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Susanne Hasenstab und Emil Emaille begeistern in Selbold

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Mit „einer ganzen Menge kleiner Premieren“ begeisterten Susanne Hasenstab und Emil Emaille das Selbolder Publikum.
Mit „einer ganzen Menge kleiner Premieren“ begeisterten Susanne Hasenstab und Emil Emaille das Selbolder Publikum. © Ulrike Pongratz

Nicht wie geplant im Schloss, sondern dieses Mal in der Klosterberghalle konnte Bärbel Tárai mit Susanne Hasenstab „die Königin der Alltagsdramen“, wie der Hessische Rundfunk sie treffend bezeichnet, begrüßen. Der kurzfristige Umzug war die richtige Entscheidung, denn die Lesung blieb so von den Festgeräuschen im Park (dort fanden die „Highland Games“ statt) völlig unbehelligt.

Langenselbold – Nach zwei Jahren Pause war die Aschaffenburgerin Susanne Hasenstab mit ihrem Bühnenpartner Emil Emaille am Samstagabend (9. Juli) wieder in Langenselbold zu Gast und hatte eine ganze Menge kleiner Premieren im Gepäck, die das „Versuchspublikum“ mit lange anhaltendem Applaus begeistert beklatschte. Es war eine überaus unterhaltsame kabarettistische Lesung, in der sehr viel gelacht wurde.

Es sind Geschichten aus dem alltäglichen Leben, die Hasenstab als Vorlage für ihre „Alltagsdramen“ dienen. Es geht um alles, was die Menschen bewegt, was sie sich erzählen: um Wetter, Urlaub und Krankheiten, um Absurdes und unfreiwillig Komisches. Die Szenen, zugespitzt und wunderbar pointiert vorgetragen, sie sind aus dem „richtigen Leben“ allzu bekannt. Die mundartlichen, satirisch-absurden Geschichten der Autorin, die 2016 den ersten „Spirwes“, den Darmstädter Preis für Maulkunst und Lebensart, gewann, werden in der Tradition eines Karl Valentin, Gerhard Polt, Loriot oder Wolfgang Deichsel gesehen.

Akteure sind Menschen von nebenan

Hasenstabs wunderbar arrangierte Minigeschichten aus dem Alltag spielen am Gartenzaun, im abendlichen Ehebett, im Wartezimmer oder im Restaurant. Die Akteure sind Menschen von nebenan, Ehepaare, Passanten, Nachbarn. Die Autorin hat Auge und Ohr nahe an den alltäglichen Begebenheiten, und es gelingt ihr geradezu meisterhaft, Unterhaltungen oder Selbstgespräche in Szene zu setzen und dabei ins Absurde oder Komische zu wenden. Gebabbelt wird im südhessischen Dialekt gerne übereinander, manchmal miteinander, oft auch nebeneinander her.

Bereits der erste Dialog, in dem es um die Beschaffung einer ganz speziellen „Berscht“ (Bürste) ging, mit der man die Ablagerung in den Ballonflaschen abschaben kann, sorgte bereits während des Vortrags für allgemeine Heiterkeit.

Nahezu Tränen in den Augen hatte das Publikum, als ein Ehepaar einer Bekannten beim Einkaufen davon berichtete, was ihm auf der Kreuzfahrt an Städtebesichtigungen geboten worden wäre. „Naa, mir gehe ja net raus. Was solle mer in Southampton? Mer hätte ja Mittagessen, Kaffee und Kuchen verpasst.“ Das Thema „Kreuzfahrten“ hat die Autorin zudem zu einem Roman inspiriert. Das neueste Werk unter dem Titel „Das Leben kann mich kreuzfahrtweise“ schildert, wie könnte es anders sein, gewohnt komisch die Absonderlichkeiten einer Nordseekreuzfahrt von Mutter und Tochter.

Publikum dürfte sich an selbst Erlebtes erinnert fühlen

Zu den wunderbar komischen Zufallsbegegnungen gehören die zahlreichen Gespräche zwischen Nachbarn. Unter der Überschrift „Ich will dich net uffhalte“ finden sich Menschen wieder, die immer Zeit für ein Schwätzchen haben und dabei wenig Rücksicht auf ihre Gesprächspartner nehmen. Nicht nur bei diesem Sketch hatte das Publikum vermutlich eigene Begegnungen vor Augen. So durfte auch das Lachen beim „mitgehörten Telefongespräch“ ein Zustimmendes gewesen sein. Ob „beim Spanier“, im Bus oder beim Einkaufen, wer wurde nicht schon Zeuge persönlicher Auseinandersetzungen oder fühlte sich schlichtweg durch belangloses und endloses Gebabbel gestört. Susanne Hasenstab schafft es, diesen Situationen etwas Komisches abzugewinnen.

Ein herrliches Beobachtungsfeld für die Autorin sind Gespräche und Begegnungen, die über und zwischen den Generationen stattfinden. Mit „Facebook“ etwa hat das Duo pointiert aufgezeigt, was folgen kann, wenn der Sohn seiner Mutter die sozia-len Medien eben kurz zeigt und nicht wirklich erklärt.

Zwei Stunden herrlichste Unterhaltung

Nach gut zwei Stunden herrlichster Unterhaltung musste dann auch mal Schluss sein. Man hätte dem gut einspielten Team noch ein Weilchen zuhören und mit ihnen in weitere Szenerien eintauchen können. Mit der traditionellen Langenselbolder Zugabe „Oma macht nichts mehr“ ging der Abend tatsächlich zu Ende, was in Person von Oma Waltraut dann so klingt: „Ewwe is Schluss. Irgendwann muss emool Schluss sein.“

Von Ulrike Pongratz

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