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Hammersbach: Verkehrsprüfung für Naturkita in den nächsten Tagen

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Von: Jan-Otto Weber

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Ein Schild hält die Verkehrsteilnehmer zur gegenseitigen Rücksichtnahme rund um die Schafskäserei an. Da der Betrieb wächst und derzeit ausgebaut wird, könnte auch der Verkehr zunehmen.
Ein Schild hält die Verkehrsteilnehmer zur gegenseitigen Rücksichtnahme rund um die Bio-Schafskäserei in Hammersbach Hirzbach an. Da der Betrieb wächst und derzeit ausgebaut wird, könnte auch der Verkehr zunehmen. © Jan-Otto Weber

Die etwas pummelige Silhouette eines Schafs auf weißem Grund, gerahmt von einem roten Warndreieck, weist Passanten an der Ausflugsroute Hohe Straße auf die Schafskäserei des Hirzbacher Kapellenhofs hin. Hier könnte im kommenden Jahr eine Naturkita entstehen.

Hammersbach – Das Schaf-Schild kommt zwar mit einem Augenzwinkern daher. Dennoch zeigt es an, dass sowohl Mitarbeiter und Kunden des Schafhofs als auch Landwirte und Ausflügler mit dem Fahrrad oder zu Fuß aufeinander Rücksicht nehmen sollen. Demnächst könnte eine weitere Gruppierung hinzu kommen: eine Kindergartengruppe. Denn die Bruchköbelerin Anaïs Vanden Eede hat das Areal direkt gegenüber dem Schafhof als ideales Gelände für eine Naturkita ausgemacht. „Ich wusste schon während des Abiturs, dass ich irgendwann mal einen Kindergartenbauernhof oder etwas Ähnliches machen will“, berichtet die 25-Jährige bei einem Treffen vor Ort. „Dass ich jetzt schon so schnell die Möglichkeit dazu bekomme, ist eine glückliche Fügung.“

Zielstrebig hatte die junge Frau, die aus Bad Vilbel stammt, nach dem Abitur Erziehungswissenschaften studiert und ihren Bachelor-Abschluss gemacht. Es folgten diverse naturpädagogische Praktika und eine Anstellung als Erzieherin im Waldkindergarten in Altenstadt. Um auch den Umgang mit Tieren zu erlernen, setzte sie schließlich noch ein Praktikum auf dem Kapellenhof in Hirzbach obendrauf.

Kinder finden über Tiere Kontakt zur Gruppe

„Ich kannte Schafe schon aus anderen Praktika“, erzählt Vanden Eede. Zwar fehlt ihr noch eine spezielle tierpädagogische Ausbildung, doch die wesentlichen Aspekte der Arbeit mit Tieren hat sie bereits verinnerlicht. „Grundsätzlich finden auch zurückhaltende Kinder über die Tiere schnell Kontakt zur Gruppe. Die nonverbale Kommunikation und die Sensibilität im gegenseitigen Umgang werden gefördert. Die Kinder können sich, wenn sie mögen, mit den Erziehern um die Tiere kümmern und lernen, deren Bedürfnisse zu erkennen und Verantwortung zu übernehmen. Diese sozialen Kompetenzen sind wichtig für das ganze Leben.“

Anaïs Vanden Eede aus Bruchköbel möchte gern auf dem Gelände gegenüber der Schafskäserei des Hofguts Kapellenhof in Hirzbach einen tiergestützten Naturkindergarten anbieten.
Anaïs Vanden Eede aus Bruchköbel möchte gern auf dem Gelände gegenüber der Schafskäserei des Hofguts Kapellenhof in Hirzbach einen tiergestützten Naturkindergarten anbieten. © Jan-Otto Weber

Dass sie über das Praktikum auf dem Kapellenhof auch gleich die Möglichkeit bekommen würde, ihr Ziel einer tiergestützten Naturkita in freier Trägerschaft zu verwirklichen, hätte sie nicht zu träumen gewagt. Doch sowohl der Grundstückseigentümer des anvisierten Areals als auch Pächter Christoph Neizert, Inhaber des Hirzbacher Hofguts Kapellenhof, wollen die junge Frau durch die kostenlose Bereitstellung des Geländes unterstützen, das momentan als Rastplatz für Kunden der Bio-Schafskäserei und Ausflügler an der Hohen Straße dient.

Verständnis für Sicherheitsbedenken

Doch bevor hier Kinder zwischen grasenden Schafen spielen, soll die Anbindung des Geländes noch auf ihre Verkehrssicherheit hin überprüft werden. Die Koalition aus CDU und Grünen hatten in der letzten Gemeindevertretersitzung einen entsprechenden Antrag gestellt, da sowohl die Einmündung des Feldwegs im Kurvenbereich der Landesstraße 3009 als auch der durch den Käserei-Betrieb gewachsene Verkehr gemeinsam mit dem Hol- und Bringverkehr der Naturkita Gefahren bergen könne.

Anaïs Vanden Eede hat dafür Verständnis. „Wenn jemand Gefahren sieht, bin ich dankbar für Hinweise und finde es in Ordnung, dass das geprüft wird.“ Auch sie hat sich schon Gedanken zum Verkehr gemacht. „Grundsätzlich appelliere ich an die Familien, Fahrgemeinschaften zu bilden, was bei einem solchen umweltbewussten Konzept naheliegend ist. Zumindest morgens gibt es noch keinen Kundenverkehr bei der Schafskäserei. Und sowohl zur Bringzeit von 8 bis 8.45 Uhr als auch zur Abholzeit werden nicht alle Eltern auf einmal kommen.“

Betreiberin wünscht sich Planungssicherheit bis Ende Oktober

Ein weiterer Vorteil sei, dass die Autos quasi im Einbahnstraßenverkehr am Ortseingang Marköbel einfahren und in Richtung Hirzbach wieder rausfahren könnten. Das Gelände selbst soll ohnehin eingezäunt werden, damit sich die Schafe frei bewegen können. „Vielleicht würde es schon reichen, wenn man zusätzliche Schilder aufstellt“, hofft Vanden Eede.

Kinder jetzt schon anmelden

Die Naturkita von Anaïs Vanden Eede soll im März 2022 ihren Betrieb aufnehmen. Maximal 20 Kinder von drei bis sechs Jahren können in der Zeit von 8 bis 14 Uhr betreut werden. Auf die Eltern kämen keine Betreuungskosten zu, da der Elternanteil durch den Zuschuss des Landes Hessen gedeckt wäre. Die Gemeinde Hammersbach will zudem einen Betriebskostenzuschuss leisten. Als Unterschlupf wird ein Bauwagen dienen, als Sturmraum bei allzu schlechtem Wetter kann auch ein Raum des Schafhofs genutzt werden. Das Konzept orientiert sich an der Naturpädagogik, auch der Umgang mit Schafen soll fest in den Alltag integriert sein. Anmeldungen sind ab sofort unter 0157 52811001 oder per E-Mail an Anais.VandenEede@gmx.de möglich. Es können auch bereits Kinder angemeldet werden, die erst im Lauf des kommenden Jahres oder später das dritte Lebensjahr vollenden werden. (jow)

In den kommenden Tagen soll die entsprechende Verkehrsprüfung stattfinden. Zwar haben sich die Fraktionen und auch der Gemeindevorstand dafür ausgesprochen, notfalls ein anderes Gelände zur Verfügung zu stellen. Doch die Zeit drängt.

„Ich brauche etwas Schriftliches, um noch rechtzeitig Kredite und Förderungen zu beantragen“, erklärt die junge Frau. „Außerdem muss ich den Bauwagen bestellen, der dann wohl ohnehin erst nächsten Sommer geliefert wird. Und ohne einen konkreten Standort zu benennen, kann ich auch keine Rechtsform gründen. Es wäre gut, wenn bis Ende Oktober eine Entscheidung fällt.“

Keine zusätzliche Verzögerung durch Antrag

Durch den Antrag der Koalition von CDU und Grünen, die Verkehrssituation rund um das anvisierte Areal für die Naturkita der Pädagogin Anaïs Vanden Eede gegenüber der Bio-Schafskäserei in Hirzbach prüfen zu lassen, kommt es zu keiner zusätzlichen zeitlichen Verzögerung des Projekts. Dies sagte Bürgermeister Michael Göllner (SPD) auf Nachfrage unserer Zeitung. Vielmehr sei eine solche Prüfung ohnehin Teil des Genehmigungsverfahrens eines solchen Betriebes, so der Rathauschef. Noch im Oktober sollten die entsprechenden Termine mit den Baubehörden und der Landesbehörde Hessen Mobil stattfinden.

Fraglich sei allerdings, ob rechtzeitig zur nächsten Sitzung der Gemeindevertreter am 26. Oktober eine entsprechende Beschlussvorlage abgestimmt werden könne, erklärte der Bürgermeister weiter. Dies sei auch vom Rücklauf und der Beurteilung der beteiligten Behörden abhängig. Die Hammersbacher Gemeindeverwaltung werde jedenfalls alles tun, um das Verfahren so schnell wie möglich umzusetzen.

Projekt bereits seit Mai im Gemeindevorstand bekannt

In der Gemeindevertretersitzung am 21. September hatte die SPD-Fraktion die Befürchtung geäußert, das Genehmigungsverfahren für die Naturkita könnte sich durch den Antrag der Koalition zur Überprüfung der Verkehrssicherheit unnötig verzögern. CDU und Grüne hingegen hatten darauf hingewiesen, dass das Thema ohne ihren Antrag ohnehin erst im folgenden Gremiengang durch den Gemeindevorstand eingebracht worden wäre. Auch dies bestätigte Bürgermeister Göllner nun im Gespräch mit unserer Zeitung.

Wie die Pädagogin Anaïs Vanden Eede aus Bruchköbel gegenüber dem HA sagte, habe sie ihr Projekt eines Naturkindergartens dem Gemeindevorstand bereits im Mai dieses Jahres vorgestellt. (Von Jan-Otto Weber)

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