Aus für die Gastronomie in der Maintalhalle – Leihladen der Bürgerhilfe zieht ein
Das Eulenpub in der Maintalhalle in Maintal-Dörnigheim (Main-Kinzig-Kreis) ist seit 2022 geschlossen. Demnächst soll dort der Leihladen der Bürgerhilfe einziehen.
Maintal – Fragt man die ehemaligen Stammgäste, dann war das Eulenpub, die Kneipe in der Maintalhalle, eine Institution in Maintal-Dörnigheim (Main-Kinzig-Kreis). Im Sommer 2022 wurde es zur Renovierung geschlossen. In der Folge wurde klar: Dass die Stadt die Räumlichkeiten nach der Sanierung an eine vergleichbare Gastronomie verpachtet, ist unwahrscheinlich. Das Konzept einer Raucherkneipe war im Rathaus nämlich nicht mehr gewollt. Jetzt steht fest: In die Maintalhalle zieht kein Gastronomiebetrieb mehr ein. Der Leihladen der Maintaler Bürgerhilfe soll hier nämlich sein neues Domizil finden.
Bis zuletzt hatten Anwohner und Stammgäste auf eine Wiederbelebung der Kneipe gehofft. „Es gibts nichts Vergleichbares, wo wir hingehen können“, sagt etwa Carina Bischoff, die direkt gegenüber der Maintalhalle wohnt und eine „Gästin der ersten Stunde“ ist. Sie hatte in den vergangenen Monaten den Verfall ihrer einstigen Stammkneipe aus nächster Nähe mitverfolgt und fand die Schließung des Eulenpubs „furchtbar. Ich konnte zu Fuß hingehen. Und es war immer jemand da, den man kennt“, sagt die Dörnigheimerin. Natürlich, gibt sie zu, habe es mit anderen Nachbarn auch mal Konflikte und Beschwerden über nächtliche Ruhestörungen gegeben. Aber die Kneipe sei über viele Jahre ein beliebter und belebter Treffpunkt gewesen.
Seit 2011 war das Eulenpub in der Maintalhalle beheimatet. Zehn Jahre hatte die letzte Pächterin die Kneipe geführt, bevor die Stadt den Pachtvertrag zum Auslaufdatum Ende Februar 2022 nur um weitere sechs Monate verlängert hat. Hätte die Pächterin nicht um diese Verlängerung gebeten, hätte die Stadt den Vertrag bereits im Februar auslaufen lassen. Als Grund nannte die Stadt damals auf Anfrage der FDP die Sanierung der Räumlichkeiten, die nicht während des Betriebs hätte erfolgen können. Auf Nachfrage hatte die Stadt damals ausgeführt, dass sie die Pächterin „mehrfach“ auf eine „temporäre Schließung angesprochen“ habe. Diese sei aber nicht umgesetzt worden.

Kneipensterben im Maintaler Stadtteil Dörnigheim
Die FDP-Fraktion hatte bereits im Sommer des vergangenen Jahres kritisiert, dass die Stadt zuerst der Pächterin gekündigt hatte – bevor Aufträge für die Sanierung vergeben worden waren oder es ein Konzept für die weitere Nutzung gab. Die Fraktion mutmaßte, dass die Renovierung nur ein willkommener Anlass gewesen sei, den Pachtvertrag zu kündigen. Der wahre Grund für die Schließung der kleinen Kneipe fände sich in einer Antwort des Magistrats auf die Anfrage, in der es hieß, „eine Raucherkneipe in einem städtischen Gebäude“ werde „unter dem Aspekt des Gesundheitsschutzes und der Vorbildfunktion einer öffentlichen Verwaltung als nicht mehr zeitgemäß erachtet“.
Joachim Fetzer (FDP), selbst „bekennender Anhänger“ der kleinen Kneipe, bedauert, dass die Dörnigheimer „Kneipen-Infrastruktur“ seit der Pandemie abnimmt. „Das ist ein Teil der Sozialstruktur einer Stadt“, erklärt der FDP-Stadtverordnete. Dass mit dem Eulenpub ein „funktionierendes System“ aufgekündigt worden sei, kann er nicht nachvollziehen – und kritisiert die grundsätzliche Haltung der Stadt: „Offensichtlich gilt nur als sozial, was wohltätig ist. Ich bin der Meinung, dass auch ein kommerzielles Angebot sozial sein und zur Gemeinschaft beitragen kann.“
Vereine und Anwohner in Maintal-Dörnigheim trauern um Stammkneipe
Dem würden Dörnigheimer wie Carina Bischoff, die ihre einstige Stammkneipe schmerzlich vermissen, sicher zustimmen. Und nicht nur sie. Auch die in der Maintalhalle aktiven Sportvereine – Handballer, Kegler – seien nach den Spielen Stammgäste gewesen, berichtet Bischoff. Sogar ein eigener Dartclub habe sich dort gegründet, der mit der Schließung sein Vereinsheim verloren habe.
Dass die Pächterin einer temporären Schließung nicht zugestimmt habe, widerspricht Bischoff. „Wenn es die Option gegeben hätte, die Kneipe eine Zeit lang zu schließen und zu renovieren, hätte sie zugestimmt“, ist sich die Anwohnerin sicher, die mit der Gastwirtin befreundet ist.
Der Leihladen soll Ende des zweiten Quartals einziehen
Die Sanierungsarbeiten sollten laut Stadt bis Ende des zweiten Quartals abgeschlossen sein. Da Anwohnerin Bischoff auf Facebook den äußerlichen Verfall – das Vordach hatte einige Tage lang vor der Tür der Ex-Kneipe gelegen – kritisiert hatte, fragte die FDP nach, was die Stadt mit den Räumen vorhat. Auf Nachfrage dieser Zeitung teilte die Pressestelle mit, dass die Räumlichkeiten zur neuen Heimat des Leihladens werden sollen.
Der war im März 2022 aus der Carl-Zeiss-Straße ins Schwimmbad umgezogen, um Platz für Geflüchteten-Unterkünfte zu schaffen, hat dort aber mit Schimmelbefall zu kämpfen. „Das ist in der Planung“, sagt Wilfried Siegmund, erster Vorsitzender der Bürgerhilfe, die den Leihladen betreibt. Etwas Konkretes könne er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.
Stadt Maintal benötigt die Flächen selbst
Der Leihladen, der bei seiner Gründung 2017 übrigens der erste in Hessen war, bietet gegen eine kleine monatliche Gebühr die Möglichkeit, Dinge auszuleihen, die man nicht täglich braucht. Daher braucht das Projekt der Bürgerhilfe viel Platz für Biertischgarnituren, Werkzeuge, Babyausstattung – all das, was man sich besser für einige Zeit leiht, anstatt es zu kaufen, um gleichzeitig Geldbeutel und Umwelt zu schonen.
Das Kolleg über der ehemaligen Gaststätte soll zukünftig für städtische Veranstaltungen genutzt werden. „Räumlichkeiten sind knapp. Wir sind froh um jeden Raum, den wir nutzen können“, erklärte Bürgermeisterin Monika Böttcher (parteilos) und bestätigt, dass das Thema Gastronomie in der Maintalhalle damit erst einmal „vom Tisch ist. Wir sehen auch keine Notwendigkeit dafür.“ Direkt gegenüber sei eine Bäckerei. Und die Vereine nutzten die Räume über der Sporthalle und organisierten dort selbst die Bewirtung bei Veranstaltungen. (Bettina Merkelbach)