45 000 Stück im Keller: Johannes Squar aus Maintal betreibt einen Dominostein-Verleih

Maintal – Klack, klack, klack: Ein Ton, ganz sanft und kurz, der sich zu einem gleichmäßigen Rattern verbindet: Für Johannes Squar aus Maintal gibt es kein schöneres Geräusch als das Umfallen hunderter Dominosteine. „Ich habe das Klacken schon als Kind geliebt. Und es fasziniert mich bis heute“, sagt er und grinst.
Ein Blick in den Keller zeigt das Ausmaß seiner Begeisterung: Rund 45 000 Steine lagern hier unter der Treppe, 15 verschiedene Farben, gestapelt in mehreren großen Pappkartons. Schon nächste Woche werden sie wieder auf Reisen gehen. Denn Johannes Squar ist nicht nur Fan der bunten Kunststoffsteine. Er ist auch Inhaber eines Dominostein-Verleihs.
„Eigentlich war das nicht geplant“, erzählt der Dörnigheimer. 2017 will er gemeinsam mit Freunden einen Weltrekordversuch starten. Für das Projekt kauft er 12 000 Steine. Das Unterfangen scheitert und Squar fragt sich, was er mit all den Steinen anfangen soll. „Da kam mir die Idee, einen Verleih zu starten.“
Heute, fünf Jahre später, ist der Domino-Verleih aus Dörnigheim eine gefragte Adresse. Kein Wunder, denn das Gewerbe ist selten: Nur zwei weitere Anbieter gibt es in Deutschland, ein weiterer sitzt in der Schweiz. Aus der gesamten Bundesrepublik kommen Anfragen, erzählt Squar. Einmal verschickt er seine Steine nach Kiel, ein anderes Mal nach Augsburg, dann bis nach Buchholz in der Nordheide.
Die Kunden sind überwiegend Firmen, Schulen oder Vereine, die ein gemeinsames Dominoprojekt veranstalten möchten. „Es geht um das gemeinsame Planen, den Aufbau und am Ende natürlich darum zu sehen, ob es funktioniert. Domino-Bauen ist einfach ein tolles Event, das verbindet“, sagt Johannes Squar. Kurzzeitig habe er überlegt, auf 60 000 Steine aufzustocken, um mehr Kundenanfragen gleichzeitig annehmen zu können. Doch Mama Squar legt ein Veto ein. Der Keller des Reihenhauses ist dann doch etwas zu klein.

Das liegt auch an der riesigen Sortiermaschine, die Johannes Squar gebaut hat und die in einem der Kellerräume steht. Anfangs sortiert er die 12 000 Steine nach jedem Auftrag von Hand nach Farben. „Bei 45 000 Steinen wurde es mir dann doch zu viel“, erzählt er und lacht.
Aus Dachlatten baut er eine Maschine, die ihm das aufwendige Sortieren abnimmt. Förderbänder transportieren die bunten Steine nach oben und legen sie in eine Linie, ein Farbsensor liest den Stein ein und ordnet ihn einer Farbe zu. Per Druckluft werden die Dominosteine schließlich in die jeweiligen Kisten gepustet. Sechs Monate hat er an seiner Maschine getüftelt, erzählt er und zeigt auf das Herzstück des Steuerbords an der Wand, einen Lego-Computer.
Schon als Kind ist der Dörnigheimer fasziniert von Dominosteinen. Jedes Jahr fiebert er beim „Domino Day“ im Fernsehen mit, ob ein neuer Weltrekord an gefallenen Steinen geschafft wird. Anfangs habe er noch mit Mini-Steinen gebaut, dann steigt er auf die fünf Zentimeter hohen und 2,5 Zentimeter breiten Profi-Steine um. „Damit kann man viel bessere Kettenreaktionen erzeugen“, erzählt er und demonstriert auf dem Gartentisch, worauf es ankommt: Die Abstände müssen stimmen. Stehen zwei Steine nur einen Millimeter zu weit auseinander und ein Stein kippt ins Leere, wird die Kettenreaktion unterbrochen. „Viele machen den Fehler und legen in den Kurven die Abstände zu groß“, sagt der 25-Jährige, während er Stein um Stein auf die Tischplatte stellt.
Damit die Kunden spektakuläre Strecken bauen können, bietet der Dörnigheimer auf seiner Website auch das passende Zubehör an. Zur Auswahl stehen beispielsweise sogenannte Feldstarter aus Plexiglas, die bei größeren Feldern mehrere Dominosteine gleichzeitig umwerfen können. Richtungswechsler aus Holz können zwei Dominolinien miteinander verbinden, die in entgegengesetzte Richtungen verlaufen sollen; Brücken ermöglichen es, andere Dominostrecken zu überqueren.

Auch große Dominosteine aus Holz hat der Verleih im Angebot. Sie werden mit der Dominostrecke verbunden und können große Bauten kaskadenartig zum Einsturz bringen. „Es gibt beim Bauen so viele Möglichkeiten. Man kann zum Beispiel Verzögerungen einbauen, wenn man Steine waagerecht hinstellt. Oder man baut Spielkarten ein. Das gibt einen tollen Effekt“, schwärmt Squar. Selbst für einen geübten Dominobauer gibt es noch große Herausforderungen. So gilt etwa die Aufbautechnik, bei der Steine im Wechsel hochkant gestellt und diagonal angelehnt werden, als Königsdisziplin.
Wirklich oft kommt Johannes Squar, der bei der Stadt Maintal als Digitalisierungsbeauftragter arbeitet und nebenberuflich als Werbefilmer tätig ist, nicht mehr zum Dominobauen. Um nicht ganz aus der Übung zu kommen, versucht er zumindest einmal im Jahr gemeinsam mit Freunden eine große Strecke zu legen. Der Nervenkitzel, ob am Ende wirklich alle Steine umfallen, sei bis heute da, sagt er. „Da bin ich wie das Kind von damals.“
Von Kristina Bräutigam