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Auf hohem Niveau stehender Auftakt der zweiten Konzertrunde

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Von: Lars-Erik Gerth

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Zum Auftakt von ‘Selbold Klassik2 erlebte das Publikum nicht nur das Amatis Trio, sondern auch dessen Pianisten Mengjie Han gemeinsam mit Ib Hausmann (Klarinette). Sie fesselten mit Interpretationen der Werke von Poulenc und Ben-Haim.
Zum Auftakt von ‘Selbold Klassik2 erlebte das Publikum nicht nur das Amatis Trio, sondern auch dessen Pianisten Mengjie Han gemeinsam mit Ib Hausmann (Klarinette). Sie fesselten mit Interpretationen der Werke von Poulenc und Ben-Haim. © Lars-Erik Gerth

Mit einem beeindruckenden kammermusikalischen Abend startete die von Ib Hausmann im Vorjahr initiierte Konzertreihe ‘Selbold Klassik am Donnerstag (3. November) in ihre zweite Runde. Der bekannte Selbolder Klarinettist und das bereits international gefeierte junge Amatis Trio gestalteten den Auftakt zu erneut drei Konzerten an aufeinanderfolgenden Abenden in der Klosterberghalle. Am 4. November stießen dann noch Isobel Warmelink (Viola) und Lukas Hagen (Violine) hinzu, die auch das dritte Konzert mitbestreiten.

Langenselbold – Jedes der drei Konzertprogramme sttand unter einem bestimmten Motto. Der erste Abend war mit „Freud & Leid“ überschrieben. Dass diese Gegensätze nicht nur im Leben allgemein, sondern auch in der Musik häufig nahe beieinanderliegen, belegte nicht zuletzt die Sonata für Klarinette und Klavier von Francis Poulenc. Geschrieben hat sie der französische Komponist wenige Monate vor seinem unerwarteten Tod durch Herzversagen. Die Uraufführung am 10. April 1963 in der New Yorker Carnegie Hall durch das prominente Duo Benny Goodman und Leonard Bernstein erlebte Poulenc dann auch nicht mehr.

Intensive und fesselnde Interpretationen

In Langenselbold boten Ib Hausmann und der Pianist Mengjie Han vom Amatis Trio eine intensive und fesselnde Interpretation des Dreisätzers. Dabei legten sie insbesondere den Gegensatz frei zwischen den lebhaften und bisweilen freudig erregten Ecksätzen und der nach innen gewandten und melancholisch-verhangenen Romanza.

In Hausmanns modulationsreichem und fein gesetztem Klarinettenspiel wurde das Thema „Leid“ im Mittelsatz ungemein greifbar. Die auch insgesamt differenzierte und klanglich genau austarierte Wiedergabe beeindruckte das aufmerksame Publikum nachhaltig.

Amatis Trio und Ib Hausmann begeisterten

Han und Hausmann erwiesen sich nach der Pause bei Paul Ben-Haims „Drei Lieder ohne Worte“ dann erneut als kongeniale künstlerische Kombination. Der 1933 aus Nazi-Deutschland nach Palästina emigrierte Komponist beginnt sein 1952 geschriebenes Werk mit einem über weite Strecken wehmütig-melancholisch anmutenden Arioso, bei dem Hausmann wiederum durch sein ausdrucksstarkes und fein moduliertes Klarinettenspiel bestach. Auch der „Ballad“ überschriebene Mittelsatz ist getragen und überwiegend melancholisch gehalten, was ebenso für die finale „Sephardic Melody“ gilt, bei der Mengjie Han und Ib Hausmann für atmosphärisch dichte Momente sorgten.

Die anderen drei Werke des Auftaktabends wurden vom Amatis Trio dargeboten. Zu Beginn stand die romantisch-durchdrungene „Elegie“ von Josef Suk, die von Lea Hausmann (Violine) und Samuel Shepherd (Violoncello) mit wunderbar warmem Streicherklang und feinster Intonation versehen wurde, die sich ideal mit dem ziselierten Klavierspiel von Mengjie Han paarten.

Feine Phrasierung und klare Konturierung

Wolfgang Amadeus Mozarts Klaviertrio in C-Dur KV 548 konnte dann überwiegend dem ersten Teil des Mottos zugeschlagen werden, auch wenn es im getragenen Andante cantabile durchaus nach innen gewandte Momente gab. Der Grundduktus des 1788 entstandenen Werks ist jedoch positiv gehalten. In der Interpretation des Amatis Trios erschien dann auch insbesondere der Finalsatz bisweilen federnd-leicht und im Klang ausgesprochen transparent. Während Mengjie Han mit perlendem Klavierspiel und silbrigem Klang aufwartete, bestachen Lea Hausmann und Samuel Shepherd durch feine Phrasierung, aber ebenso durch klare Konturierung.

Diese war dann noch stärker im finalen ersten Klaviertrio d-Moll op. 49 von Felix Mendelssohn-Bartholdy gefragt, bei dem die Musik schon im Kopfsatz durchaus zwischen Freud und Leid changiert. Das brachten Hausmann und Shepherd durch ihr intensives Spiel besonders plastisch zum Vorschein. Auch verband sich der Streicherklang auf formidable Weise mit dem fein gesetzten und ausdrucksstarken Klavierspiel von Mengjie Han. Und selbst in den dynamischsten Momenten des Finalsatzes, in welchem die Freud am Ende wohl doch obsiegt, gelang es dem superben Trio, für eine perfekte klangliche Balance zu sorgen. Auf vortrefflichste Weise paarten die drei Künstler zudem fesselnden musikalischen Ausdruck mit technischer Perfektion. Das Publikum reagierte mit entsprechend begeistertem Applaus. Nur schade, dass diesem künstlerischen Ereignis keine 100 Besucher beiwohnten.

Von Lars-Erik Gerth

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