Kollwitzschüler erhalten wichtige Einblicke in die Berufswelt

Die Strabag AG war am 16. März zum ersten Mal beim Berufeparcours der Käthe-Kollwitz-Schule dabei. „Wir sind sehr gerne gekommen. Es gab ja so wenig Möglichkeiten, mit Schülern ins Gespräch zu kommen, und wir suchen dringend Azubis“, berichtet Alexandra Heck, die in Langenselbold Beauftragte für Auszubildende des Bauunternehmens ist. Mit am Tisch steht Kevin Bresnahan, der kurz vor seine Prüfungen zum Tiefbaufacharbeiter steht. „Man muss einfach gerne draußen arbeiten wollen. Die Stimmung in der Kolonne ist super“, informiert er. Vier Schüler, die sich soeben informiert haben, sind beeindruckt. „Ich wusste gar nicht, dass man in der Ausbildung schon so viel Geld verdient und so viele Urlaubstage hat“, stellen die Achtklässler erstaunt fest. Mancher von ihnen kann sich gut vorstellen, dort eine Ausbildung zu beginnen.
Langenselbold – Insgesamt 19 Unternehmen konnte Koordinator Joachim Bauer für den Berufeparcours gewinnen. Nimmt man drei kurzfristige Absagen hinzu, dann ist die Anzahl annähernd gleich geblieben. „Alle Betriebe sind gerne wiedergekommen und wollen dies auch künftig tun.“ Die Firmen boten ein Mitmach-Angebot und kamen so leicht mit den Jugendlichen in Gespräch. Die Schüler gingen in kleinen Gruppen von Tisch zu Tisch. Viele hörten konzentriert zu, andere stellten Fragen, der Austausch war häufig sehr intensiv.
Insgesamt 19 Unternehmen mit dabei
Aus den Bereichen Handwerk, Industrie und Gewerbe, Gesundheit und Dienstleistung stellten vor allem regionale Unternehmen ihr zum Teil breites Angebot an Ausbildungsberufen vor. Neben der Strabag AG waren zum ersten Mal die Thomas Group, das Behindertenwerk Main-Kinzig (BWMK), das Sanitätshaus Bußfeld & Schiller und die Volunta-Akademie des Deutschen Roten Kreuzes dabei.

„Wir sind sehr froh, dass die Veranstaltung wieder in Präsenz stattfinden konnte. Der direkte Kontakt zu den Schülern ist einfach wichtig“, stellte der stellvertretende Schulleiter Torsten Eull fest. Der Berufeparcours, der gestern zum elften Mal stattfand, ist an der „Käthe“ eingebunden in verschiedene Bausteine der Berufsorientierung. Dazu zählen unter anderem die individuellen Berufsberatungen der Arbeitsagentur ab Jahrgang sieben, Praxistage im Rahmen des Wahlpflichtunterrichts oder 14-tägige Betriebspraktika. Mit Ausnahme des Altenpflegezentrums Rodenbach bieten die meisten, gestern vertretenen Betriebe wieder Praktikumsplätze an. Nach zwei Jahren, in denen es für Schüler besonders schwierig war, in einen Betrieb hineinschnuppern zu können, scheint jetzt wieder Normalität einzukehren.
„Inzwischen gibt es eine so große Vielzahl an Ausbildungsberufen, das erschwert die Orientierung“, so Eull. Deshalb ist die Berufsorientierung ein Schwerpunkt an der KKS. Neben dem Kennenlernen von Ausbildungsbetrieben in der Region bietet die „Käthe“ in Langenselbold eine individuelle Schullaufbahnberatung und die Arbeitsagentur regelmäßige Sprechstunden.

Zu den Unternehmen, die vielfältige Berufschancen ermöglichen, aber wenig bekannt sind unter den Jugendlichen, zählt das BWMK. „Keine Ahnung“, hört Tobias Wolf, Referent Ausbildung, oft auf die Frage, was das BWMK sein könnte. Er führt das unter anderem auf die inzwischen über 50 Standorte und diversen Tochterunternehmen zurück. Im Gespräch mit den sehr aufmerksam zuhörenden Schülern fanden Franziska Hofmann, Sophie Reiter und er immer einen Anknüpfungspunkt: die Heinzelmännchen aus der Mensa kennen sie alle.
Schüler lernen einige ihnen kaum bekannte Firmen kennen
Das BWMK bietet an mehreren Standorten Schülerpraktika, Praktika, Ausbildungsplätze, duale Studiengänge und ein Freiwilliges Soziales Jahr beispielsweise in Heilpflege- und Erzieherberufen, in der Verwaltung oder auch in der Landwirtschaft. Ganz neu ist das Modell PivA (Praxisintegrierte vergütete Ausbildung) zur(m) staatlich geprüften Erzieher/in.
Vieles erklären mussten auch Constantin Dadt und Lisa Sporys vom Sanitätshaus Bußfeld & Schiller. Nur wenige Jugendliche können sich vorstellen, was ein Orthopädietechnik-Mechaniker, eine Sanitätshausfachverkäuferin oder ein Kaufmann im Gesundheitswesen so alles können und tun muss. Auf dem Tisch lagen diverse Orthesen und Prothesen, die den Schülern den Einstieg für Fragen erleichtern. Fasziniert waren fast alle von einer High-Tech- Armprothese und dem 3D-Scanner, der in Sekundenschnelle ein Modell auf dem Bildschirm abbildet.

„Sehr spannend und interessant.“, meinte ein Junge, „aber ich rede nicht gerne so viel.“ Seine Nachbarin hingegen war positiv überrascht und fasziniert von den technischen und handwerklichen Möglichkeiten des Berufs. Bei fast allen Schülern bekannt waren hingegen die Beruflichen Schulen des Main-Kinzig-Kreises mit Sitz in Gelnhausen. Hier kamen Azubis und Schüler beim Hair Styling ins Gespräch über Ausbildungsberufe in Industrie und Handwerk.
Positives Fazit aller Beteiligten
Doch auch hier tut sich Neues: Die Berufsfachschule zum Übergang in Ausbildung – kurz BÜA – unterstützt und begleitet Jugendliche, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Arbeitsphasen im Betrieb wechseln ab mit Unterricht in allgemeinbildenden Fächern wie Deutsch, Englisch oder Mathematik. Gefördert und gestärkt werden sollen die persönlichen und sozialen Kompetenzen. Alles in allem zeigten sich Unternehmen, Lehrer und Schüler sehr zufrieden mit dem Berufeparcours. Der persönliche Austausch ist doch durch nichts zu ersetzen.
Von Ulrike Pongratz