Zunächst wird es keine größere Hundewiese in Selbold geben

Seit vergangenem Oktober hat die Gründaustadt – an der A66, unweit der Riedmühle – eine Hundewiese. Von einer Wiese konnte allerdings bereits wenige Wochen nach der Eröffnung keine Rede mehr sein. Das Grundstück – so hat es die CDU auch in ihrem Antrag formuliert – war schon „nach kurzer Nutzung von der Grasnarbe befreit“.
Langenselbold – Das veranlasste die Christdemokraten zu ihrer Beschlussvorlage, das Areal der Hundewiese um „ein gleichgroßes Grundstück an der rechten Seite zu erweitern“. Durch diese Erweiterung, so die Idee der CDU, „könnte jeweils einem Grundstück in gleicher Größe die Erholung und das Nachwachsen des Grases ermöglicht werden“.
Die FDP, deren Hartnäckigkeit erst dazu geführt hatte, dass Selbold nun eine Hundewiese hat, brachte dazu einen Änderungsantrag ein. Dieser sieht keine Verdoppelung des Areals, sondern eine Vergrößerung der Hundewiese von derzeit knapp 1700 auf 2400 Quadratmeter vor. Nach Beschluss des Stadtparlaments von 2019 hätte die Fläche eigentlich auch 2400 Quadratmeter groß sein sollen. Aus verschiedenen Gründen, die der städtische Biologe Matthias Wissel am 22. März im Planungs-, Bau- und Umweltausschuss (PBUA) erläuterte, wurde die Auslauffläche für die Hunde dann mehr als 700 Quadratmeter kleiner.
Zu diesen Gründen zählt auch eine notwendige Pufferfläche zur Autobahn, die von den 2400 Quadratmetern abging. Auch ein Wartungsstreifen mit einer Breite von durchgehend einem Meter sei von der Ursprungsfläche abzuziehen. Hinzu, so Wissel, seien die steigenden Rohstoffkosten – unter anderem für den Zaun – gekommen. Um den vorgegebenen Kostenrahmen von 20 000 Euro nicht zu überschreiten, sei die Fläche reduziert worden.
Im Ausschuss hätte eine Entscheidung fallen sollen
Im Ausschuss sollte nun die Entscheidung über den CDU-Ursprungsantrag und den Änderungsantrag der Liberalen fallen. In der Debatte wurde schnell deutlich, dass die rot-grüne Mehrheit Sympathien für die Vorlage der FDP hatte. Dem Ansinnen der CDU konnte sie hingegen nichts abgewinnen, wie SPD-Stadtverordneter Thomas Egel deutlich machte.
Verwundert zeigten sich die Vertreter von SPD und Grünen über die Argumentation von Gerhard Groß (CDU). Dieser hatte sich überzeugt davon gezeigt, dass es mit zwei voneinander getrennten Auslaufflächen möglich sei, das Gras jeweils länger zu erhalten und damit auch den Boden zu schützen. Er appellierte insbesondere an die Grünen, dem Antrag der CDU zuzustimmen.
Stadtbiologe Wissel: Hundewiese ist ein irreführender Begriff
Matthias Wissel, der in Linsengericht selbst eine Hundeschule betreibt, machte hingegen klar, dass herumtobende und buddelnde Hunde zu jeder Jahreszeit schnell dafür sorgten, dass kein Gras mehr vorhanden ist. „Deshalb halte ich auch nichts von dem Begriff "Hundewiese". Der ist irreführend, da in der Regel von einer Wiese ganz schnell keine Rede mehr sein kann. Deshalb halte ich die Bezeichnung Hundeauslauffläche für viel passender“, berichtete der städtische Biologe aus der Praxis.
Die CDU, so verdeutlichte es deren Vorsitzender Florian Gibbe, kann hingegen nichts mit dem geplanten 16 Meter langen und zehn Meter tiefen Blühstreifen zwischen Zaun und A66 anfangen. „Ich frage mich, wo unweit der Autobahn die Insekten herkommen, die diesen Streifen bevölkern sollen“, so Gibbe. Bei der Eröffnung der Hundewiese hatte hingegen Biologe Wissel darauf verwiesen, dass mit diesem Grünstreifen gerade auch der Lärm und die Emissionen der nahen Autobahn abgemildert werden sollen.
Mit zurückgezogenem CDU-Antrag ist auch FDP-Änderungsantrag hinfällig
Die CDU-Vertreter merkten während der Diskussion schnell, dass sie für ihren Antrag auf Verdoppelung der Fläche der Hundewiese keine Mehrheit finden würden. Folgerichtig zog Gerhard Groß den Beschlussvorschlag nach einer kurzen Sitzungsunterbrechung zurück. Das hatte zur Folge, dass der mit ihm verknüpfte Änderungsantrag der FDP ebenfalls vom Tisch war. Dass dieser voraussichtlich eine Mehrheit gehabt hätte, da sich in der Debatte neben der FDP auch SPD und Grüne für ihn ausgesprochen hatten, änderte daran nichts.
Die Liberalen können nun zwar einen eigenen neuen Antrag stellen, der eine Erhöhung der Auslauffläche auf 2400 Quadratmetern vorsieht, doch ist dies frühestens zur Sitzung des Stadtparlaments am 30. Mai möglich. Somit wird es zunächst keine größere Hundewiese geben. Allzu viele Hundebesitzer ficht dies jedoch gestern offensichtlich nicht an, war das Areal an der A66 bei herrlichem Frühlingswetter doch bestens frequentiert.
Von Lars-Erik Gerth