Selbolder Grüne ziehen positive Zwischenbilanz

Die Selbolder Kommunalpolitik wird nunmehr bereits seit anderthalb Jahren von einer rot-grünen Koalition bestimmt. Während CDU und Freie Wähler von einer Zeit des politischen Stillstands in der Gründaustadt sprechen, ziehen die mitregierenden Grünen eine positive Zwischenbilanz. Insbesondere im Bereich des Klimaschutzes habe man einiges erreicht, beziehungsweise auf den Weg gebracht, wie Fraktionschefin Cornelia Hofacker und Stefan Bollé, der Vorsitzende des Planungs-, Bau- und Umweltausschusses, im Gespräch mit unserer Zeitung betonen.
Langenselbold – Die Grünen waren die großen Sieger bei der Kommunalwahl 2021 in Selbold, konnten sie ihre Zahl der Mandate doch verdreifachen. Bis dahin war die Ökopartei allein durch Cornelia Hofacker und Guntrun Hausmann im Parlament der Gründaustadt vertreten. Die Integration der neuen Mitstreiter sei trotz eines mittlerweile vorgenommenen Wechsels (Simona Schwan rückte für Talisa Schmidt nach) auch sehr gut gelungen. „Wir sind ein gutes Team und machen unsere Politik in Langenselbold aus tiefer Überzeugung, voll motiviert und auch mit Spaß“, fassen Hofacker und Bollé die aktuell vorherrschende positive Atmosphäre in der Grünen-Fraktion zusammen.
Gute Zusammenarbeit mit SPD und hauptamtlichem Magistrat
Gut gestalte sich ebenso die Zusammenarbeit mit den Koalitionspartnern von der SPD und dem hauptamtlichen Magistrat mit Bürgermeister Timo Greuel (SPD) und Erstem Stadtrat Benjamin Schaaf (parteilos). Den Fokus ihrer kommunalpolitischen Arbeit legen die Grünen weiterhin darauf, „etwas in Richtung Klimaschutz“ zu verändern. Das Thema sei wichtiger denn ja, unterstreichen die Vertreter der Grünen im HA-Gespräch. „Wie wir auch bereits im Koalitionsvertrag festgeschrieben haben, liegt unser Hauptaugenmerk auf der Entsiegelung von Flächen, Natur- und Artenschutz, auf dem Ausbau der erneuerbaren Energien und auf Energieeinsparungen“, so Fraktionsvorsitzende Hofacker.
Erfreut zeigt sie sich darüber, was man in dieser Legislaturperiode bereits in Sachen Wald erreicht habe. Dieser sei besonders schützenswert und dürfe „nicht prioritär Quelle der Holzwirtschaft sein“. „Wir haben gemeinsam mit der SPD nun einen Einschlagstopp und die Beauftragung eines Forstwissenschaftlers erreicht, der gerade dabei ist, ein Gutachten zum Waldumbau zu erstellen“, streicht Stefan Bollé hervor. Ziel sei es dabei, alte Bäume zu erhalten und „die Pflege des Waldes auf eine ökologische Basis“ zu stellen. Insgesamt solle der Wald „klimaresilienter werden und auch zukünftigen Generationen noch dienen“.
Gegen Kauf von Ökopunkte aus anderen Kommunen
Vehement sprechen sich die Grünen gegen die bisher in Selbold geübte Praxis aus, „Ökopunkte in entfernten Kommunen für hohe Summen“ als Ausgleich für Eingriffe in die Natur in Selbold zu kaufen. So seien bereits Ökopunkte für über eine Million Euro aus Büdingen erworben worden. „Wir müssen dahin kommen, diese Ökopunkte hier in Selbold zu generieren. Das ist möglich und kann auch durch das in Arbeit befindliche Waldgutachten vorbereitet werden“, so Stefan Bollé. Bereits im Koalitionsvertrag mit der SPD war festgeschrieben worden, dass die Ausweisung der Neubaugebiete Niedertal IV und V gestoppt wird. „Damit wollen wir der immer weiter fortschreitenden Bodenversiegelung entgegenwirken“, betont Cornelia Hofacker. Den Vorwurf aus den Reihen der CDU, dass so weiterer notwendiger Wohnungsbau verhindert werde, können die Grünen nicht teilen. „Durch die Neubauten würden keine Sozialwohnungen errichtet. Wir Grünen sind viel mehr für eine Innenstadtverdichtung. Es soll auf keinen Fall weiterer wertvoller Ackerboden versiegelt werden“, so die beiden Grünen-Kommunalpolitiker.
Wichtig ist ihnen ebenso, dass es mit den erneuerbaren Energien weiter vorangeht. „Erfreulicherweise gab es die parlamentarische Rückendeckung für unseren Antrag zum Thema Windkraftanlagen. Auch wenn es hier aufgrund der Vorrangflächen-Ausweisung schwierig ist, werden wir den Komplex Windenergie unbedingt weiterverfolgen. Denn sie ist die effizienteste Art der erneuerbaren Energiegewinnung“, sind Bollé und Hofacker überzeugt. Diese Überzeugung gilt auch dafür, dass in Selbold bezüglich des Ausbaus von Fotovoltaik noch nicht ausgeschöpfte Potenziale vorhanden seien. Dies sei beispielsweise beim geplanten Gesundheitszentrum, aber ebenso bei Neu- und Industriebauten der Fall.
Grüne sehen großes Verbesserungspotenzial bei Radwegenetz
Zudem erwarten sich die Grünen einiges vom „gesamtheitlichen Verkehrskonzept“, das derzeit erarbeitet wird. Dies zeige bereits auf, dass es bei den Fahrradwegen „das größte Verbesserungspotenzial gibt“. Denn in nicht wenigen Bereichen im Stadtgebiet gebe es bisher überhaupt keine Radwege. „Da muss sich unbedingt etwas ändern“, so die klare Zielrichtung der beiden Grünen.
Von Lars-Erik Gerth