Neubau Maintalbad: Verschiedene Varianten und Bauoptionen vorgestellt

Die Sitzung des neuen Ausschusses für kommunale Investitionsprojekte stand unter dem Eindruck des russischen Militärangriffs auf die Ukraine. Man habe, sagte Erster Stadtrat Karl-Heinz Kaiser eingangs, sich im Vorfeld fraktionsübergreifend darauf verständigt, keine politischen Diskussionen zu führen, sondern sich auf die inhaltlichen Fragen zu beschränken.
Maintal – Daher standen die Präsentationen der beiden mit der Planung beauftragten Beratungs- und Architektenhäuser Kannewischer und Krieger im Mittelpunkt der Sitzung. Beide hätten ihre Entwürfe und Empfehlungen eigentlich schon im Dezember des vergangenen Jahres präsentieren sollen. Die Sitzung war aber zur Verärgerung einiger Ausschussmitglieder kurzfristig abgesagt worden.
Als Grund hatte die Stadt angegeben, dass die Präsentation der Planer „noch nicht die erforderliche Genauigkeit hinsichtlich der vorgelegten Zahlen, Daten und Fakten“ aufweise (wir berichteten). Zahlen, Daten und Fakten gab es dann viele. Doch um es vorwegzunehmen: Entscheidungen wurden am Donnerstagabend noch keine gefällt. Die stehen für die Stadtverordnetenversammlung am 28. März an. Bis dahin muss beraten werden. Denn dass alles, was über das Angebot des derzeitigen Maintalbads hinausgeht, teurer wird als geplant, sorgte schon im Vorfeld für Entrüstung.
Diese Erkenntnis bestätigte Projektleiter Thomas Kalman vom Planungsbüro Krieger Architekten und Ingenieure. Er stellte insgesamt vier unterschiedliche Varianten für das neue Schwimmbad vor: die sogenannte „VgV-Variante“, mit der die Architekten die Ausschreibung gewonnen hatte, und drei Alternativen mit jeweils verringerter Wasserfläche und kleinerem Badeangebot. Die „VgV-Variante“ und Alternative eins hat der Magistrat in seiner Beschlussvorlage zu einer großen Lösung zusammengefasst. „Die Frage ist: Lässt sich das Raumprogramm für das vorgeschriebene Budget umsetzen?“, benannte Kalman den Knackpunkt. Denn mit den im Haushalt eingeplanten 20 Millionen Euro ist nur die kleinste der drei Alternativen realisierbar.

Dass die Alternativen zur Minimallösung deutlich teurer sind als geplant, liege an dem explosionsartigen Anstieg der Baukosten, erklärte Thomas Kalman. Üblich sei ein Zuwachs auf Kostenseite von drei bis vier Prozent. Dass diese Steigerung pandemiebedingt seit 2020 bei 15 Prozent liegt, sei so nicht absehbar gewesen. Dennoch plädierte der Architekt dafür, nicht einfach nur den derzeitigen Bestand zu erhalten, sondern mit dem Neubau auch die Wünsche der Gäste zu erfüllen und das Angebot auszubauen. Das sei auch wichtig, weil ein neues Schwimmbad eine langfristige Investition der Bevölkerung sei, führte Stefan Studer vom Beratungsunternehmen Kannewischer aus.
In seiner Präsentation entwarf er ein Zukunftsszenario für alle Varianten und prognostizierte für die große Lösung fast eine Verdopplung der jetzigen Besucherzahlen. Trotzdem sei es wichtig, auch über höhere Eintrittspreise nachzudenken. Denn mit einem Basiseintritt von vier Euro sei das Maintalbad derzeit sehr günstig. Unter diesen wirtschaftlichen Gesichtspunkten konnte er die mittlere Version auf keinen Fall empfehlen. Obwohl Schwimmbäder immer ein Minusgeschäft seien, hat er für die größte Variante das kleinste Defizit pro Besucher ermittelt. Die große Lösung hätte den größten Nutzen für die Bevölkerung, die kleinste schneide betriebswirtschaftlich am besten ab. Eine Sauna konnte er nur „unter Vorbehalt“ empfehlen, weil diese bei geringen Besucherzahlen ein weiteres Risiko für zusätzliches Minusgeschäft darstellen würde.
Mögliche Varianten für den Neubau des Maintalbads
Kleinste Variante: Diese Variante ist ein reiner Ersatzbau des derzeitigen Status quo. Weitere Angebote wie ein separates Kursbecken, Rutsche oder Sauna sind nicht enthalten. Kosten: 17,8 Millionen Euro.
Mittlere Variante: Die mittlere Variante bietet eine größere Wasserfläche mit gleicher Beckenaufteilung. Kosten: 24 Millionen Euro, mögliche Rutsche 1,2 Millionen.
Größte Variante: Hallenbad mit Schwimmerbecken mit sechs Bahnen und Sprungtürmen, ein Lehrschwimm- und Erlebnisbecken sowie ein Planschbecken. Im Freibad ein Nichtschwimmer- und ein Planschbecken. Durch ein Cabriodach kann das Schwimmerbecken bei schönem Wetter geöffnet werden. Damit würde ein Becken eingespart, und die Freibadsaison ließe sich flexibel ausweiten. Zudem energetische Vorteile. Kosten mit Rutsche: 28,5 Millionen Euro. bm
Die zweite wichtige Frage des Abends war: Kann der Badebetrieb während der Bauzeit aufrechterhalten werden? Ursprünglich war man davon ausgegangen, dass das neue Schwimmbad neben dem Maintalbad gebaut werden kann, was einen Parallelbetrieb ermöglicht hätte. Von dieser Idee hatte sich das Architekturbüro allerdings schon in der ersten Planung früh verabschiedet. Diese sieht den Neubau an der Stelle des Maintalbads vor, das hinsichtlich der Verkehrswege und Bodenbeschaffenheit optimal auf dem Grundstück platziert ist. Ein anderer Platz käme nicht in Betracht.
Das wirft die Frage auf, wo Schwimmunterricht und -kurse während der gut zweijährigen Bauzeit stattfinden können. Öffentliche Besucher könnten auf umliegende Bäder ausweichen. Diese Option, dies habe der Kreis bestätigt, gebe es für den schulischen Schwimmunterricht nicht. Daher hat das Architekturbüro eine gemietete Hallenkonstruktion über dem Freibadbecken vorgeschlagen. Dort wäre ein Notbetrieb möglich. Die Nachteile: zusätzliche Kosten von rund 1,5 Millionen Euro und zehn Monate mehr Bauzeit. Der Neubau ohne Zwischenlösung könne im Herbst 2025 in Betrieb genommen werden, mit Interimsbau in zwei Etappen: Das Hallenbad im Sommer 2026, das Freibad im Frühjahr 2027.
Von Bettina Merkelbach