Kulturpreisträger stehen fest

Der diesjährige Kulturpreis des Kreises geht an die Künstler Professor Thomas Bayrle (Frankfurt) und Michael Millard (Mainz), dotiert mit jeweils 5000 Euro. Beide Preisträger haben durch ihr künstlerisches Schaffen und ihre Lebensstationen eine feste Verbindung zum Main-Kinzig-Kreis. Den Nachwuchsförderpreis verbunden mit einer Fördersumme in Höhe von 2000 Euro erhält in diesem Jahr das Theater der Vielfalt (Hanau).
Das Ehepaar Marlies und Klaus Keßler bekommt den Sonderpreis und 3000 Euro für sein Engagement rund um das Kulturgut der Wächtersbacher Keramik, die das Paar in seinem Lindenhofmuseum in Brachttal präsentiert. Dies hat die Kulturpreisjury in ihrer jüngsten Sitzung entschieden. Insgesamt 23 Vorschläge hatten die Mitglieder der Kulturpreisjury in diesem Jahr auszuwerten.

Professor Thomas Bayrle wurde 1937 in Berlin geboren und lebt in Frankfurt. Er ist einer der namhaftesten deutschen Objektkünstler, Maler, Grafiker und Videokünstler. Nach seiner Lehre zum Musterzeichner und Weber studierte er an der Werkkunstschule Offenbach, Schwerpunkt Druckgrafik. Er nahm mehrfach an der documenta in Kassel teil. Auch die Sammlung des Städel Museum in Frankfurt beherbergt Werke von ihm. Ab 1972 war Thomas Bayrle als Professor tätig an der Städelschule in Frankfurt.
Seine Kindheit und Jugend verlebte er im Main-Kinzig-Kreis. Mit seiner Mutter und den Geschwistern war er 1940 in den Jossgrund evakuiert worden. Bayrle hat insbesondere in den vergangenen Jahren auf den Jossgrund als eine der Hauptquellen seiner künstlerischen Entwicklung verwiesen. Immer wieder war er im Verlauf seines Lebens dort, um Inspirationen zu bekommen und Erinnerungen aufzufrischen. „Damit lenkt er die Aufmerksamkeit einer größeren Öffentlichkeit sowie der Kunstwelt auf Kultur und Natur des Main-Kinzig-Kreises und reiht diese ein in die Palette künstlerischer Inspirationsquellen wie große Metropolen“, heißt es in der Begründung des Vorschlags für den Kulturpreis.

Der Musiker Michael Millard, geboren 1959 in Leeds, kam 1987 aus England nach Bad Orb zur ersten Produktion der dortigen Opernakademie, „Die Hochzeit des Figaro“. Davor war er musikalischer Leiter des renommierten Mayer-Lismann-Opern-Studios in London. Direkt nach der ersten Opern-Produktion in Bad Orb fing er als Pianist und Dirigent am Mainzer Staatstheater an, wo er immer noch tätig ist. Im Jahr 1998 kam er zu Lortzings „Wildschütz“ erneut nach Bad Orb, dieses Mal als musikalischer Leiter der Opernakademie in Zusammenarbeit mit Regisseur Carlos Krause. Mit ihm baute Millard die Opernakademie zu einer weltbekannten Institution auf.
Insgesamt 24 Jahre lang hat er (mittlerweile deutscher Staatsbürger) mit Leidenschaft seinen Jahresurlaub an den Theatern in Mainz und Bonn für die Opernakademie investiert sowie jedes Jahr zwischen Dezember und Februar die zahlreichen Bewerbungen analysiert und das Vorsingen auf Theaterbühnen durchgeführt. Millard trug maßgeblich dazu bei, die Opernakademie europa- beziehungsweise weltweit (in Anbetracht der Herkunftsländer der Bewerbungen) bekannt zu machen.

Das Theater der Vielfalt aus Hanau wurde von jungen Menschen gegründet als Reaktion auf die politischen Erfahrungen mit Ausgrenzung und Hass, insbesondere trugen dazu die Ereignisse vom 19. Februar 2020 in Hanau bei. Theater sehen sie als Mittel der Verständigung und Auseinandersetzung. Dafür werden in diesem Jahr die jungen Akteure mit dem Nachwuchsförderpreis ausgezeichnet. Sie verstehen sich als Darstellende und Multiplikatoren, deren gemeinsame künstlerische Arbeit darin besteht, verschiedene Ansätze und Aktivitäten zusammenzuführen und einen Raum für künstlerische Arbeit zu bieten. Ausdrücklich wird zur Reflexion und kritischen Auseinandersetzung aufgefordert.
Der Sonderpreis der Jury geht in diesem Jahr an das Ehepaar Marlies und Klaus Keßler. Sie kauften im Jahr 1993 ein 200 Jahre altes Fachwerkhaus mit Scheune in Brachttal-Streitberg in der Nähe der Wächtersbacher Keramikfabrik. Denkmalgerecht restaurierten sie das Anwesen, einen Teil davon eröffneten sie als privates Museum, um einmalige Kollektionen der Wächtersbacher Keramik zu präsentieren. Seit dieser Zeit ist das Lindenhofmuseum ein Ort umfangreicher Keramikausstellungen und damit auch ein Stück Heimatgeschichte.
Marlies und Klaus Keßler haben mit ihrem Lebenswerk, dem Lindenhof Keramik-Museum in Brachttal, einen Leuchtturm im Kreis geschaffen. Ihre Leidenschaft für die Geschichte der Steingutfabrik und ihr Verantwortungsgefühl, das eigene Wissen und die private Sammlung öffentlich zugänglich zu machen, sprechen für ein herausragendes Engagement auch in kultureller Hinsicht. Die in Jahrzehnten zusammengetragene Sammlung ist in Umfang, Größe und vor allem Qualität ohne Vergleich, so die Jury. Preisverleihung: Die feierliche Verleihung der Kulturpreise findet am Freitag, 18. November, um 19 Uhr im Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen statt..