Anwohner beklagen Zustände in Bischofsheim: „Kein anderer Stadtteil ist so verdreckt“

Verlassen liegt der vertrocknete Weihnachtsbaum am Rande des kleinen Weges, der zwischen den Wohnblocks mit den Nummern 127 und 129 entlangführt. Wann genau die Tanne hier entsorgt wurde, weiß Barbara Vreden nicht. „Aber der wird hier noch ein paar Monate liegen, wenn ich ihn nicht selbst wegschaffe.“
Maintal – Seit 50 Jahren leben Barbara Vreden und ihr Mann Axel in der Goethestraße in Bischofsheim. Sie lieben ihren Stadtteil, sagen sie. Doch der tägliche Gang vor die Tür mache mittlerweile keine Freude mehr. „Kein anderer Stadtteil ist so verdreckt wie Bischofsheim. Alles ist ungepflegt und voller Müll. Es wird immer schlimmer“, sagt Axel Vreden und zeigt auf die Hundehaufen, die neben unzähligen Zigarettenkippen am Wegesrand vor sich hin trocknen. Im Sommer sei es hier besonders schlimm. „Dann stinkt das hier, das ist einfach nur widerlich. Und dahinten ist der Kinderspielplatz“, sagt Barbara Vreden.
Seit Jahren beschwert sich das Ehepaar bei der Stadt Maintal. Ohne Erfolg. „Im Rathaus wird alles ignoriert. Und wir Bürger bezahlen dafür, dass gar nichts passiert“, sagt Axel Vreden. Insbesondere die mangelhafte Straßenreinigung ärgert die Anwohner. Reinigungsfahrzeuge sehe man vielleicht zwei- bis dreimal im Jahr in der Goethestraße.
Auch die Thomas-Mann-Straße, nur ein paar Meter weiter, scheint schon seit Längerem weder Besen oder Kehrmaschine gesehen zu haben: Entlang des Bordsteins liegen Zigarettenkippen, zerbrochene Schnapsflaschen und anderer weggeworfener Müll, Unkraut sprießt zwischen Gehwegplatten und am Straßenrand. „Man kommt sich vor wie in der Gosse, wenn man hier lang läuft. Und das muss ich mir als Steuerzahler gefallen lassen“, sagt die 68-Jährige, die fünf Jahre lang Schiedsfrau für Bischofsheim war, wütend.

Auf einem Parkplatz, der zu einem der vielen Hochhäuser im Viertel gehört, hat Unkraut ebenfalls den Asphalt überwuchert, dazwischen liegen altes Laub, Masken und Kaffeebecher. Dass es sich hierbei um Privatgelände handelt, sei ihr bewusst, sagt Barbara Vreden. „Aber die Stadt kann sich doch nicht einfach aus der Verantwortung ziehen. Dann muss sie eben mit der Hausverwaltung sprechen und entsprechende Anweisungen geben.“
Besonders über die Anwohner der Goethestraße 129 ärgert sie sich: Regelmäßig werde der Müll vor dem Haus abgelegt, mehrere Wochen liege der meterhohe Abfallberg dann direkt am Gehweg. Auch darauf habe man die Stadt mehrfach hingewiesen. Doch kaum ist der Müllhaufen abgeholt, ist er wieder da. „Ich verstehe nicht, warum niemand durchgreift“, sagt Axel Vreden. Mittlerweile hätten viele Anwohner den Eindruck, dass die Stadt sich nicht sonderlich interessiere. „Wir leben eben rechts vom Kreuzstein. Scheinbar ist es da zu viel verlangt, zweimal die Woche Straßen und Wege zu säubern“, sagt der 63-Jährige. Die Stadt Maintal wehrt sich gegen die Kritik. „Natürlich gehen wir den Meldungen, die über das Anregungs- und Ereignismanagement der Stadt Maintal eintreffen, zeitnah nach. Illegale Abfallablagerungen und Verunreinigungen werden grundsätzlich zügig entsorgt, sofern sich diese auf städtischem Grund befinden. Das gilt auch für die Leerung der Mülleimer im öffentlichen Raum“, heißt es in der Stellungnahme der Pressestelle.
2022 seien über das AEM bislang drei Meldungen zum Ereignis „Müll“ in der Goethestraße eingegangen, zwei Hinweise auf Sperrmüllablagerungen und einen überfüllten Mülleimer. Zur Thomas-Mann-Straße hat es laut Pressestelle keine Meldungen gegeben. Für die Reinigung des Fußwegs in der Goethestraße ist die Stadt nicht verantwortlich, betont die Pressestelle. Diese obliege laut Reinigungssatzung den anliegenden Grundstückseigentümern. „Säumige Grundstückseigentümer erhalten eine schriftliche Aufforderung, ihrer Pflicht nachzukommen“, so die Pressestelle.

Auch die Reinigung der Straßen und Gehwege im Bereich Goethe- und Thomas-Mann-Straße sei Pflicht der Grundstückseigentümer. Immerhin: Laut Pressestelle habe der Fachdienst Umwelt die Hausverwaltung der Goethestraße 129 ausführlich bezüglich der Abfallentsorgungsmöglichkeiten informiert und darum gebeten, diese Informationen an die Hausbewohner weiterzugeben. „Die Hausverwaltung hat darüber hinaus Informationsmaterial zum Thema ‘Abfallentsorgung’ erhalten“, heißt es weiter.
Barbara Vreden hat mittlerweile die Nase voll. Wenn der Müll vor ihrem Wohnhaus zu viel wird, sammelt sie ihn eigenhändig auf. „Eigentlich ist das nicht unsere Aufgabe. Aber was bleibt uns anderes übrig, wenn es die Stadt nicht juckt.“
Von Kristina Bräutigam