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Langenselbolder Vereinsgemeinschaft löst sich nach 35 Jahren auf

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Gerhard Landmann (links) war 29 Jahre lang der Vorsitzende der LVG, hat unter anderem die Stadtfeste (hier das letzte 2011) mitorganisiert und mit den Vereinen und den Bürgermeistern wie mit Jörg Muth (rechts) zusammengearbeitet.
Gerhard Landmann (links) war 29 Jahre lang der Vorsitzende der LVG, hat unter anderem die Stadtfeste (hier das letzte 2011) mitorganisiert und mit den Vereinen und den Bürgermeistern wie mit Jörg Muth (rechts) zusammengearbeitet. © Privat

Nach 35 Jahren hat sich die Langenselbolder Vereinsgemeinschaft (LVG) zum Ende des Jahres 2022 aufgelöst. Das Interesse zahlreicher Vereine hatte nachgelassen. Gerhard Landmann blickt auf die 35 Jahre und das Wirken des Vereins und erzählt vom Werdegang bis hin zur Auflösung.

Langenselbold – Gerhard Landmann war von Anfang an dabei und erinnert sich an die Beweggründe, die 1988 zur Bildung der Langenselbolder Vereinsgemeinschaft geführt haben. Es war vor allem Erwin Reinstädt, der Vorsitzende des Volkschors, der sich für eine Vereinsgemeinschaft einsetzte und zum ersten Vorsitzenden gewählt wurde. Als Vorsitzender des Musikvereins gehörte Gerhard Landmann zu den Gründungsmitgliedern. Nur kurz nach der Gründung der LVG wurde Landmann als deren Vorsitzender gewählt. Insgesamt 29 Jahre lang, von 1992 bis 2012 und von 2014 bis 2022 stand er dem Verein vor. Für seinen ehrenamtlichen Einsatz erhielt er 2012 den Landesehrenbrief.

Verleihung der Stadtrechte war 1983 ein Ausgangspunkt

Ein Ausgangspunkt für die Bildung der LVG war die Verleihung der Stadtrechte 1983. Aus diesem Anlass wurde ein großes Stadtfest gefeiert, das vor allem in der Hand der Vereine lag. In einem dreijährigen Turnus wollte man das Fest jeweils am letzten Augustwochenende wiederholen. „1986, zum zweiten Fest, wurde den veranstaltenden Vereinen beziehungsweise den Vorsitzenden etwas blümerant. Sie sahen die Risiken und erkannten, dass sie unter Umständen mit ihrem Privatvermögen haften würden“, erinnert sich Landmann. Um diese Gefahr zu vermeiden, sollte eine Vereinsgemeinschaft gegründet werden. Und tatsächlich hatte man 1988 die Satzung fertig und konnte mit Reinstädt als Vorsitzenden in die Vorbereitung des dritten Stadtfestes einsteigen.

1989 gab es riesige Diskussionen um den Auftritt von Guildo Horn. „Wir haben ihn schließlich verpflichtet und unvorstellbare 5300 Tickets verkauft“, sagt Landmann. Mit den Einnahmen aus diesem Konzert konnten wir das Fest gut finanzieren, die Vereine konnten ihre Einnahmen komplett behalten. Ein Erfolg, der allerdings einmalig war und sich nicht wiederholen sollte. Waren es zu Beginn noch 23 Vereine, die sich am Stadtfest beteiligten, meldeten sich 2015 nur noch fünf. „2015 gab es kein Stadtfest und das war´s dann“, sagt Landmann. Das letzte Langenselbolder Stadtfest hat 2011 stattgefunden.

Abstimmung des Veranstaltungskalender zunächst eine der Aufgaben

Zu den Aufgaben der LVG gehörte anfänglich die Abstimmung des städtischen Veranstaltungskalenders. Seit Anfang der 1980er bis Anfang der 1990er-Jahre hatten sich die Vereinsvorstände regelmäßig Anfang des Jahres mit Vertretern der Stadt, meist mit dem Bürgermeister, in lockerer Runde getroffen, um bei der Nutzung der städtischen Räume Kollisionen zu vermeiden. „Den städtischen Veranstaltungskalender abzustimmen und zusammenzuführen und über die Zeitungen zu verteilen gehörte ebenfalls zu den Aufgaben der Vereinsgemeinschaft“, berichtet Landmann. Unter den Bürgermeistern Kasseckert und Muth begann die Stadt, die Räume aktiv zu vermarkten und die Meldungen der Vereine bereits im Oktober einzufordern, um von Januar bis Dezember planen zu können.

„Vonseiten der Vereine gab es kein Interesse mehr zur Zusammenarbeit. Kein Verein will über einen einmal festgelegten Termin noch diskutieren“, sagt Landmann. Zu seinen Aufgaben als Vorsitzender gehörte es, bei Vereinsjubiläen stellvertretend für verschiedene einzelnen Vereine das Grußwort zu sprechen und Geschenke zu überreichen. 2012 stand Landmann nach 20 Jahren Vorstandsarbeit nicht mehr zur Wahl. „Niemand hat sich als Nachfolger gemeldet. Es folgte – wie so oft in solchen Fällen – die peinliche Suche nach einem Kandidaten.“ Schließlich wurde Hans Wilz gewonnen, der aber bereits 2014 aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat. „Er hat das Handtuch geworfen.“ So formuliert es Landmann, der aus verschiedenen Gründen nicht gut auf seinen Nachfolger und zugleich Vorgänger zu sprechen ist. Denn als er 2014 „beackert“ wurde, hat er noch einmal als Vorsitzender kandidiert und das Amt bis zur Auflösung 2022 übernommen.

Programm des Hessentags mitgestaltet

Unter seiner Regie hat die LVG das Programm für den Hessentag 2009 und den Festzug mitgestaltet. Landmann arbeitete als Vertreter der Vereine in städtischen Arbeitskreisen wie „Demografischer Wandel“, „fair trade“ oder im Präventionsrat mit. Zudem gab es weitere Ideen: Die LVG sollte kleinere Veranstaltungen wie die Kulturtage organisieren oder die Stadtpartnerschaften pflegen. Letztere würden nicht mehr gelebt, meint Landmann, und auch die Kulturtage seien „gleich tot gewesen“. „Dann bremste 2020 der Lockdown im Zuge der ersten Corona-Pandemie jegliche Vereinsaktivitäten aus. Dementsprechend ergaben sich auch für die LVG keine Anlässe für Aktivitäten des Vorstandes.“

Schon seit einigen Jahren hatte das Interesse zahlreicher Vereine an der LVG stark nachgelassen. Der Vorstand hatte die Mitgliedsvereine aufgerufen, ihr Bedürfnis nach künftigen Aktivitäten der LVG zu prüfen und sich klar für Weiterbestand oder Auflösung der LVG zu entscheiden. Nachdem sich mehr als die Hälfte für die Auflösung der LVG aussprach, wurde in der Mitgliederversammlung ein entsprechender Beschluss gefasst. Landman zufolge gab es zu dieser Auflösung keine Alternative. „Kurz und schmerzlos. Die Vereine haben kein Interesse mehr und ich bin jetzt 74 Jahre alt und hätte nicht mehr kandidiert. Wir hätten keinen Vorstand gefunden und es wäre zu einer Zwangsauflösung gekommen.“

Von Ulrike Pongratz

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