Neue CDU-Vorsitzende Adriane Kovacsek will das Band zwischen den Hammersbachern stärken

Auch wenn die Freiwillige Feuerwehr die ausgedienten Weihnachtsbäume im Ort bereits am Wochenende zuvor abgeholt hat: Bei Kovacseks steht er an diesem Januarmorgen noch – hübsch geschmückt mit Holzspielzeug und Strohsternen. In der Ecke des Wohnzimmers, gleich neben dem Kamin, ragen Zweige aus einer Vase, an denen bunte Bastelarbeiten der Kinder baumeln.
Hammersbach – Es ist gemütlich in der Dachgeschosswohnung: Familienzone. Familie ist Adriane Kovacsek besonders wichtig. Ihre Schwiegereltern wohnen ebenfalls in dem Mehrfamilienhaus im Ortsteil Marköbel, die Eltern nahe dem Ortsmittelpunkt, etwa zehn Minuten zu Fuß entfernt. Ein starker Rückhalt, gerade in Zeiten von Corona.
Umso bemerkenswerter ist der Schritt, den Adriane Kovacsek nun an die Spitze der CDU in Hammersbach gemacht hat. Nachdem sie bereits im Sommer vergangenen Jahres die Parteiführung kommissarisch von Silke Sellman übernommen hatte, wurde sie Ende November von den Mitgliedern zur neuen Vorsitzenden gewählt. Einstimmig, so wie auch alle anderen im Vorstandsteam.
Koalition verspürt Rückenwind
„Ich hatte da richtig Bock drauf“, platzt es aus der 41-Jährigen heraus. „Die Leute im Vorstand sind mir so ans Herz gewachsen. Und auch im Ort verspüren wir Rückenwind für unsere Arbeit. Erstmals seit Jahrzehnten können wir als CDU gemeinsam mit den Grünen in der Gemeindevertretung über Dinge für unseren Ort entscheiden. Das freut mich vor allem auch für unsere langjährigen Mitglieder.“
Doch der Wind bläst der Koalition, die zur Kommunalwahl im vergangenen Jahr die absolute Mehrheit der SPD nach 32 Jahren beendet hat, nicht nur in den Rücken, sondern auch ins Gesicht. Das verspürte bislang vor allem Adriane Kovacseks Mann Alexander, der seit über 15 Jahren die CDU-Fraktion in der Hammersbacher Gemeindevertretung führt und auch in der Zweckverbandsversammlung zum Interkommunalen Gewerbegebiet Limes den Widerstand gegen die dritte Logistikhalle und für eine kleinteilige Entwicklung in der „Westerweiterung“ organisiert. Eine aufreibende Auseinandersetzung für alle Seiten, die nicht nur im Parlament, sondern auch in den sozialen Netzwerken in rauem und nicht selten auch persönlichem Ton geführt wird.
Eltern versuchen Politik von Kindern fernzuhalten
Als Parteivorsitzende steht nun auch Adriane Kovacsek neben ihrem Mann in der ersten Reihe. „Wir achten darauf, dass wir die Politik von den Kindern fernhalten“, sagt die zweifache Mutter. „Es ist kein Tischgespräch, die Familienzeit soll davon nicht belastet werden. Doch natürlich werde ich auch im Alltag verstärkt als Ansprechpartnerin gesehen, gerade für die anderen Eltern in der Kita oder in der Grundschule. Und da kommen wichtige Impulse zu Dingen, die uns als Familie selbst direkt betreffen und in die wir uns deshalb gut reinfühlen können.“
Nicht verwunderlich also, dass die CDU Themen wie die U3-Notfallbetreuung in den Ferien oder den Ausbau der Jugendarbeit auf die Agenda setzt. Sie selbst habe als Teenager mit ihrer besten Freundin viel Zeit im „Jumix“, dem damaligen Jugendtreff an der Dammbrücke, verbracht. Hier konnten sie beim Billard-Spielen über Jungs sprechen, während diese draußen Basketball gespielt haben. „Das war damals ein total wichtiger Ort für uns“, erinnert sich die 41-Jährige. Auch ihr Mann Alexander hat sich in Redebeiträgen zum Thema Jugendarbeit in der Gemeindevertretung über Jahre dafür stark gemacht, den Jugendlichen wieder ein attraktives Angebot zu machen.
Kennengelernt haben sich die Eheleute in der vierten Klasse, nachdem Adriane mit ihren Eltern nach Hammersbach gezogen war. Doch als junge Erwachsene verloren sie sich zunächst aus den Augen. Adriane machte eine Ausbildung als Werbekauffrau, lebte sieben Jahre in Fechenheim bevor sie in den Offenbacher Stadtteil Bieber zog. Sie habe viel gearbeitet in dieser Zeit. Doch ihr Lebensumfeld in der Stadt sei eher anonym gewesen.
Hammersbach als Rückzugsort
„Hammersbach ist an den Wochenenden immer ein wichtiger Rückzugsort für mich geblieben. Hier hatte ich meinen Ruhepol, mit den kurzen Wegen in die Natur. Diese Lebensqualität schätzen wir heute auch als Familie mit den Kindern sehr.“
Seit 13 Jahren lebt die Marketingreferentin, die an zwei Tagen in der Woche für eine Firma in Eschborn arbeitet, nun wieder in Hammersbach. Die Liebe hat sie zurückgeführt. „Über Alexander wurde auch mein Interesse an kommunalpolitischen Themen geweckt.“ Bei Ausflügen und Veranstaltungen der CDU habe sie sympathische Leute kennengelernt. Das Miteinander und die Haltung in der CDU gefielen ihr.
„Alex und ich sind der Meinung, dass man die Leute mit Inhalten überzeugen muss. Deshalb konzentrieren wir uns ganz auf unsere Aufgaben, ohne über andere Mitbewerber schlecht zu reden.“
Mit den Grünen auf einer Wellenlänge
Mit den Grünen seien sie da in der Koalition auf einer Wellenlänge. „Das Miteinander ist von Vertrauen, Wertschätzung und dem gemeinsamen Willen geprägt, gute Entscheidungen für Hammersbach zu treffen.“ Es werde nicht geschaut, wer eine Idee hatte. Niemand wolle sich aufspielen. „Es geht um die Sache, nämlich um unsere Gemeinde. An diesem ruhigen und sachlichen Stil wollen wir auch im bevorstehenden Bürgermeisterwahlkampf festhalten.“ Natürlich schauten die Leute im Ort genau hin, was die Koalition so mache. „Ich kann nur jeden einladen, in die Gemeindevertretersitzungen zu kommen, um sich selbst ein Bild davon zu machen, wer was wie sagt und auftritt.“
Immerhin habe der Ortsverband im vergangenen Jahr sechs neue Mitglieder gewinnen können, was für die CDU Hammersbach „richtig gut“ sei. Auch sonst fänden sich Unterstützer, die Flyer und Broschüren verteilen. Etwa die neuen Mitteilungsblätter der Koalition und der CDU, in denen die Parteien die Bürgerinnen und Bürger über aktuelle Themen und ihre politische Arbeit aufklären wollen. Internetkanäle wie die Homepage, Facebook, den Newsletter oder Instagram betreut die Parteichefin selbst. Und als „geselliger Mensch“ freue sie sich über den neuen CDU-Stammtisch, der Corona-bedingt zurzeit jedoch nur sporadisch stattfinde.
Orte der Begegnung schaffen
Umso mehr hofft Adriane Kovacsek darauf, sich bald wieder persönlich mit Freunden treffen und auch gemeinsam feiern zu können. Das würde auch dem Zusammenhalt und dem Austausch in der Dorfgemeinschaft gut tun. Dazu gehöre, Orte der Begegnung zu schaffen, für alle Generationen. Etwa der Wasserspielplatz Borngasse, der beispielsweise um ein Kneipp-Becken als Angebot für Erwachsene erweitert werden könnte.
„Wir wollen das Band zwischen den Hammersbachern stärken und den dörflichen Charakter des Ortes bewahren.“ Man könnte wohl auch sagen: das Dorf als Familienzone. (Von Jan-Otto Weber)