 Jahre). Alle hätten mitgeholfen, diese Feiern zu bewerkstelligen. Aus dieser guten Zusammenarbeit war letztlich der Ortsverein Marköbel der Landfrauen hervorgegangen. Für die Zukunft wünscht sich Ingrid Scheuerle eine öffentliche Verkehrsanbindung. „Das Radfahren, das geht an uns vorbei“, meinte sie.

Inge Marx, überzeugte Ostheimerin, wie man am Dialekt deutlich hören könne, vertrat den Ortsteil Hirzbach, in dem sie seit 45 Jahren wohnt. Sie hat ganz persönliche Höhepunkte erlebt, denn zu den großen Jubelfesten, wie 1978, als 750 Jahre Hirzbach gefeiert wurde, hat sie jeweils ein Kind erwartet. Umzüge auf dem Festwagen musste sie absagen. Für die Zukunft baut sie auf Familien und auf die Kirche.

„Die Kirchen müssen zusammenfinden“

Horst Bopp, seit 62 Jahren auf dem Weiherhof zu Hause, erinnerte an die Pfingstfeste und meinte dann: „Für mich ist jeder Tag ein Höhepunkt.“ Er hatte die Lacher auf seiner Seite, als er nach der Anzahl der Pferde gefragt wurde: „Es gibt viele Pferde, mehr Pferde als Rindviecher. Damit sind die Vierbeinigen gemeint.“ Die letzte Kuh für die Milchproduktion wurde in Hammersbach am 31. Mai gemolken, wusste Bopp. Für die nächsten Jahre hoffe er weiterhin auf ein friedliches Zusammenleben. „Und die Kirchen müssen zusammenfinden.“

Bürgermeister Michael Göllner hob hervor, dass die Gemeinden, denen sich vor 50 Jahren keine Alternative zum Zusammenschluss geboten hatte, sich großartig entwickelt und eine ganz neue Mentalität hervorgebracht hätten. Hammersbach habe viele Facetten, man fühle sich hier wohl.

Bürgermeister Göllner als „tapferer Schultheiß Mörschel“

Sein ganz besonderes persönliches Erlebnis – und hierfür sei er sehr dankbar – war die Rolle des Schultheiß Mörschel, die er 2014 spielen konnte. Das Theaterstück „Der tapfere Schultheiß Mörschel“ wurde zur 1100-, zur 1150- und zur 1175-Jahrfeier Marköbels aufgeführt. Legendär ist die Darstellung von Bürgermeister Hans Leitner, die sich Göllner, wie er erzählte, aber erst nach seinem eigenen Auftritt angesehen habe.

Für die Zukunft hoffe er, dass er die Zeichen der Zeit erkennt und die Gemeinde weiterhin mit Maß gut führen werde. Als Vater wünsche er sich, dass die nächste Generation sagen könne: „Eine tolle Gemeinde haben sie uns hinterlassen.“ Das würde er selbst gerne miterleben – zum nächsten Jubiläum als 103-Jähriger, wenn es sein müsse, im Rollstuhl. (Von Ulrike Pongratz)

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