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Lesung des Schauspielers Christian Berkel sorgt für ausverkaufte Selbolder Kirche

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Mit bühnenerprobter Betonung las Christian Berkel aus seinem zweiten Roman „Ada“, der in den 1960er Jahren spielt.
Mit bühnenerprobter Betonung las Christian Berkel aus seinem zweiten Roman „Ada“, der in den 1960er Jahren spielt. © Andrea Pauly

Eine plaudernde Menschenschlange hatte sich am Samstagabend kurzfristig vor der evangelischen Kirche gebildet, wo bei sonnigem Herbstwetter immer mehr Literaturbegeisterte eintrafen, um an einer besonderen Veranstaltung teilzunehmen.

Langenselbold/Neuberg – Auf Einladung des Bücherschrankteams aus Neuberg in Kooperation mit der Selbolder Buchhandlung „Büchermeer“ war es gelungen, den bekannten Schauspieler und Autor Christian Berkel für eine Lesung aus seinem zweiten Roman „Ada“ zu gewinnen, der im vergangenen Jahr erschienen ist. Um möglichst vielen Lesefans den Zugang zu ermöglichen, war der Neuberger Verein vom Rüdigheimer Bürgerhaus in den größeren Raum der evangelischen Kirche in die Gründaustadt ausgewichen. Mit 155 Besuchern war die Lesung coronakonform nach den 3G-Regeln ausverkauft.

Monika Reiss und Susanne Link-Knöfel vom Bücherschrankteam begrüßten die Gäste und freuten sich, nach rund anderthalb Jahren in der Pandemie mit einem solchen Highlight in ihr Kulturprogramm zu starten, da der Verein eigentlich mehrmals im Jahr verschiedene Veranstaltungen organisiert. Dies war die erste Veranstaltung des Bücherschrank-Teams, für die es eine Förderung durch den Kultursommer Main-Kinzig-Fulda erhielt. Auch die Stiftung der Sparkasse Hanau beteiligte sich an den Kosten.

Mit ruhiger und eindringlicher Stimme, die die Zuhörer direkt in seinen Bann zog, las Christian Berkel dann aus seinem neuen Roman „Ada“. Auch hier, wie in seinem erfolgreichen literarischen Debüt „Der Apfelbaum“, zeigt sich Berkel, der als Film- und Fernsehschauspieler bekannt ist, als souveräner Erzähler und literarischer Geschichtsforscher.

Mischung aus Realität und Fiktion

Hatte er in seinem Erstling begonnen, von den jüdischen Wurzeln seiner Familiengeschichte zu schreiben, führt er diese nun in einer Mischung aus Realität und Fiktion in seinem zweiten Werk fort und schließt an die Handlung von „Der Apfelbaum“ an.

Die Hauptfigur Ada kämpft unter anderem in den 1960er Jahren gegen das Schweigen der Elterngeneration über die Zeit im Nationalsozialismus. Ein Thema, das mit seinem Bezug zu Rassismus und Antisemitismus gerade heute von großer Aktualität sei, wie Berkel betonte.

„Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass je im Bundestag so ein Satz wie von einem Politiker, dessen Namen ich hier gar nicht nennen mag, über den ‘Vogelschiss der Geschichte‘ ausgesprochen wird“, erklärte der Autor in einer seiner Erzählpassagen zur Lesung.

Viele Autogrammwünsche

Der Schauspieler erläuterte frei die familiengeschichtlichen Überleitungen zu den Lese-Elementen und schaffte es so, die Spannung wortgewandt emotional und gleichzeitig sachlich ernstzuhalten. Bei den gelesenen Textstellen wählte Berkel gekonnt teils berührend gefühlvolle als auch amüsante Dialoge aus, die er mit bühnenerprobter Betonung hörspielgleich vortrug.

Viele der vor allem weiblichen Besucher ließen die Gelegenheit in der Pause nicht ungenutzt, sich ein Autogramm von dem bekannten Schauspieler geben zu lassen.
Viele der vor allem weiblichen Besucher ließen die Gelegenheit in der Pause nicht ungenutzt, sich ein Autogramm von dem bekannten Schauspieler geben zu lassen. © Andrea Pauly

In der Pause bildete sich dann wieder eine Schlange – diesmal an Christian Berkels Lesetisch, wo der Schriftsteller geduldig und mit einem gewinnenden Lächeln für seine zum großen Teil weiblichen Fans die am Büchertisch erworbenen oder mitgebrachten Bücher signierte, bevor er dann in den zweiten Teil der mehr als zweistündigen Veranstaltung in der Selbolder Kirche startete.

An deren Ende setzte er nochmals einen dringlichen Appell, der von großem Zuschauerbeifall begleitet wurde: „Wenn wir in einer Demokratie leben wollen, dann müssen wir auch etwas dafür tun. Von alleine bleibt sie nicht.“ (Von Andrea Pauly)

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