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Inna Firsova und Aleksey Semenenko begeistern bei Benefizkonzert für Geflüchtete

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Gemeinsam mit Konzertorganisator und Klarinettist Ib Hausmann gestalteten Aleksey Semenenko (links) und Inna Firsova die musikalische Matinée in der Klosterberghalle, deren Erlös den in Selbold lebenden Geflüchteten zugutekommen soll.
Gemeinsam mit Konzertorganisator und Klarinettist Ib Hausmann gestalteten Aleksey Semenenko (links) und Inna Firsova die musikalische Matinée in der Klosterberghalle, deren Erlös den in Selbold lebenden Geflüchteten zugutekommen soll. © Lars-Erik Gerth

Rund 300 Besucher kamen am 16. April zum Benefizkonzert mit dem ukrainischen Weltklasseduo Inna Firsova (Klavier) und Aleksey Semenenko (Violine) in die Klosterberghalle. Der Erlös der musikalischen Matinée kommt in Selbold untergebrachten Geflüchteten zugute. An Spenden kamen bisher über 2000 Euro zusammen.

Langenselbold – Ib Hausmann hat sich nicht nur als formidabler Klarinettist in den vergangenen Jahrzehnten einen Namen gemacht, sondern tritt auch als Organisator von hochwertigen Konzerten in Erscheinung. So hat er vor einiger Zeit die künstlerische Leitung der renommierten Kammermusikreihe in Wiesbaden übernommen. Aber auch in seiner Wahlheimat Langenselbold ist der sympathische Künstler sehr aktiv, hat er doch im Herbst 2021 die Reihe „’Selbold Klassik“ aus der Taufe gehoben, die in diesem Jahr vom 8.bis 10. September bereits ihre dritte Ausgabe erleben wird.

Nun kam er auf die Idee, mit einem Benefizkonzert die in Langenselbold lebenden Geflüchteten zu unterstützen. Und so fragte er das Weltklasseduo Inna Firsova (Klavier) und Aleksey Semenenko (Violine) an, ob die aus der Ukraine stammenden Künstler vor ihrem Konzert am vergangenen Sonntagnachmittag in Wiesbaden auch bei einer musikalischen Matinée in der Gründaustadt auftreten könnten. Und die seit vielen Jahren in Deutschland lebenden Musiker hätten sich sofort bereit erklärt mitzuwirken, wie Hausmann während des Benefizkonzerts berichtete.

Bisher sind über 2000 Euro für in Selbold lebende Geflüchtete zusammengekommen

Sichtlich erfreut zeigte er sich auch darüber, dass die Veranstaltung auf große Resonanz stieß, denn mit rund 300 Besuchern war der Saal Europa der Klosterberghalle am Sonntagmorgen sehr gut gefüllt. Und groß war ebenso die Spendenbereitschaft der Gäste, denn es kamen bisher über 2000 Euro zusammen. „Wir erwarten aber noch weitere Spenden, auch von Firmen, sodass wir insgesamt auf eine noch höhere Summe kommen werden“, so Ib Hausmann am Tag nach dem Konzert.

Die Spenden kommen der Selbolder Flüchtlingshilfe „Hand in Hand helfen“ zugute (unter anderem ist ein Sommerfest für die Geflüchteten geplant), die nicht zuletzt von der Evangelischen Kirchengemeinde Langenselbold unterstützt wird. In deren Namen bedankte sich Margot Knackstedt bei Ib Hausmann und den beiden Künstlern für das tolle Konzert und die Unterstützung für die Flüchtlingshilfe. Sie dankte aber ebenfalls allen Menschen, die sich in Selbold für die Geflüchteten engagierten, und der Stadt sowie Bürgermeister Timo Greuel für deren Unterstützung des Helferkreises.

Organisator Ib Hausmann dankt der Stadt und allen Unterstützern

Auch Ib Hausmann bedankte sich bei Greuel und den Mitarbeitern der Stadt, namentlich bei Verena Lenz und Timo Kreßlein vom Amt für Soziales, Familie und Kultur, für die Unterstützung bei der Realisierung des Benefizkonzerts. Er dankte zudem der Gärtnerei Böckler für die Blumengestaltung der Bühne und Kathi Schwedt vom Volkschor für die Leihgabe des Flügels.

Den Auftakt des rund einstündigen Programms bildete der vierte Satz aus Darius Milhauds Suite für Violine, Klarinette und Klavier. Das Besondere an dieser Wiedergabe war, dass die beiden ukrainischen Künstler zuvor noch nie mit Ib Hausmann zusammenmusiziert hatten und das Trio dennoch für eine ausgesprochen homogene und spannungsvolle Interpretation sorgte. Dabei paarte sich Hausmanns flexibles und modulationsreiches Klarinettenspiel ideal mit dem elegischen Violinklang von Semenenko sowie dem variablen Klavierspiel von Firsova. Gemeinsam traten die drei Künstler nochmals abschließend bei George Gershwins gewitztem „Walking the dog“ auf, das sie mit dem passenden musikalischen Augenzwinkern versahen.

Musikalische Darbietungen auf höchstem Niveau

Dazwischen traten die Künstler in unterschiedlichen Kombinationen auf, wobei die Wiedergabe des ersten Satzes aus Johannes Brahms’ erster Violinsonate in G-Dur den künstlerischen Höhepunkt der Matinée bildete. Und das noch unter erschwerten Bedingungen, da sich während des Eingangsstücks die Stütze von Aleksey Semenenkos Violine gelöst hatte. Dass er dann ganz ohne Stütze den Part in Brahms’ anspruchsvoller Sonate mit Bravour, technisch perfekt und ungemein ausstrucksvoll intonierte, war schon eine nicht alltägliche Meisterleistung. Inna Firsova war ihm dabei eine kongeniale Partnerin, die ihr Klavierspiel mit feiner Pointierung versah und für bruchlose Übergänge von den empfindsamen zu den expressiveren Abschnitten in Brahms’ Musik sorgte. Vortrefflich harmonierten Inna Firsova und Ib Hausmann bei den zwei kurzen Stücken von Manuel de Falla („Nana“) und Maurice Ravel („Pavane de la belle au bois dormant“) sowie später bei der getragenen und fein modulierten „Aria“ von Eugène Bozza.

Zwischenzeitlich hatte Ib Hausmanns Frau Guntrun, die Violinistin im Frankfurter Opern- und Museumsorchester ist, von zu Hause eine Stütze besorgt, mit deren Hilfe Aleksey Semenenko dann auch eine superbe Aufführung von Myroslaw Skoryks „Caprice for violin solo“ auf die Bühne der Klosterberghalle zauberte.

Zu hören waren auch Werke des ukrainischen Komponisten Myroslaw Skoryk

Skoryk zählt übrigens zu den bekanntesten ukrainischen Komponisten nach dem Zweiten Weltkrieg. Der erst vor drei Jahren gestorbene Künstler schrieb auch sehr farbenreiche und plastische Filmmusik. So beispielsweise 1964 zu Sergei Paradschanows Film „Schatten vergessener Ahnen“, der auf dem Roman des ukrainischen Schriftstellers Mikhaylo Kotsyubinsky basiert. Inna Firsova und Aleksey Semenenko waren die idealen Sachwalter dieser sehr ausdrucksstarken Musik, deren Vielfalt sie dem Selbolder Publikum auf vorzügliche Weise darboten. Die musikalische Palette reichte dabei von elegisch, verinnerlichten Momenten bis zu ausgelassenen tänzerischen Rhythmen, die ukrainisches Lokalkolorit in die Klosterberghalle brachten. Sehr zur Freude auch der anwesenden Geflüchteten aus der Ukraine.

Wie Ib Hausmann zu Beginn der musikalischen Matinée ausführte, verbindet ein Benefizkonzert zumeist tolle Musik mit einem guten Zweck. An diesem regnerischen Sonntagvormittag war dies in Langenselbold zweifellos der Fall.

Es kann noch gespendet werden

Auch weiterhin freut sich der Helferkreis „Hand in Hand helfen in Langenselbold“ über Spenden für seine Arbeit für die Geflüchteten. Eingezahlt werden können diese auf das Konto der Evangelischen Kirchengemeinde Langenselbold, IBAN: DE91 5066 1639 0002 6056 94. Bitte dabei den Verwendungszweck „Hand in Hand helfen – Benefizkonzert“ angeben.

Von Lars-Erik Gerth

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