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Hightech gegen Hundedreck: DNA-Datenbank für Vierbeiner

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Die Lösung eines widerlichen Problems? Liegt die DNA des Hundes, der seine Hinterlassenschaft auf dem Langenselbolder Spielplatz Gründau-Aue platziert hat, in einer Datenbank vor, ist es ein Leichtes, den Hundebesitzer zur Rechenschaft zu ziehen. Foto: Häsler
Die Lösung eines widerlichen Problems? Liegt die DNA des Hundes, der seine Hinterlassenschaft auf dem Langenselbolder Spielplatz Gründau-Aue platziert hat, in einer Datenbank vor, ist es ein Leichtes, den Hundebesitzer zur Rechenschaft zu ziehen. Foto: Häsler

Langenselbold. Herrchen im Visier: Die Forderung nach einer DNA-Datenbank für Hunde stößt auf wenig Gegenliebe in Langenselbold. Wir haben uns angeschaut, wie das Thema in anderen Kommunen behandelt wurde und was Hundehalter und die Politik dazu zu sagen haben.

Von Torsten Kleine-Rüschkamp

Kaum etwas kann den Bürger landauf, landab mehr aufregen, wenn er draußen an der frischen Luft ist und in einen Hundehaufen tritt. Dies ist dem Enkel unseres Lesers Ernst-Friedrich Perels passiert. In einem Leserbrief (8. Dezember) hat Perels sich bereits darüber beklagt, dass der Spielplatz an Gründau „so versch... ist, dass es keinem zu raten ist, dort mit seinem Kind zum Spielen zu gehen“.

Perels hatte in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass in einer hessischen Kommune erwogen wird, Hundehalter zu verpflichten, DNA-Proben ihrer Hunde in einer Datenbank hinterlegen zu lassen. So können die Hundehalter zur Rechenschaft gezogen werden, wenn das Herrchen es versäumt, die Hundehaufen von öffentlichen Flächen zu entfernen. Die Halter könnten so wegen nicht beseitigter „Tretminen“ zur Kasse gebeten werden

Prüfung beauftragtLohra liegt im Kreis Marburg-Biedenkopf. Nach Informationen der „Oberhessischen Presse“ hatten sich zahlreiche Landwirte und Eltern beschwert über Hundekot auf den immer gleichen Wegen und Feldern.

Der Gemeindevorstand ist per Beschluss der Gemeindevertretung beauftragt worden, in den nächsten Wochen bis Monaten zu prüfen, ob die die Einführung der Datenbank machbar ist. Die Registrierung soll über die Entnahme von Speichelproben der Hunde erfolgen.

70 Euro pro Hund und Jahr Für Entnahme und Verwaltung der Daten soll die Gemeinde mit rund 70 Euro pro Hund und Jahr kalkulieren. Dies sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende der Gemeindevertretung Lohra, Werner Waßmuth, gegenüber der Deutschen Pressagentur.

Nach Waßmuths Auffassung sei das nicht viel Geld. Der Aufwand sei überschaubar. Die Registrierung könnte mit einer Senkung der Hundesteuer einhergehen, so sein Vorschlag. „Wir wollen die Leute nicht abzocken“, hatte er weiter zu Protokoll gegeben.

Juristische BedenkenIn London gibt es bereits eine derartige Verpflichtung für Hundehalter. Im baden-württembergischen Deggingen (Kreis Göppingen) wurde über eine derartige Datenbank diskutiert. Dort entschied sich man dann sich aber dagegen.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund sieht vor allem juristische Bedenken. Auf Bundes- wie auf Landesebene fehle eine rechtliche Grundlage, um die Hundehalter dazu zu verpflichten, eine DNA-Probe ihrer Vierbeiner abzugeben. Auch sei der Aufwand nicht zu unterschätzen, sagte Referatsleiterin Miriam Marnich.

Beträchtlicher AufwandOrdnungspersonal müsse Kotproben entnehmen, diese müssten wiederum untersucht werden. Aus diesen Gründen sei deutschlandweit die Idee einer DNA-Datenbank immer wieder verworfen worden.

Langenselbolds Bürgermeister Jörg Muth (CDU) sieht dem Vorstoß der Gemeinde Lohra, Hundedreck per DNA zu identifizieren, kritisch. „Das sorgt nur für unnötige Kosten“, sagte er auf Anfrage unserer Zeitung. Seiner Meinung und seinem Empfinden nach sollten Hilfsposten für wichtigere Aufgaben eingesetzt werden, als Proben von Hundehaufen zu nehmen.

PersonalfrageIn diesem Zusammenhang wies er darauf hin, dass die Stadtverordnetenversammlung gerade erst die Aufstockung der Ordnungspolizei um 2,5 Stellen beschlossen hat. Ab Oktober werden dann vier Ordnungspolizisten auf Streife gehen beziehungsweise weitere originäre Tätigkeiten ausüben. In der Verwaltung seien dann zwei Halbtagskräfte für die Sachbearbeitung zuständig.

Allein das Widerspruchswesen binde viel Arbeitskraft. Nicht nur Autofahrer, die sich zu Unrecht geblitzt fühlten, legten Widerspruch ein. Auch Hundebesitzer forderten im Konfliktfall einen eindeutigen Beweis, dass der Hundekot vom eigenen Hund und nicht von einem anderen Tier stammt.

Konfliktträchtige Orte Ob Grüdau-Aue, Schlosspark oder die Parkplätze am Kinzigsee – Muth nannte unter jene Grünflächen als konfliktträchtige Orte für nicht beseitigten Hundekot.

Der Bürgermeister nannte es höchst ärgerlich, dass ein paar schwarze Schafe alle anderen Hundebesitzer in Misskredit bringen. Für Langenselbold wünsche er sich, dass sich jeder Hundebesitzer an die Regeln halte und die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner beseitige.

Verstärkte Kontrollen gefordertBarbara Richter, Vorsitzende des Hundesport-Vereins Langenselbold, sah auf Anfrage unserer Zeitung ein Missverhältnis zwischen Aufwand und Nutzen, wenn man per DNA-Datenbank Hundebesitzer überführen will. „Eigentlich ist es ja glasklar. Jeder Hundebesitzer ist verpflichtet, den Dreck seines Hundes wegzumachen“, sagte sie. Für diese Verpflichtung könne es keine Ausnahmen geben. Verfehlungen dürften nicht geduldet werden. Dazu benötige man keine DNA-Analyse, sondern nur verstärkte Kontrollen.

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