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Evangelische Kirche sollte Dominanz unterstreichen

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Architektonischer Schatz: In zehn Jahren jährt sich die Grundsteinlegung der Langenselbolder Kirche zum 300. Mal. Das Gotteshaus sollte einst das geistige Zentrum auf dem Klosterberg markieren. Foto: Häsler
Architektonischer Schatz: In zehn Jahren jährt sich die Grundsteinlegung der Langenselbolder Kirche zum 300. Mal. Das Gotteshaus sollte einst das geistige Zentrum auf dem Klosterberg markieren. Foto: Häsler

Langenselbold. Sie ist eines der bedeutendsten Bauwerke in Langenselbold: Die evangelische Kirche auf dem Klosterberg sollte die Dominanz und die herausragende Position Selbolds als kirchliches Zentrum der Region im unteren Kinzigtal unterstreichen. Ein Blick zurück in die Geschichte.

Von Torsten Kleine-Rüschkamp

Im weißen Zuckerguss liegt sie derzeit da. Weit ragt sie im unteren Kinzigtal empor und ist von vielen Stellen aus zu sehen. Wenn man von der Lage auf die Bedeutung schließen darf, so handelt es sich um ein bedeutendes Bauwerk. In der Tat: Die Langenselbolder dürfen mit Recht stolz sein auf ihre evangelische Kirche.

Das im 18. Jahrhundert erbaute Gotteshaus bewegt sich langsam auf die Marke 300-jähriges Bestehen hin. Die Grundsteinlegung war am 23. Mai 1727. In zehn Jahren ist es so weit, dann jährt sich der Jahrestag der Grundsteinlegung zum 300. Mal.Sakraler Mittelpunkt Unter den Dorfkirchen des Unteren Kinzigtals ist die Langenselbolder die weiträumigste und auch jene, die am höchsten aufragt. Dass sie auf dem ebenfalls weithin sichtbaren Klosterberg errichtet worden ist, sollte auch die Dominanz und die herausragende Position unterstreichen als Langenselbold kirchliches Zentrum der Region im unteren Kinzigtal war.Dass der Bau des Langenselbolder Schlosses und der Kirche in Zusammenhang zu sehen ist, liegt nicht nur daran, dass sie praktisch zeitgleich errichtet worden sind. Wie der Name Klosterberg sagt, schließt diese Erhebung darauf, dass hier einst ein sakraler Mittelpunkt der Region bestanden haben muss.Neustädter Rathaus geplantGraf Wolfgang Ernst von Isenburg-Birstein hatte einst als Architekten Christian Ludwig Hermann mit der Realisierung des repräsentativen Gesamtensembles beauftragt. Dass dies dem Baumeister, der in Diensten der Grafschaft Hanau war, gelungen sein dürfte, davon kann man sich heute noch überzeugen.Der von Hanau ausgeliehene Baumeister hat übrigens an vielen Stellen in der Region seine Handschrift hinterlassen. Der Architekt plante einst das Neustädter Rathaus in Hanau, das Frankfurter Tor in Hanau und die Kesselstädter Reinhardskirche.Pfarrer Rainer Haas verfasst BuchEine Besonderheit ist, dass die Langenselbolder Kirche nicht als Schlosskirche errichtet worden ist, sondern als Sakralbau für das Volk. „Nach dem Untergang des Prämonstratenser-Klosters sei hier damals ein neues geistiges Zentrum geschaffen worden“, stellte einst 1985 Dr. Peter Decker in seiner Eigenschaft als Schloss-Bibliothekar des Fürsten zu Ysenburg und Büdingen fest.Über die Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Langenselbold hatte der frühere evangelische Langenselbolder Pfarrer Rainer Haas, Jahrgang 1941, vor nunmehr fast einem Jahrzehnt das Buch „Kurzgefasste Kirchengeschichte von Langenselbold“ verfasst. Haas war von 1971 bis 1979 Pfarrer in der Gründaustadt und arbeitete von 1989 bis 2006 als Pfarrer im Bruchköbeler Stadtteil Roßdorf.Vom Kloster existieren wenige SpurenVom einstigen mittelalterlichen Kloster (gegründet 1108) existieren kaum noch Spuren, nicht einmal einen Bauplan gibt es. Haas war damals erstaunt darüber, dass die Kirchengeschichte Langenselbolds wissenschaftlich noch unbearbeitet war. Haas hatte seinerzeit dieses Defizit beseitigt. Seine Untersuchung zeichnet nicht nur die örtliche‧Historie, sondern auch die Geschichte Deutschlands mit allen Umbrüchen wider.Im Schnelldurchlauf sind dies beispielsweise für Langenselbold Augustiner-Chorherrenstift, Prämonstratenser-Stift, Archidiakonat (Untereinheit des Bistums) unter dem Mainzer Erzbischof, Reformation, Säkularisation (Aufhebung kirchlicher In‧stitutionen), Ablösung der lutherischen durch die reformierte Kirchenordnung, Vereinigung der lutheranischen und reformierten Gemeinden zur Hanauer Union und schließlich die Errichtung ‧einer römisch-katholischen Kirche im Jahr 1969.Prachtvolles Exemplar Einen wichtigen Anstoß zu dem Buch soll einst der frühere Bürgermeister Peter Neugebauer (SPD) gegeben haben, als dieser einen Referenten für einen Vortrag über die Kirchengeschichte suchte. Der ausgebildete Wissenschaftler hatte seinerzeit zunächst zwei Aufsätze verfasst, bevor er ein einzelnes Buch verfasste.Dieses Exemplar habe er prachtvoll binden lassen und seinem Mentor und langjährigen Langenselbolder Pfarrer Robert Pfirrmann und einstigen Dekan des Kirchenkreises Hanau-Land zum 85. Geburtstag geschenkt, hieß es einst bei der Vorstellung des Werks. Auf Grund des großen Echos, das dieses Geburtstagsgeschenk ausgelöst habe, sei Haas damals gebeten worden, die Arbeit einem größeren Publikum zugänglich zu machen.Buch kostet 12 EuroDer unter anderem auf Kirchengeschichte, Biografien, Monografien und Kirchenlexika spezialisierte Verlag Traugott Bautz in Nordhausen (Thüringen) hatte sich daraufhin bereit erklärt, das Buch auf den Markt und damit in den Buchhandel zu bringen.

Rainer Haas, Kurzgefasste Kirchengeschichte von Langenselbold, 2010, Nordhausen, Verlag Traugott Bautz, 12 Euro, ISBN 978–3–88309–592–3.

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