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Uwe Alder aus Bischofsheim verkauft seit über 20 Jahren Weihnachtsbäume

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Von: Kristina Bräutigam

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Kennt sich aus: Uwe Alder verkauft seit 1999 Weihnachtsbäume, anfangs an der Jahnstraße 5 in Bischofsheim, seit 2004 an der Schäfergasse 27a. Mutter Sibylle hilft fleißig mit.
Kennt sich aus: Uwe Alder verkauft seit 1999 Weihnachtsbäume, anfangs an der Jahnstraße 5 in Bischofsheim, seit 2004 an der Schäfergasse 27a. Mutter Sibylle hilft fleißig mit. © Kristina Bräutigam

Den grünsten Hof in Bischofsheim hat zurzeit wohl Uwe Alder. Nordmanntannen und Blaufichten in den verschiedensten Größen stehen in der Schäfergasse 27a in Reih und Glied und warten auf ihren Einsatz als Weihnachtsbaum. Zwischen 250 und 300 waren es zum Verkaufsstart Anfang Dezember. Jetzt, zwei Tage vor Weihnachten, müssen sich Käufer sputen.

Maintal - „Weil Heiligabend auf einen Samstag fällt, ist schon die ganze Woche viel los “, sagt Uwe Alder. Seit 1999 verkauft der Bischofsheimer Weihnachtsbäume. Nebenberuflich, denn eigentlich ist er Maurermeister. Als er einen Bauherrn kennenlernt, der Christbäume verkauft, entschließt sich Alder, selbst ins Baum-Business einzusteigen. „Ich dachte, bevor ich mich im Winter langweile, kann ich auch was arbeiten“, erzählt er lachend.

Mit knapp 60 Bäumen startete er in seine erste Saison, damals noch auf dem Grundstück an der Jahnstraße 5, der ehemaligen Filmbühne, die sein Großvater betrieb. Seit 2004 verkauft Alder seine Tannen an der Schäfergasse 27a. Es seien vor allem Stammkunden, die hier nach dem perfekten Weihnachtsbaum suchen, erzählt der Bischofsheimer. Auch Cornelia Fritz kommt seit vielen Jahren. „Ich weiß noch gar nicht, was ich will. Ich muss erstmal gucken“, sagt sie, und schreitet mit kritischem Blick von Baum zu Baum. Nach knapp fünf Minuten fällt die Wahl auf eine knapp 1,60 Meter große, buschige Nordmanntanne. Uwe Alder zieht sie durch die Netzmaschine und hilft, den Baum auf das Fahrrad zu hieven. „Ich werde ihn vielleicht auf einen Holzschlitten stellen“, sagt Cornelia Fritz und zieht glücklich von dannen.

„Die Meisten warten bis zum letzten Tag“

Nicht immer ist die Entscheidung so schnell getroffen. „Meist sagen die Kunden schon beim reinkommen ‘Das isser’, gucken dann aber doch noch weiter. Am Ende entscheiden sie sich dann doch für den ersten Baum“, berichtet Alder. Männer seien meist pragmatischer, Frauen brauchten dagegen grundsätzlich länger Bedenkzeit. „Viele Männer kommen deswegen lieber allein“, sagt er augenzwinkernd. Die meisten Leute warten bis zum letzten Tag, in der Hoffnung, einen besonders frischen Baum zu ergattern. Doch das sei ein Irrglaube, so Alder: Die Bäume werden alle Ende November geschlagen. „Und die schönsten Bäume gehen immer sofort weg. Da muss man schnell sein.“ So manches Jahr war Alder bereits am 23. Dezember ausverkauft. Ob es dieses Jahr wieder so sein wird, lässt sich nicht voraussagen. „Man weiß nie“, sagt er.

Damit seine Kunden nur die schönsten Tannen bekommen, fährt der 59-Jährige bereits im Spätsommer mit Schwester und Schwägerin zur Plantage in den Spessart. Jeden Baum sucht er persönlich aus und markiert ihn mit einem Bändchen, damit er Anfang Dezember in Bischofsheim landet.

Familien nehmen meist Nordmanntannen

In diesem Jahr können die Kunden zwischen Nordmanntannen und Blaufichten wählen. Letztere riecht aufgrund ihres hohen Harzanteils zwar deutlich schöner nach Tannenbaum, pikst aber. „Die meisten Familien mit Kinder entscheiden sich für die Nordmanntanne, damit schmerzfrei geschmückt werden kann“, sagt Alder und lacht. Trotzdem habe er in diesen Jahr deutlich mehr Blaufichten verkauft als in den Vorjahren, auch an jüngere Kunden. Der Grund: Die Fichte ist günstiger. Dass aufgrund der Inflation ganz auf den Weihnachtsbaum verzichtet wird, stellt Uwe Halder allerdings nicht fest. Er glaubt, dass der Weihnachtsbaum den meisten Menschen heilig sei. „Ohne geht es nicht“, sagt er.

Höhe wird oft unterschätzt

Dass ein Kunde zu feilschen versucht, komme vor, sei aber die Ausnahme. Ist ein Baum mal nicht perfekt, lässt Alder trotzdem mit sich reden. Vor sechs Jahren kauft ein junges Pärchen eine Fichte bei ihm. Der Baum ist von drei Seiten schön anzusehen, eine Seite ist jedoch komplett dürr. Weil er so aber perfekt in die Ecke der kleinen Wohnung passt, will das Paar ihn trotzdem kaufen. Alder schenkt ihnen die Fichte. Das Paar kommt heute noch jedes Jahr, um einen Weihnachtsbaum zu kaufen. „Allerdings sind die beiden jetzt umgezogen und können einen richtig schönen Baum stellen“, erzählt er lachend.

Damit jeder seinen perfekten Christbaum findet, berät der Bischofsheimer seine Kunden. Das gehöre dazu, findet er. Viele unterschätzten beispielsweise die Größe. 1,60 bis 1,70 Meter sei die Standardgröße, zwischen 35 und 40 Euro müssen Kunden dafür zahlen. Die größten Tannen, die stolze 4,50 Meter groß waren, hat Alder an Maintaler Seniorenheime und Geschäftskunden ausgeliefert. „Bei 2,50 Metern ist in den meisten Wohnhäusern Schluss“, weiß der Baum-Experte, der im Zweifel immer den Zollstock bereit hält.

Alder nimmt, was „übrig bleibt“

Nach Entfernung des Netzes brauche der Baum einen Tag, um seine volle Pracht zu entfalten. Erst dann haben sich die Zweige ausgehängt und können richtig geschmückt werden. Wer sich noch ein paar Tage am Weihnachtsbaum erfreuen möchte, sollte außerdem einen Standort ohne Zugluft und nicht direkt in Heizungsnähe wählen und regelmäßig Wasser nachfüllen.

Und welchen Baum sucht sich der Weihnachtsbaumverkäufer aus? „Ich nehme immer, was übrig bleibt.“ Dass man sich auch an weniger prachtvollen Tannen erfreuen kann, habe schon sein Großvater bewiesen. Weil die Weihnachtsbäume nach dem Krieg furchtbar dürr waren, bohrte er Löcher in den Stamm und steckte Zweige hinein. „Gott sei Dank ist das bei meinen Bäumen heute nicht nötig“, sagt Alder und lacht.

Von Kristina Bräutigam

Cornelia Fritz ist Stammkundin bei Uwe Alder. In diesem Jahr entscheidet sie sich für eine mittelgroße Nordmanntanne. Transportiert wird diese per Fahrrad.
Cornelia Fritz ist Stammkundin bei Uwe Alder. In diesem Jahr entscheidet sie sich für eine mittelgroße Nordmanntanne. Transportiert wird diese per Fahrrad. © -

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