Aktionsbündnis „Hand in Hand helfen“ unterstützt in Selbold untergebrachte ukrainische Geflüchtete

Rund 120 aus der Ukraine geflüchtete Menschen sind seit dem 7. April in der Sporthalle der Käthe-Kollwitz-Schule untergebracht. Bereits zuvor waren zahlreiche ukrainische Flüchtlinge im Main-Kinzig-Kreis angekommen. Nun hat sich zu ihrer Unterstützung das Aktionsbündnis „Hand in Hand helfen in Langenselbold“ gegründet.
„Wie können wir die Kinder ein wenig auffangen? Wie die Familien entlasten? Wie Kontakt herstellen? Kurz: Wie können wir helfen?“ Mit diesen Fragen haben sich viele Langenselbolder Bürger und Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde beschäftigt. Eine, die diesbezüglich angefangen hat, aktiv zu werden, ist Stefanie Müller. Der Erzieherin und Kinderpädagogin liegen die Kinder besonders am Herzen. Deshalb war sie mit Kinderrädern und Rollern, Inlinern und Skateboards im Kofferraum zum Jugendzentrum nach Ronneburg gefahren, wo bereits seit einigen Wochen rund 70 Menschen ein vorübergehendes Quartier gefunden haben.
Kinder haben Angebote schon schnell angenommen
„Die Kinder haben die Angebote schnell angenommen. Es ist einfach schön zu sehen, wenn die Kinder einen Moment lang vergessen und wieder lachen können.“ Für Stefanie Müller, selbst Mutter, ist dies bereits Motivation genug, um nun auch in Langenselbold die Initiative zu ergreifen. Als sie erfuhr, dass rund 120 Geflüchtete in die Sporthalle der Kollwitzschule kommen werden, erstellte sie kurzerhand eine Whats App-Gruppe „Hand in Hand helfen“ zur Organisation von Hilfsmaßnahmen und lud erste engagierte Menschen dazu ein. Gleichzeitig nahm sie Kontakt zur Evangelischen Kirchengemeinde Langenselbold auf. Denn noch etwas bewegt die Erzieherin: „Die Kinder bekommen mit, was passiert. Da kommen viele Menschen. Ich möchte an sie weitergeben, man ist nicht ohnmächtig, wir können helfen.
Kooperation mit der evangelischen Kirche
Bei Christina Hohmann, Mitglied im Kirchenvorstand, Jugendarbeiterin Jutta Reinstädt und Pfarrer Rainer Seitz stieß Stefanie Müller mit ihrer Initiative auf offene Ohren. Auch dort war man bereits damit beschäftigt, Unterstützung in die Wege zu leiten. „Der Kirchenvorstand fasste den Beschluss, das Pfarrhaus I am Marktplatz für Geflüchtete bereitzustellen und hat das Gebäude als Wohnunterkunft dem Kreis gemeldet“, so Hohmann.

Mit der Bildung des Aktionsbündnisses „Hand in Hand helfen in Langenselbold“ bietet die Kirchengemeinde weitere Unterstützung mit ihrem organisatorischen Rahmen, ihren Strukturen und vielfältigen Ressourcen an. Auch die katholische Kirchengemeinde hat aktiv die Kooperation angeboten und ist einbezogen.
Gute Vernetzung
Mithilfe der Kirchengemeinde und der Gruppe wird rasch ein Zusammenschluss der Hilfswilligen ermöglicht. „Unser Vorteil ist, dass wir auf eine Struktur und Vernetzung zurückgreifen können – mit allen Vorteilen, die ein solcher organisatorischer Rahmen bieten kann.“ Zudem böten sich weitere Möglichkeiten, für andere Unterstützung und Hilfe anzubieten. Dabei – und das ist den Initiatoren ein wichtiges Anliegen – darf man sich selbst nicht aus dem Blick verlieren. „Für einen alleine ist das zu viel“, ist Müller überzeugt.
In enger Absprache und Zusammenarbeit mit Corinne Stuttmann und Timo Kreßlein von der städtischen Jugendförderung organisiert das Aktionsbündnis nun die konkrete Unterstützung und Begleitung der Geflüchteten vor Ort. Auch der Kontakt zum verantwortlichen Betreiber der Unterbringung in der „Käthe“-Sporthalle sei hervorragend, „denn auch Thomas Giegerich liegt sehr daran, dass die Kinder jeden Alters und ihre Angehörigen so gut wie möglich untergebracht werden“, wie es in der Mitteilung des Aktionsbündnisses heißt. So böten seit einigen Tagen Pfarrer Rainer Seitz und viele Ehrenamtliche täglich ihre Hilfe an.
Schnell sechs Übersetzer gefunden
Beispielsweise hätten sich bereits sechs Übersetzer beim Aktionsbündnis gemeldet. „Ihre Dienste sind nicht nur von unschätzbarem Wert, wenn Geflüchtete zu Fachärzten begleitet werden sollen.“ Gebraucht würden jetzt Kleidung und Artikel des täglichen Bedarfs. In der Kollwitzschule wird nun mithilfe von Alexandra Schroth vom „Kinderkram“-Laden eine Kleiderkammer aufgebaut. Hierfür müssen Spenden gesammelt und sortiert werden.
Speziell für Kinder bieten die Stadt mit dem Spielmobil „Kecke Schnecke“ gemeinsam mit Jutta Reinstädt Aktionen und Begegnungsmöglichkeiten an. Die Kinder und Jugendlichen, die in den Sammelunterkünften leben, können noch keine Schule besuchen. Inwieweit sich Online-Unterricht auf Ukrainisch organisieren lässt, sei noch offen. Aus diesem Grund würden vom Helferkreis immer neue Beschäftigungsangebote für Kinder, aber auch für Erwachsene – orientiert an den geäußerten Bedarfen – überlegt und umgesetzt.
Pro Woche wird mit zehn bis 20 weiteren Geflüchteten gerechnet
„Das, was gerade gebraucht wird, ist sehr vielfältig. Vieles wird sich im Laufe der Zeit ändern, einiges wird sich wohl wiederholen“, lautet die Einschätzung von Christina Hohmann. „Es wird ein Langstreckenlauf, kein Sprint“, ist Pfarrer Seitz überzeugt. Pro Woche rechnen die Betreiber mit zehn bis 20 weiteren Geflüchteten, die Hälfte davon Kinder. Entsprechend sind helfende Hände jederzeit willkommen. „Jeder und jede kann sich nach seinen Interessen und Fähigkeiten einbringen. So werden weiterhin gezielt gesuchte Sachspenden gerne nach Rücksprache angenommen“, so das Aktionsbündnis. Ganz dringend werde weiterhin Wohnraum gesucht. „Hier unterstützen wir Haushalte sehr gerne, die Geflüchteten mit eigenem Wohnraum helfen und mit ihnen in Austausch kommen wollen.“
Eine gute Gelegenheit zum Austausch biete das Friedensgebet in der evangelischen Kirche, das immer am Dienstagabend stattfindet. Einige Gebete und Texte werden auch in das Ukrainische übersetzt.
Mittlerweile haben sich bereits neun verschiedene Hilfsgruppen eingerichtet, die unterschiedliche Bereiche organisieren. So sorgt Alexandra Schroth für die Verteilung der Sachspenden, Jutta Reinstädt und Timo Kreßlein organisieren die Kinderbetreuung und Sarah Schmidt lädt zur Supervision sowie zum Austausch zwischen Vermietern, Gastgebern und unter Geflüchteten ein. Niedrigschwellige Beratungsangebote sind außerdem in Vorbereitung.
Weitere Hilfe willkommen
Wer mitmachen und die Geflüchteten aus der Ukraine mit seiner Hilfe unterstützen möchte, kann sich per E-Mail an jutta.reinstaedt@ekkw.de oder handinhand-langenselbold@gmx.de wenden. Weitere Informationen auf Facebook unter „Hand in Hand helfen Langenselbold“.
(Von Lars-Erik Gerth)