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Analysegeräte für Klima- und Umweltforschung made in Langenselbold

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Von: Lars-Erik Gerth

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Die Analysegeräte werden speziell für Kunden gefertigt und in getestet, bevor sie auf ihren Transportweg gehen.
Die Analysegeräte werden speziell für Kunden gefertigt und in getestet, bevor sie auf ihren Transportweg gehen. © Axel Haesler

Die Langenselbolder Firma Elementar entwickelt und fertigt Analysegeräte, die helfen, unsere Lebensqualität zu sichern. Neben Forschung und Entwicklung geht es beim Einsatz vor allem um Qualitätskontrollen.

Langenselbold - Von der Gründaustadt aus in die weite Welt, in über 80 Länder: Keine Frage, die in Langenselbold beheimatete Firma Elementar Analysensysteme GmbH ist ein Global Player. Das Unternehmen, das sich 1990 aus dem Heraeus-Konzern gelöst hat, ist weltweit Marktführer in der Hochleistungsanalytik von organischen und anorganischen Elementen. Es unterhält acht direkte Tochtergesellschaften in Europa, Asien, den USA und Australien.

Die Experten in Sachen Elementaranalytik um Firmengründer Dr. Hans-Peter Sieper hatten ihren Sitz zunächst im Hanauer Industriegebiet Nord. Dieser wurde aber bald zu klein, da sich Elementar rasant entwickelte und deshalb mehr Platz für Produktion und Lager benötigte. Diese Entwicklung belegen folgende Vergleichszahlen: Belief sich der Jahresumsatz 1990 noch auf etwa vier Millionen Euro, so hat er sich mittlerweile auf deutlich über 50 Millionen Euro gesteigert. Die Zahl der Beschäftigten lag vor etwas mehr als 30 Jahren noch bei unter zehn Personen. Mittlerweile sind es am Firmensitz in Langenselbold um die 120 Mitarbeiter und weltweit weitere 100 Beschäftigte an den Vertriebsstandorten in Frankreich, Italien, China, Japan, Indien, Australien, in den USA sowie in England.

Zusammenspiel zwischen unterschiedlichen Standorten ist entscheidend

Apropos England. Dort hat Elementar 2008 die Firma GV Instruments akquiriert, die unter dem Namen Isoprime Ltd. integriert wurde. Das Produktportfolio wurde dabei um eine neue Produksparte für die Isotopenverhältnis-Massenspektrometrie erweitert. Diese wird auch weiterhin in Manchester entwickelt und produziert. Wie Albrecht Sieper, der 2017 die Geschäftsführung von seinem Vater übernommen hat, erläutert, erlaubt die Stabilisotopenanalyse unter anderem Aussagen zur Herkunft von pflanzlichem Material oder organischem Gewebe in der Forensik oder zur Nahrungsmittelsicherheit. Somit sei es „ein unentbehrliches Werkzeug für die Klima- und Umweltforschung“.

Albrecht Sieper betont auch, wie wichtig das Zusammenspiel zwischen den Standorten ist und dass man in dieser Branche nur als Global Player agieren könne. „Alles ist eng miteinander verbunden und muss auch über die Ländergrenze hinweg funktionieren, um einen optimalen Synergiegewinn und Vorsprung zu generieren“, streicht der geschäftsführende Inhaber heraus. Zudem sei man vom Firmensitz an der Elementar-Straße in Selbold aus „eng mit unseren Kollegen weltweit im Austausch“.

Elisabeth II. höchstpersönlich gratulierte Albrecht Sieper zur Auszeichnung mit dem Queen’s Award for Enterprise.
Königin Elisabeth II. höchstpersönlich gratulierte Albrecht Sieper zur Auszeichnung mit dem Queen’s Award for Enterprise. © BCA Film

Wichtiges Einsatzgebiet: Entwicklung und Qualitätskontrolle von verschiedensten Produkten

Wie erfolgreich die Geschäftserweiterung um die Produktsparte der Stabilisotopenanalysatoren am Standort Manchester ist, zeigt sich daran, dass Isoprime Ltd. 2013 den Queen’s Award for Enterprise aus den Händen von Königin Elisabeth II. erhielt. Mit dieser Auszeichnung wurden die „herausragenden Erfolge im Exportgeschäft“ gewürdigt. In Manchester werden aber nicht nur die Geräte für die Stabilisotopenanalyse produziert und in alle Welt versendet, sondern auch jene Produkte für den britischen Markt vertrieben, die in Langenselbold gefertigt werden.

Im Zentrum der Produktion in der Gründaustadt steht die organische Elementaranalyse, die 2022 ihren 125. Geburtstag feierte. Wie Hans-Peter und Albrecht Sieper erläutern, kann man mit der organischen Elementaranalyse „als älteste industriell entwickelte Analysentechnik sehr präzise den prozentualen Gehalt der Elemente Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Schwefel ermitteln“. Diese gewonnenen Ergebnisse der Elementaranalyse „beeinflussen unser tägliches Leben“, betonen Geschäftsführer und Seniorchef.

Die Fertigung der Elementaranalysegeräte erfolgt direkt am Firmensitz am Langenselbolder Nesselbusch
Die Fertigung der Elementaranalysegeräte erfolgt direkt am Firmensitz am Langenselbolder Nesselbusch. © Häsler, Axel

Ein wichtiges Einsatzgebiet sind dabei Entwicklung und Qualitätskontrolle von unterschiedlichsten Produkten, etwa von Lebens- und Arzneimitteln sowie von Metallen, die in Fahrzeugen verbaut sind. Darüber hinaus könne die Elementaranalytik zu einer sauberen Umwelt beitragen, indem sie „wichtige Entscheidungsgrundlagen für Umweltschutzmaßnahmen“ liefere, zum Beispiel durch eine schnelle Überprüfung der Gewässer-, Sediment- und Bodenqualität.

Auch in der Lebensmittelindustrie spielt die Elementaranalytik eine entscheidende Rolle. Der Proteingehalt kann anhand des Stickstoffgehalts ermittelt werden und ist damit ein wichtiger Faktor, um Produktqualität und Preis zu beurteilen. „Er muss nicht nur mittels Lebensmittelkennzeichnung auf dem Endprodukt ausgewiesen werden, er ist auch ein wichtiger Parameter in der Entwicklung von Textur, Konsistenz und Geschmack von Lebensmitteln“, erklärt Albrecht Sieper. Die Elementaranalytik, so Sieper zusammenfassend, trage dazu bei, unsere Lebensqualität zu sichern. „Egal, ob es dabei um Wasser, Nahrung, Umwelt, Energie oder sonstige Bereiche geht.“

Die Fertigung der Elementaranalysegeräte erfolgt direkt am Firmensitz am Langenselbolder Nesselbusch
Die Fertigung der Elementaranalysegeräte erfolgt am Firmensitz am Langenselbolder Nesselbusch. © Häsler, Axel

Kaum Lieferengpässe dank besonderer Strategie mit Blick auf die Region

Elementar beweist übrigens, dass sich ein weltweit aktives Unternehmen auch einen Blick für sein näheres Umfeld bewahren kann und seine Produktion nicht in Billiglohnländer outsourcen muss. Das unterstreichen Albrecht Siepers Ausführungen: „Es ist ein Teil unserer Vision, möglichst viel in Eigenleistung zu produzieren und für zugekaufte Komponenten und Leistungen mit Anbietern aus Deutschland zusammenzuarbeiten – vorzugsweise aus der Region.“ Daher sei sein Unternehmen selbst kaum mit Lieferengpässen aufgrund des Ukrainekriegs konfrontiert. Dieser hat aber dennoch seine Auswirkungen auch auf Elementar. „Was wir spüren, ist, dass unsere Lieferanten mit Materialinkonsistenzen zu kämpfen haben, vor allem bei Materialien aus Metall. Teilweise wird das Material nicht in der Qualität geliefert, wie es bestellt wurde“, so Sieper.

Dass Made in Langenselbold unabhängig von der schwierigen weltpolitischen Gemengelage stark gefragt ist, macht er abschließend deutlich: „Vertrieblich spüren wir keine Einbußen. Wir liegen im Auftragseingang sogar deutlich über dem Vorjahr und schauen positiv in die Zukunft.“

Von Lars-Erik Gerth

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