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Auflösung befürchtet: Was leistet die Maintaler Freiwilligenagentur?

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Soll in andere Fachdienste aufgeteilt werden – das Team der Maintaler Freiwilligenagentur: Martin Scharping (von links), Katharina Kächelein, Kyra Bickelhaupt und Dominik Hilfenhaus-Anda.
Soll in andere Fachdienste aufgeteilt werden – das Team der Maintaler Freiwilligenagentur: Martin Scharping (von links), Katharina Kächelein, Kyra Bickelhaupt und Dominik Hilfenhaus-Anda. © PM

Kaum ein Thema wird in der aktuellen Haushaltsdebatte so kontrovers diskutiert wie die Auflösung der Freiwilligenagentur „Maintal aktiv“ (wir hatten berichtet). Seitdem der Haushaltsbeschluss des Magistrats auf dem Tisch liegt, haben sich zahlreiche Gruppierungen gemeldet, die den städtischen Fachdienst für unverzichtbar halten. Vom Kulturtreff über den Seniorenbeirat bis hin zu den Grünen gibt es ein breites Bündnis, das den sozialen Kit in Maintal bröckeln sieht, wenn der Magistratsbeschluss von der Stadtverordnetenversammlung bestätigt und die Freiwilligenagentur Ende 2024 aufgelöst wird.

Maintal - Für Katharina Kächelein, derzeit kommissarische Leiterin des Fachdienstes, ist das Thema jedoch nicht neu. „Wir diskutieren das jedes Jahr“, sagt sie. „Es ist schade, dass nicht gesehen wird, wie wertvoll es ist, was wir tun.“ Was sie tun – damit meint Kächelein bei weitem nicht nur die Vermittlung von Interessenten in passende Ehrenämter.

Obwohl das eine der zentralen Aufgabe der Freiwilligenagentur ist. Als mindestens genauso wichtig sieht sie es an, dass „Maintal aktiv“ zahlreiche Projekte initiiert, ermöglicht, berät, fördert und begleitet. „Es ist oft so, dass Leute zu uns kommen und für eine Idee brennen“, berichtet Kächelein aus der Praxis. „Wir machen das möglich.“

Netzwerk-Knotenpunkt, Koordinatorin

Ein gutes, weil sehr erfolgreiches Beispiel dafür ist die Gruppe für Jugendliche mit Autismus, die die Freiwilligenagentur mit dem Initiator Markus Behrendt ins Leben gerufen hat. Mithilfe ihres Netzwerks konnte die Freiwilligenagentur den Bonis Treff zur Verfügung stellen und weitere Betreuer für die mit dem Sozialpreis des Main-Kinzig-Kreises ausgezeichnete Jugendgruppe akquirieren. „Wir sind hier nicht nur Koordinatorin, sondern bringen auch die richtigen Leute zusammen“, erklärt Kächelein.

Das Team aufzulösen und die Aufgaben auf mehrere Fachdienste zu verteilen, würde gerade diese Vernetzungsleistung allerdings konterkarieren. „Eine Dezentralisierung halte ich für wenig sinnvoll. Das würde die Koordination nicht mehr ermöglichen und es gäbe die bisherigen Synergieeffekte nicht mehr“, sagt Kächelein.

„Aufgabengebiet wird nicht voll erfasst“

Dieser Teil der Arbeit, den die Freiwilligenagentur zur Vernetzung, Beratung und Koordination leistet, würde allerdings in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. „Unser Aufgabengebiet wird nicht voll erfasst. Die Ehrenamtsvermittlung ist ja nur ein kleiner Teil davon“, beklagt Kächelein. Die Maintaler Freiwilligenagentur, die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiert, sei hessenweit eine der ersten gewesen, die ihr Aufgabenspektrum erweitert und Projekte zur Bürgerbeteiligung mit in ihr Programm genommen habe.

Dazu sei, so begründete der Erste Stadtrat Karl-Heinz Kaiser die Auflösung, das Budget in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. „Wir setzen das Signal, dass wir das so nicht fortsetzen wollen“, erklärte Kaiser im Sozialausschuss. 500 000 Euro wären im Haushalt 2023 nötig, um die Freiwilligenagentur weiter zu betreiben. 2021 betrug das Sonderbudget 440 000 Euro, im Vorjahr 380 000 Euro. Der größte Teil entfällt auf die Personalaufwendungen, für die im diesjährigen Haushalt 340 000 Euro angesetzt sind.

Mehr Projekte, mehr Budget

Kritiker halten den Fachdienst daher für überbesetzt. Tatsächlich ist die Abteilung aber gar nicht gewachsen. „Es sind vier Vollzeitstellen, die sich auf sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufteilen“, erklärt Kächelein. Für neue Mitarbeiter, die zum Team dazu gestoßen sind, haben andere Stunden reduziert.

Dafür, dass das Budget dennoch stetig gewachsen ist, macht Kächelein auch die allgemein gestiegenen Personalkosten verantwortlich. Außerdem seien eine ganze Reihe neuer Gruppen hinzugekommen, die die Freiwilligenagentur finanziert. Etwa die neu gegründete Stadtleitbildgruppe Ringmauer.

Kein Wettbewerb zu Vereinen

Zudem sind in dem Budget auch die Finanzierung des Stadtteilzentrums in Bischofsheim mit 61 500 Euro und mit weiteren 30 000 Euro die Projekte der insgesamt acht Stadtleitbildgruppen enthalten. Für die Ehrenamtlichen, die sich zu Themen wie dem Mainufer oder dem Maintalbad mit großem privatem Engagement einbringen, ist die Freiwilligenagentur nicht nur Geldgeberin, sondern auch Koordinatorin.

Dabei sieht sich „Maintal aktiv“ nicht als Wettbewerb zu den Maintaler Vereinen – im Gegenteil. Die Kooperation mit den Vereinen sei der Freiwilligenagentur wichtig, erklärt Kächelein weiter. Deshalb biete die Freiwilligenagentur zum Beispiel Fortbildungen gezielt für Vereine an, etwa zu den Themen Hygienekonzept, Öffentlichkeitsarbeit oder Fundraising, die mit großen Interesse wahrgenommen würden.

Außerdem reagiere die Agentur auf aktuelle Themen und habe beispielsweise während der Pandemie ein Schulpaten-Projekt zur Unterstützung von Schülern gestartet. Die Verschiebung des Haushaltsbeschlusses auf die Stadtverordnetenversammlung im März vertagt die Entscheidung über die Zukunft der Freiwilligenagentur „Maintal aktiv“.

Von Bettina Merkelbach

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