Hammersbacher hatten die Wahl: Gewerbegebiet hat überall Stimmen gekostet

Die Bürger von Hammersbach hatten am Sonntag eine echte Wahl. Schon das ist eine gute Nachricht, nachdem Bürgermeister Michael Göllner vor sechs Jahren mit knapp 80 Prozent der Stimmen ohne einen Gegenkandidaten bestätigt wurde. Diesmal war es deutlich knapper: 54,6 Prozent der Wähler gaben Göllner ihre Stimme für eine vierte Amtszeit.
Hammersbach - Dass der SPD-Kandidat sein bislang schlechtestes Ergebnis erzielt hat, lag einerseits an seiner zentralen Rolle als Zweckverbandsvorsitzender, durch die seine Person eng mit dem Streit um die Entwicklung des Interkommunalen Gewerbegebiets Limes verknüpft war, der auch über die Gemeindegrenzen hinweg geführt wurde. Wie bereits bei der Kommunalwahl zu sehen war, hat das Thema am Vertrauen einiger SPD-Wähler in ihren Bürgermeister gekratzt. Göllner selbst hatte zuletzt eingeräumt, dass beispielsweise bei der Vermietung von Halle 1 nicht alles rund gelaufen ist.
Andererseits hat sich der CDU-Kandidat Alexander Kovacsek durch eine große Energieleistung im Wahlkampf mit Hunderten von Haustürbesuchen sein respektables Ergebnis hart erarbeitet. Doch auch ihn könnte das Thema Gewerbegebietsentwicklung Stimmen gekostet haben. Etwa von konservativen Anhängern, die nicht nachvollziehen konnten, warum eine Halle, direkt an der Autobahn, vermietet an einen deutschen Mittelständler für dessen Eigenlogistik, etwas Schlechtes sein soll. Oder die abgeschreckt waren von der vermeintlichen Schützenhilfe einer zuweilen drastisch auftretenden Bürgerinitiative Schatzboden und deren Nähe zum grünen Koalitionspartner.
Kommunalwahlergebnis ließ sich nicht übertragen
Ein Hinweis darauf, dass das Thema „Westerweiterung“ nicht so sehr verfangen hat, ist auch das Ergebnis in Langen-Bergheim, wo Göllner die meisten Stimmen holen konnte, obwohl der Ortsteil zumindest räumlich und in Sachen Verkehr doch am meisten von den Hallen betroffen ist. Und auch bei den Grünen mag es einige Anhänger gegeben haben, die sich anstatt der Hingabe der erst neu gegründeten Partei zur CDU mehr eigenes Profil gewünscht hätten und deshalb der Wahl ferngeblieben sind. Fakt ist jedenfalls: Das Kommunalwahlergebnis ließ sich nicht auf die Bürgermeisterwahl übertragen.
Dennoch: Für Schwarz-Grün bot nur die Bündelung der Kräfte eine reale Chance, den über 18 Jahre etablierten Netzwerker Göllner abzulösen, der alle Verbindungen aktivierte, um aus dem Amt heraus seine Stärken auszuspielen. Insofern bleiben die 45,4 Prozent für Kovacsek ein beachtliches Ergebnis.
Noch ein Blick auf die Wahlbeteiligung von 66 Prozent. Dafür, dass die Positionen der Kandidaten zu den Themen – auch abseits des Gewerbegebiets – durchaus konträr waren und es für beide Lager ums Ganze ging, hätte man noch ein paar Prozent mehr erwarten können. Selbst bei der Landtagswahl 2018 waren es knapp 70 Prozent.
Die Hammersbacher hatten die Wahl. Wer nicht hingegangen ist, darf sich nicht beklagen. Wie der juristische Streit um die „Westerweiterung“ ausgeht, entscheiden irgendwann die Gerichte. Nun ist es Zeit, sich wieder anderen wichtigen Themen zuzuwenden. Schon am 14. Juni tagt die Gemeindevertretung. (Von Jan-Otto Weber)
Lesen Sie hier die Stimmen zur Wahl und den Bericht vom Wahlabend.