Weg frei für Logistikansiedlung im Selbolder Businesspark West

In der Sitzung der Stadtverordneten am 8. November ging es recht hitzig zwischen Rot-Grün auf der einen und CDU, Freien Wählern (FW) und FDP auf den anderen Seite zu. Das galt nicht nur für die Debatte über die Erhöhung von Abfall- und Abwassergebühren, bei der die Opposition ihren Vorwurf erneuerte, dass Bürgermeister und Erster Stadtrat ihre Fragen im Haupt- und Finanzausschuss nicht beantwortet hätten.
Langenselbold – Auch bei der Entscheidung über den Verkauf des südlichen Areals des Businessparks West, der sich aus Langenselbolder Sicht jenseits der A45 – direkt an das Erlenseer Gewerbegebiet angrenzend – befindet, lagen Regierungs- und Oppositionsparteien deutlich auseinander.
NR-Holding Development zahlt 3,2 Millionen Euro
Die von Rot-Grün verabschiedete Vorlage des Bauamts sieht nun vor, die seit Jahren brachliegende 45 800 Quadratmeter große Fläche (die laut Beschluss von 2018 eigentlich von der Stadt entwickelt werden sollte) für rund 3,2 Millionen Euro an die Firma NR-Holding Development zu verkaufen, die darauf ein Logistikgebäude errichten will. Die Erlenseer Firma hat auch zugesagt, für die Entwicklung des südlichen Bereichs des Businessparks eigens eine Tochterfirma in Selbold zu gründen, wie ihr Geschäftsführer Michael Lemler bereits im Planungs-, Bau- und Umweltausschuss erklärt hatte. Ebenfalls dort hatte Bürgermeister Timo Greuel (SPD) hervorgehoben, dass die Entwässerung des Baugebiets vollständig über das Kanalnetz und die Kläranlage Erlensee vorgenommen werden soll. Dadurch könne die Stadt Langenselbold rund 2,4 Millionen Euro an Erschließungskosten sparen, die eine Anbindung unter der A45 entlang an die Selbolder Kläranlage gekostet hätte.
In seinem ursprünglichen Beschluss hatte das Parlament im März 2018 entschieden, nur den nördlichen Teil des Businessparks mit rund 3,5 Hektar Fläche zur Entwicklung an einen Investor, nämlich die Real Estate GmbH, zu verkaufen. Den südlichen Abschnitt wollte die Stadt selbst entwickeln.
Heftige Kritik aus den Reihen von CDU und FW
Dass der Magistrat davon nun abrückt, stieß dem Christdemokraten Florian Gibbe („Warum hat die Stadt Langenselbold den Mut verloren, Gewerbegebiete selbst zu entwickeln?“) und vor allem Jürgen Heim (FW) übel auf. Er sieht darin eine „Kehrtwende um 180 Grad“, was die Politik der Gewerbeansiedlung anbetrifft, welche die Stadt in der Vergangenheit immer selbst betrieben und nie aus der Hand gegeben habe. Auch sei stets davon abgesehen worden, Logistikfirmen nach Selbold zu holen, die in der Regel weder Arbeitsplätze schaffen noch Gewerbesteuer zahlen würden, da ihr Hauptsitz ganz woanders sei.
Dieser Kritik schloss sich auch Gerhard Groß (CDU) an, der davor warnte, das Areal an der A45 zu einem „zweiten Fliegerhorst“ zu machen. Dort dominieren bekanntlich die großen Areale der Logistikunternehmen wie DHL das Bild.
Greuel erklärte dazu, dass sich Selbold dem Thema „Logistik“ nicht verschließen könne, da die Stadt im „Speckgürtel Rhein-Main“ allein durch ihre beiden Autobahnanschlüsse eine 1a-Lage besitze. Deshalb müsse man die Möglichkeit nutzen, die Ansiedlung von Logistikfirmen sinnvoll zu gestalten. Und dies geschehe im Fall des südlichen Teils des Businessparks West, da dieser jenseits der A45 weit vom Selbolder Stadtgebiet entfernt sei.
SPD-Mann Egel spricht von 150 neuen Arbeitsplätzen
Greuels Parteifreund Thomas Egel brachte den Aspekt ein, dass der Investor die Dächer der Gebäude unentgeltlich für die Errichtung und den Betrieb einer Bürgersolaranlage zur Verfügung stellt, die in dieser Größe an keinem anderen Ort in der Stadt möglich sei. Zudem widersprach er Heims Behauptung, Logistikunternehmen brächten keine neuen Arbeitsplätze. Für den Businesspark West sei nämlich mit rund 150 neuen Jobs zu rechnen. CDU und zwei FW-Vertreter überzeugte dies nicht, sie votierten gegen die Änderung des Beschlusses von 2018, während sich FDP und zwei weitere FW-Vertreter enthielten.
Von Lars-Erik Gerth