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Vor 50 Jahren wurde die Autobahnbrücke bei Hammersbach gebaut

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Von: Robert Giese

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Die Talbrücke Marköbel wurde 1973 gebaut. Rund 20 000 Fahrzeuge, so die damaligen Schätzungen, würden die Strecke täglich befahren – heute sind es knapp doppelt so viele.
Die Talbrücke Marköbel wurde 1973 gebaut. Rund 20 000 Fahrzeuge, so die damaligen Schätzungen, würden die Strecke täglich befahren – heute sind es knapp doppelt so viele. © Axel Häsler

Vom Bau einer „Mammutbrücke“ berichtete der HANAUER ANZEIGER 1973. Die Talbrücke bei Marköbel ist die längste Brücke auf dem Abschnitt der Autobahn 45 zwischen Hanau und Gießen.

Hammersbach – Mit ganz neuen Dimensionen wurden die Hammersbacher vor einem halben Jahrhundert konfrontiert, denn vor ihren Augen wuchsen im Marköbeler Tal damals mehrere gewaltige Brückenpfeiler in den Himmel. Sie sollten einen Teil der heutigen Autobahn 45 tragen, die Hanau mit Gießen verbindet und welche in den Siebzigerjahren als Verlängerung der Sauerland-Linie durch Hessen bis kurz hinter die bayrische Grenze gebaut wurde.

Der HANAUER berichtete 1973 über den Bau der „Mammutbrücke“. Repro: Robert Giese
Der HANAUER berichtete 1973 über den Bau der „Mammutbrücke“. © Repro: Robert Giese

Die damals noch als Autobahn 13 geplante Strecke sollte im deutschen Autobahnnetz eine wichtige Funktion erfüllen: Im Fernverkehr sollte sie die stark beanspruchte Autobahn zwischen Köln und Frankfurt entlasten, aber auch für den Berufs- und Wochenendverkehr großen Nutzen bringen. Pendler könnten, so das Kalkül der Planer, über die neue Strecke leichter vom Vogelsberg Richtung Frankfurt kommen, während am Wochenende die Städter schneller im Grünen wären. Rund 20 000 Fahrzeuge, so die damaligen Schätzungen, würden die Strecke täglich befahren – heute sind es knapp doppelt so viele.

Anschluss an Autobahn von Frankfurt nach München

Ein Projekt mit derart gewaltigen Dimensionen wurde jedoch nicht einfach aus dem Boden gestampft, sondern generalstabsmäßig geplant. Bevor die heutige Autobahn 45 für den Verkehr freigegeben werden konnte, mussten erst die nötigen Anschlüsse an bestehende Autobahnen hergestellt werden – so zum Beispiel an die Autobahn zwischen Frankfurt und München. Andernfalls, so die Befürchtung der Planer, könne es rund um Hanau über Monate hinweg zu langen Staus kommen.

Als erster Streckenabschnitt zwischen Hanau und Gießen sollte das Stück zwischen Langenselbold und Florstadt in Betrieb gehen. Das war freilich kein Zufall, denn dadurch würden die Bundesstraße 275 bei Florstadt und die damalige Bundesstraße 40, heute die Autobahn 66, miteinander verbunden. Auf eben jenem rund 20 Kilometer langen Abschnitt lag das Marköbeler Tal, das mit einer 400 Meter langen Brücke überspannt werden sollte. Damit war die Talbrücke Marköbel die längste auf der Strecke zwischen Hanau und Gießen.

Brücke kostete damals zehn Millionen D-Mark

Dieses „gigantische Werk“ ließ sich im Februar und März 1973 schon gut erahnen, schließlich standen die nötigen Stahlbetonsäulen bereits auf mehreren hundert Metern. Etwa zehn Millionen Mark Baukosten veranschlagten die Planer allein für die Brücke, pro Autobahnkilometer wurden damals weitere zehn Millionen Mark fällig, also etwa die Hälfte der heutigen Kosten.

Das beeindruckende Bauwerk muss in den kommenden Jahren ersetzt werden.
Die Talbrücke Marköbel: Das beeindruckende Bauwerk der Autobahn 45 bei Hammersbach muss in den kommenden Jahren ersetzt werden. © Axel Häsler

Bei der Errichtung der Marköbeler Talbrücke drückten die Verantwortlichen aufs Tempo: Als erstes Teilstück der Strecke zwischen Gießen und Hanau sollte der Abschnitt schon 1975 oder 1976 in Betrieb gehen. Dabei war es mit dem Bau der markanten „Mammutbrücke“ nicht getan, denn die Autobahnen wurden schon damals möglichst geschickt in die Landschaft eingepasst. Auch der Umweltschutz spielte schon 1973 eine Rolle: So sollte eine Bepflanzung der Fahrbahnränder – hier hatten sich Wildrosen wegen ihrer Unempfindlichkeit gegenüber Streusalz als besonders geeignet erwiesen – dafür sorgen, dass möglichst wenig Abgase und Lärm ihren Weg von der Autobahn zu den Bewohnern der an der Trasse liegenden Ortschaften finden.

Autobahn 45 wurde 1978 vollständig übergeben

Vollständig dem Verkehr übergeben wurde die Autobahn 45 im Jahr 1978, eine ursprünglich geplante Verlängerung bis Richtung Stuttgart war allerdings schnell wieder vom Tisch.

Ein halbes Jahrhundert nach ihrem Bau nagt derweil der Zahn der Zeit auch an der Talbrücke Marköbel: Wie eine Studie aus dem vergangenen Jahr erwies, wird sie wie die 59 anderen Talbrücken der Autobahn 45 in den kommenden Jahren ersetzt werden müssen. (Von Robert Giese)

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