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Weitere Alpakas in Selbold: Babys kommen

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Die zwei Alpaka-Stuten Isabella und Asaria erwarten im Frühjahr Nachwuchs. Andere Tiere gibt es auch noch. Hier füttert Emanuele Civello auch die Ziege Ciliegia. Foto: Häsler
Die zwei Alpaka-Stuten Isabella und Asaria erwarten im Frühjahr Nachwuchs. Andere Tiere gibt es auch noch. Hier füttert Emanuele Civello auch die Ziege Ciliegia. Foto: Häsler

Emanuele Civello hat den Langenselbolder Weinberg zum Alpaka-Paradies gemacht. Zu einer fünfköpfigen Männergesellschaft dieser südamerikanischen Lama-Art, die die Nachbarn Sven und Dieter Wüllner auf dem Weinberg halten, hat der Langenselbolder Gastwirt auf seinem Grundstück zwei Alpaka-Stuten untergebracht.

Von Axel Häsler

Die Comedian Harmonist sangen 1932 ihren Hit von der „Schönen Isabella von Kastilien“. Langenselbold kann nun von der „Schönen Isabella von Sizilien“ singen. Isabella ist eine Alpaka-Dame und gehört einem Langenselbolder, der aus Sizilien stammt.

Noch ein paar Vorbemerkungen zu einer tierischen Geschichte, die erzählt werden muss. Die weiße Isabella ist trächtig. Und es gibt noch die andere Alpaka-Dame, die schwarze Asaria. Die Stute erwartet ebenfalls Nachwuchs.

So entwickelt sich der Langenselbolder Weinberg langsam zum Revier der südamerikanischen Lama-Art.Ganz in der Nähe des Naturfreundehauses auf dem Weinberg haben nämlich Sven und Dieter Wüllner aus Langenselbold fünf Alpaka-Herren ein neues Refugium geschaffen.

Nun zur eigentlichen Geschichte, die auch noch viel von anderen Tieren handelt: Jeden Morgen um 6 Uhr beginnt der Arbeitstag des Langenselbolder Gastwirts Emanuele Civello, und jeden Tag ist erst 18 Stunden später um 24 Uhr Feierabend, wenn er sein Restaurant schließt. Es muss eingekauft werden, die Speisen müssen vorbereitet werden und Küche und Gastraum müssen aufgeräumt werden.

Der erste Weg von Emanuele Civello führte heute in seinen Hühnerstall, denn nur da gibt es legefrische Eier, mit denen er schon in der Frühe einen Kuchen gebacken hat. Civello betreibt mit seinem Bruder Bruno und seinem Ehemann Alexander Kling seit elf Jahren das Restaurant „Caruso“ am Langenselbolder Kinzigsee. Und das an sieben Tagen in der Woche von 10 bis 24 Uhr.

Ihm macht die Arbeit Spaß, doch er hat auch ein großes Hobby – seine Tiere. Sobald die ersten Vorbereitungen in der Küche abgeschlossen sind und bevor das Restaurant öffnet, kümmert er sich um sie.An erster Stelle stehen dabei seine zwei Alpakadamen, die er im vergangenen Mai von seinem Mann zum 50. Geburtstag geschenkt bekommen hat. Das war schon seit langer Zeit sein größter Wunsch, doch er hatte für diese Tiere bis dahin keinen Platz. Als er von Freunden dann im Frühjahr auf dem Langenselbolder Weinberg ein großes Grundstück zur Verfügung gestellt bekommen hat, haben die Alpakas auch nicht lange auf sich warten lassen.

Zwei hochprämierte Stuten sollten es sein. Die schwarze Asaria und die weiße Isabella, die noch in diesem Frühjahr Nachwuchs erwarten. Mehrmals täglich kümmert er sich um die beiden Tiere. Aber auch zuhause hat er noch zwei Hirtenhunde, eine Katze, einen Papagei und mehrere Hühner und Schildkröten sowie eine kleine Ziege, die mit den Hunden zusammen lebt, ihn aber auch immer im Auto zu den Alpakas begleitet.

Manchmal sieht man ihn mit der kleinen Ziege namens Ciliegia auf der Wiese vor dem Naturfreundehaus, wenn sie dort spazieren gehen. Und dann kann man seinen Augen kaum trauen, denn mit dabei ist ein junger Rehbock, der Emanuele Civello auf Schritt und Tritt begleitet und aufs Wort hört, wie ein kleiner Hund.Im Sommer hat der Jagdpächter ihm das kleine Rehkitz im Alter von zwei Tagen gebracht. Kinder haben das frisch geborene Kitz auf einem Feld vor einem heranfahrendem Mähdrescher gerettet. Doch weil die Kinder es angefasst hatten, wurde es von seiner Mutter verstoßen. Der Jagdpächter fragte Emanuele Civello, ob dieser es denn versorgen könne, da er sich ja so gut mit Tieren auskennt.

Civello ist in Sizilien auf einem fast acht Hektar großen Bauernhof mit vielen Tieren aufgewachsen und dort hat er auch schon als kleiner Junge immer wieder kranke und schwache Tiere mit heim gebracht und sie gepflegt. Seine Mutter sah das gar nicht so gerne. „Ich hatte jedoch eine liebe Oma, die mir das aber immer erlaubt hat“, erinnert sich Civello. Das Rehkitz hat ihm jedoch in den vergangenen Monaten sehr viel Zeit und Mühe gekostet, denn auch in der Nacht bekam der kleine Rehbock alle paar Stunden eine Flasche mit warmer Ziegenmilch.

Als der kleine Calimero, wie er ihn nannte, dann groß genug war, brachte er ihn auf das umzäunte Grundstück auf dem Weinberg und wilderte ihn nach und nach aus. Heute ist der junge Rehbock auch meistens im Wald unterwegs, doch wenn Emanuele Civello mit dem Auto ankommt, taucht Calimero plötzlich auf und „besucht“ ihn.

„So zutraulich ist er jedoch erst in den vergangenen Wochen geworden und er kommt auch nur zu mir“, erklärt Civello. Aber in Kürze wird der kleine Bock seinen „Ziehvater“ wohl vermissen, denn der Sizilianer fährt mit seinem Mann für zwei Monate in den Winterurlaub in seine Heimat, wo auch noch 300 Tiere auf ihn warten. Auf dem Bauernhof in Italien leben Schweine, Schafe, Ziegen, Hühner, Pfauen, Strauße und Esel.

Auf die Frage, wer sich denn das ganze Jahr dort um die Tiere kümmert, antwortete Civello ganz trocken: „Ich habe dort billige Arbeitskräfte – meine Eltern! Die beiden sind zwar schon 70 und 76 Jahre alt, müssen aber noch hundert Jahre leben, um meine Tiere zu versorgen.“ Seine Tiere aus Langenselbold nimmt das Paar natürlich mit nach Italien in den Urlaub. Nur die Alpakas gehen für die zwei Monate in die Rhön zu ihrer ehemaligen Züchterin in Pflege, denn die passen ja nicht in den Transporter.

Und die Ziege bleibt dann auch in Italien, genauso wie ein paar Hühner, die er wieder mit dorthin nimmt. Denn jedes Jahr kauft er fünf ältere Hühner, die keine Eier mehr legen und hier sonst geschlachtet werden würden. Sie sollen auf seinem Bauernhof dann ihren Lebensabend glücklich verbringen.

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