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Ausschuss beschäftigt sich mit CDU-Wasserstoffinitiative beim Neubau der Selbolder Kläranlage

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Die Selbolder Kläranlage unweit des Kinzigsees ist in die Jahre gekommen. Ob die neue Anlage – wie es die CDU vorschlägt – auch „grünen Wasserstoff“ produzieren soll, müssen die Stadtverordneten noch entscheiden.
Die Selbolder Kläranlage unweit des Kinzigsees ist in die Jahre gekommen. Ob die neue Anlage – wie es die CDU vorschlägt – auch „grünen Wasserstoff“ produzieren soll, müssen die Stadtverordneten noch entscheiden. © Axel Häsler

Mit dem Neubau der Kläranlage könnte die Stadt Langenselbold aus Abfallstoffen „grünen Wasserstoff“ produzieren und sich damit unter den Kommunen einreihen, die neue Technologien und Verfahren einsetzen. Die CDU-Fraktion hatte im vergangenen Mai mit ihrem Antrag „Wasserstoffinitiative beim Neubau der Kläranlage“ den Anstoß dazu gegeben, in diese Richtung weiterzudenken.

Langenselbold – Die Mitglieder des Planungs-, Bau-, und Umweltausschusses beschäftigten sich nun am Dienstag (11. Oktober) mit dem Thema. Außerdem ging es bei der Sitzung in der Selbolder Feuerwache um die Spielplätze in der Gründaustadt. Auf Einladung der Stadt erläuterte Dipl.-Ing. Stein von Weber Ingenieure Darmstadt, ob und wie sich im Rahmen der neuen Kläranlage Wasserstoff und andere Gase aus Abfallstoffen herstellen ließen. Grundsätzlich biete die anaerobe Stabilisierung des Klärschlamms diese Möglichkeit. Zwei Verfahren wären dabei möglich: die Elektrolyse und die Pyrolyse.

Grün ist der Wasserstoff nur, wenn auch der Strom aus nachhaltigen Quellen kommt

Über das Verfahren der Pyrolyse erhält man sogenannten „türkisen Wasserstoff“, wobei als Nebenprodukt fes-ter Kohlenstoff entsteht, der, sofern man keine Abnehmer findet, entsorgt werden muss. Das Elektrolyseverfahren nutzt das im Faulturm entstehende CO2 zur Herstellung von Methan aus Wasserstoff. Der Sauerstoff, der dabei freigesetzt wird, kann bei der „Ozonung“ im Klärprozess verwendet werden. Neben Methan aus dem Faulturm könnte also zusätzlich über die Elektrolyse „grüner Wasserstoff“ hergestellt wer-den. „Grün“ ist der Wasserstoff allerdings nur dann, wenn auch der Strom aus nachhaltigen Quellen kommt.

Die Stadt Langenselbold würde mit der Wasserstoffinitiative eine Vorreiterrolle einnehmen. Es gibt noch keine vergleichbare Anlage. Die projektierte Kläranlage der Stadt Mainz ist um ein Zigfaches größer, weshalb das Darmstädter Ingenieurbüro keine Wirtschaftlichkeitsberechnung vorlegen konnte. Die skalierten Werte und Anlagenkennzahlen: Bei 55 Litern pro Sekunde Abwassermenge können ungefähr 41 500 Kilogramm Sauerstoff pro Jahr in der Ozonung verwendet werden. Damit würden etwa fünf Tonnen Wasserstoff entstehen. Zu den rund 30 Millionen Euro Investitionskosten für die Kläranlage kämen zwischen drei und fünf Millionen Euro on top. Elektrolyseverfahren sind förderfähig, wobei ein Zuschussanteil zwischen 30 und 50 Prozent unrentabel sei Noch keine Zusage habe das Ingenieurbüro darüber, ob in Kombination eine 100-prozentige Förderung möglich sei.

Kosten für neue Kläranlage würden nochmals um fünf Millionen Euro steigen

Als Fazit hielt Stein fest, dass die Gewinnung von „grünem Wasserstoff“ einen gesamtwirtschaftlichen Beitrag zur Versorgung mit er-neuerbaren Energien leiste und einen Imagegewinn für die Kommune bedeute. Zur Wirtschaftlichkeit gebe es keine Erfahrungswerte und die Einbeziehung neuer technologischer Verfahren würde eine weitere Verzögerung bedeuten, die bei der Dringlichkeit des Verfahrens negativ zu Buche schlage. Eine künftige Erweiterung mit Verfahren zur Wasserstoffgewinnung sei sicher möglich, wenn man die Anlage intelligent baue. Darauf, ob der Stadt Langenselbold Entsorgungskosten erspart blieben, wie es im CDU-Antrag formuliert ist, wurde nicht eingegangen. Nach dieser Vorberatung im Ausschuss darf man sich auf eine spannende Diskussion in der Stadtverordnetenversammlung freuen, denn nach jetzigem Sachstand sprechen Argumente dafür wie dagegen. Für die die Parlamentssitzung am kommenden Montag, 17. Oktober, steht es allerdings noch nicht auf der Tagesordnung.

Neues Spielplatzkonzept vorgestellt

Einfacher fiel es den Mitgliedern des Ausschusses, das Spielplatzkonzept zu unterstützen, das Felix Hartmann vom Bauamt vorstellte. Ein erster Antrag der FDP und ein konkurrierender Hauptantrag der SPD fordern eine fortlaufende Überprüfung und Aufwertung der Spielplätze. Insbesondere sollten die Anforderungen für Kinder aller Altersklassen von unter drei bis 14 Jahren berücksichtigt werden. Auch barrierefreie Spielgeräte sollten in künftige Überlegungen einfließen. Der SPD-Antrag umfasste auch die Erarbeitung jenes Konzepts, das die grundhafte Aufwertung der Spielplätze vorsieht und von Hartmann nun im Ausschuss vorgestellt wurde.

Das von Bauamtsmitarbeiter Felix Hartmann vorgelegte Spielplatzkonzept sieht unter anderem vor, die Spielplätze Spessartstraße und . . .
Das von Bauamtsmitarbeiter Felix Hartmann vorgelegte Spielplatzkonzept sieht unter anderem vor, die Spielplätze Spessartstraße und . . . © Axel Häsler

14 öffentliche Spielplätze stehen unter Aufsicht der Kommune, die jährlich durch den TÜV geprüft werden. Die größten sind mit rund 2000 Quadratmetern der Spielplatz am „Dragonerbau“ und an der Gründauhalle. Für eine grundhafte Sanierung in den Jahren 2022 bis 2024 wurden die Spielplätze Spessartstraße, Aueblick und Feldstraße vorgeschlagen. Die Intensität der Nutzung ändere sich immer wieder, deshalb habe man zunächst nur Maßnahmen für drei Jahre festgelegt, so Hartmann. Als Investitionsmittel sind für dieses Jahr 25 000 Euro eingeplant, für 2023 und 2024 jeweils 35 000 Euro.

. . . Aueblick bis 2024 grundhaft zu sanieren. Dies gilt ebenso für den Spielplatz, der sich an der Feldstraße befindet.
. . . Aueblick bis 2024 grundhaft zu sanieren. Dies gilt ebenso für den Spielplatz, der sich an der Feldstraße befindet. © Axel Häsler

Angeregt wurde von Ausschussmitgliedern zudem, mindestens einen Spielplatz mit barrierefreien Spielgeräten anzubieten, eine Liste der Spielplätze im Internet zu veröffentlichen, um Transparenz herzustellen und die Idee der Spielplatzpaten wieder aufleben zu lassen. Auch bei diesem Thema obliegt die Entscheidung nun dem Stadtparlament.

Von Ulrike Pongratz

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