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Erfolgreiche zweite Ausgabe von ‘Selbold Klassik begeistert in der Klosterberghalle

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Von: Lars-Erik Gerth

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Für die Konzerte am Freitag und am Samstag konnte Ib Hausmann zusätzlich die international renommierten Künstler Isobel Warmelink und Lukas Hagen gewinnen.
Für die Konzerte am 4. und 5. November konnte Ib Hausmann zusätzlich die international renommierten Künstler Isobel Warmelink und Lukas Hagen gewinnen. © Axel Häsler

Nach der erfolgreichen Premiere im Herbst 2021 feierte die Konzertreihe ‘Selbold Klassik nun eine ebenfalls begeisternde zweite Ausgabe. Erneut waren an drei aufeinanderfolgenden Abenden in der Klosterberghalle kammermusikalische Programme auf höchstem Niveau zu erleben. Das formidable Amatis Trio und der superbe Klarinettist Ib Hausmann sorgten für den vortrefflichen Auftakt. Zu ihnen gestellten sich dann in den beiden weiteren Konzerten Lukas Hagen, der Primarius des berühmten Hagen Quartetts, und die aufstrebende niederländische Violinistin Isobel Warmelink, die in Selbold mit der Viola zu erleben war.

Langenselbold – Nachdem sich zu den ersten beiden Abenden jeweils knapp 100 Musikfreunde eingefunden hatten, konnte Organisator Ib Hausmann am Samstagnachmittag einen neuen Besucherrekord für die bisher sechs Konzerte von ‘Selbold Klassik verbuchen. Rund 150 Besucher genossen den hochwertigen Kammermusiknachmittag.

Besucherrekord beim Abschlusskonzert

„Ich freue mich sehr, dass auch die zweite Runde unserer Konzertreihe gut angenommen wurde und wir im Nachgang so viele positive Rückmeldungen erhalten haben“, zog Hausmann gestern im Gespräch mit unserer Zeitung ein positives Fazit über ‘Selbold Klassik2. Der Zuspruch ermutige ihn, die Reihe im nächsten Jahr fortzusetzen. Auch dann soll es nach jetzigem Stand wieder drei Konzerte an aufeinanderfolgenden Abenden geben. Eine Reihe in dieser Form hatte es übrigens mit den „Hagen-Open“ zehn Jahre lang auf der Burg Feistritz in Österreich gegeben. Neben dem namengebenden Hagen Quartett trat dort auch immer wieder Ib Hausmann auf.

Organisator Ib Hausmann freut sich über das wachsende Interesse an der neuen Konzertreihe.
Organisator Ib Hausmann freut sich über das wachsende Interesse an der neuen Konzertreihe. © Axel Häsler

Lukas Hagen seinerseits war nun auch in Selbold zu erleben. Dabei sorgte er gemeinsam mit Isobel Warmelink (Viola), Mengjie Han (Klavier) und Samuel Shepherd (Violoncello) am Freitagabend auch für eine spannungsvolle und wunderbar transparente Wiedergabe von Gustav Mahlers Quartettsatz in a-Moll. Die Interpretation ließ an Intensität keine Wünsche offen.

Intensive Aufführungen

Dies hatte schon zu Beginn des zweiten – mit „Glückes genug“ überschriebenen – Programms für Robert Schumanns drittes Klaviertrio g-Moll op. 110 gegolten. Das Amatis Trio (Lea Hausmann, Mengjie Han und Samuel Shepherd) führte dieses anspruchsvolle Werk mit bemerkenswerter klanglicher Ausgewogenheit und feiner Differenzierung auf. Dabei kam der getragen-melancholische Duktus des langsamen zweiten Satzes genauso zum Tragen wie der lebhaft-unbeschwerte Charakter des Schlusssatzes. Der warme und elegische Klang von Shepherds Cello paarte sich dabei ideal mit dem geschmeidigen Violinspiel Lea Hausmanns und Hans modulationsreichem Klavierspiel.

Scharfe Kontraste, aber ebenso elegisch-melancholische Momente offenbarten dann Béla Bartóks „Contrasts“, bei denen sich Vater und Tochter Hausmann als ideale Interpreten erwiesen, die in Mengjie Han den kongenialen Klaviermitstreiter hatten. Bartók stellt in seinem Werk schroffe, mitunter sogar dissonante musikalische Momente neben Passagen voller Verinnerlichung und Geschmeidigkeit. Diese Gegensätze spielten Lea und Ib Hausmann gekonnt und für den Hörer gut nachvollziehbar aus.

Alle sechs Musiker vereint das letzte Werk des zweiten Abends

Den Abschluss dieses musikalisch sehr intensiven Abends bildeten dann alle sechs Künstler gemeinsam mit Sergei Prokofiews „Ouvertüre über hebräische Themen“ op. 34. Dabei arbeiteten sie auf gekonnte Art und Weise die tänzerischen Klezmermomente heraus, um dann auch dem melancholisch-verhangenen Abschnitt Raum zu geben. In diesem verschmolz insbesondere das fein modulierte Klarinettenspiel von Ib Hausmann mit Samuel Shep-herds herrlich-elegischem Celloklang. Das Publikum würdigte die Aufführung zu Recht mit großem Applaus.

Das Amatis Trio mit Lea Hausmann, Mengjie Han und Samuel Shepherd begeisterte an allen drei Abenden mit spannungsvollen Wiedergaben.
Das Amatis Trio mit Lea Hausmann, Mengjie Han und Samuel Shepherd begeisterte an allen drei Abenden mit spannungsvollen Wiedergaben. © Axel Häsler

Das abschließende dritte Programm war mit „Träumereien“ überschrieben und wartete im zweiten Teil mit zahlreichen Kompositionen auf, die im Konzertsaal zumeist als Zugaben erklingen. Den Auftakt bildete jedoch Mozarts Klarinettenquintett A-Dur KV 581. In seiner Anmoderation sprach Ib Hausmann davon, dass das Konzert mit einer „Mona Lisa“ der klassischen Musik beginne. Mozart habe sein kurzes Leben lang eine Vorliebe für die Klarinette und deren einschmeichelnden, weichen Ton gehabt, der manches Mal einer menschlichen Stimme gleich komme.

„Träumereien“ beim dritten Konzert

Dieses Faible verstärkte sich noch durch die Freundschaft mit dem Klarinettisten Anton Stadler, dessen Begabung Mozart zu großartigen Werken inspirierte. Das erste dieser Werke – das „Kegelstatt-Trio“ – stammt aus dem Jahr 1786, das dritte – das Klarinettenkonzert – aus dem Jahr 1791. Das zweite, das in Selbold zu hörende Quintett, nannte Mozart gelegentlich „des Stadler’s Quintett“.

In der Klosterberghalle bezauberte Mozarts Klarinettenquintett das Publikum in allen vier Sätzen: Das Allegro führte mit dichtem, homogenem Streicherklang an das Hauptthema, bei dem die einzelnen Stimmen gleichzeitig kontrapunktisch in Beziehung traten. Zum Dahinschmelzen präsentierte sich dann das Larghetto mit der Klarinette als Trägerin der melancholischen Melodie im ersten Teil. Heiter und luftig-leicht folgte das Menuetto und verband sich schließlich mit dem ausdrucksstarken Allegretto des vierten Satzes. Ib Hausmann, Lukas Hagen, Lea Hausmann, Samuel Shepherd und Isobel Warmelink erwiesen sich als ideale Interpreten, die – perfekt aufeinander abgestimmt – für eine stimmige und spannungsvolle Interpretation sorgten.

Beeindruckten auch im Abschlusskonzert (von links): Lea Hausmann, Lukas Hagen, Ib Hausmann, Isobel Warmelink und Samuel Shepherd.
Beeindruckten auch im Abschlusskonzert (von links): Lea Hausmann, Lukas Hagen, Ib Hausmann, Isobel Warmelink und Samuel Shepherd. © Andrea Pauly

Eine Programmhälfte nur mit Zugaben

Den Abschluss des facettenreichen dreitägigen Musikreigens gestalteten anschließend das Amatis Trio gemeinsam mit Ib Hausmann, Lukas Hagen und Isobel Warmelink in unterschiedlichen Konstellationen. Dabei führten sie Kompositionen vornehmlich aus dem 20. Jahrhundert auf. Unter dem Motto „Encores – Die schönsten Zugaben der Welt“ erklangen unter anderem Präludium, Walzer und Polka aus Dmitri Schostakowitschs „Fünf Stücken für zwei Violinen und Klavier“ op.97 sowie eines der kürzesten jemals komponierten Klarinettenquintette von Joseph Charles Holbrooke, das dieser einer schottischen Insel gewidmet hatte. Des Weiteren erklangen Francis Poulencs Schauspielmusik, Fritz Kreislers „Schön Rosmarin“ und ein Satz aus Joseph Horovitz’ Sonatine für Klarinette und Klavier, Vittorio Montis „Czardas“ sowie der Herbst aus Astor Piazzollas Zyklus „Die vier Jahreszeiten“.

Ib Hausmanns abschließender Dank geht an alle Beteiligten auf und hinter der Bühne, die zum Erfolg der ‘Selbold Klassik2 beigetragen haben. Er dankt auch der Stadt Langenselbold für die Unterstützung der Konzertreihe und Michael Hoppe vom Kunstforum „für den schönen Vorhang für die Bühne“.

Von Lars-Erik Gerth und Andrea Pauly

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