Blasorchester Wachenbuchen bedankt sich bei scheidendem Dirigenten

Was wie eine normale Probe begann, endete für die Musiker des Blasorchesters Wachenbuchen mit einer großen Überraschung. Es war 21.50 Uhr, als Dominik Thoma seinen Taktstock auf das Dirigentenpult legte und das Ensemble darüber informierte, dass er nach 14 Jahren der guten Zusammenarbeit, der engen und freundschaftlichen Kontakte zu dem Verein zum Jahresende aufhört.
Maintal - „Mit diesem Schritt möchte ich den Weg freimachen für einen schwungvollen Neuanfang nach den Jahren der Pandemie“, sagt Thoma, der betont, dass der Abschied keine persönlichen Gründe habe. Im Gegenteil. „Die Zusammenarbeit war über die ganze Zeit für beide Seiten befruchtend.“ Er sei allerdings an anderer Stelle sehr stark eingebunden und wolle zukünftig auch mehr Zeit für seine Familie haben, sodass er den Taktstock in Wachenbuchen niederlegt. Nach dieser Nachricht herrschte zunächst knisternde Stille im Saal. Dann begannen einige Musiker zu klatschen, was in minutenlange Standing Ovations des ganzen Orchesters mündete.
Angefangen hatte Thoma 2008 als Jugendleiter bei dem Bläserensemble. Der Berufstrompeter absolvierte zu dieser Zeit nebenberuflich seine Dirigentenausbildung in Mannheim. Als die Anfrage des Blasorchesters kam, sagte Thoma zu. In Wachenbuchen brachte er neue Strukturen in die Nachwuchsarbeit, gründete ein neues Schülerorchester und führte das Jugendorchester 2011 bis zu einem Wertungsspielen beim internationalen Wettbewerb „Flicorno D’oro“ in Riva del Garda, wo der Nachwuchs hervorragend abschnitt.
Thoma leitete das Blasorchester seit 2009
2009 übernahm Thoma auch das Stammorchester und setzte die Arbeit seiner Vorgänger erfolgreich fort. 2012 leitete er das erste von mittlerweile vier Konzerten mit dem Titel „Music for Generations“, damals in Kooperation mit der Rockband Helium 6 und Nicole Malangré, einer bekannten Musical-Darstellerin aus Aachen.
Das Crossover-Projekt begeisterte Publikum und Musiker gleichermaßen. Zwölf Jugendliche konnten in diesem Jahr in das Stammorchester integriert werden. Personell war das Orchester damit mit 60 Musikern auf seinem Höhepunkt. Ein absolutes Highlight in Thomas Ära war das „Music for Generations“-Konzert 2016 unter dem Motto „Musical“, das mit professionellen Bühnenkünstlern und einer hochklassigen Orchesterleistung begeisterte.
Bestnote beim Wertungsspiel
Unter Thomas Leitung steigerte sich das Orchester von Jahr zu Jahr. Der musikalische Leiter lieferte regelmäßig Programme für die Mai- und Herbst-Konzerte. Ein besonderer Höhepunkt war das Konzert 2018 mit dem anschließenden Wertungsspiel in Bad Schwalbach, das dem Blasorchester ein „hervorragend“ in der Oberstufe einbrachte. Dieses Ergebnis konnte das Ensemble 2019 noch einmal überbieten, als es „Libertadores“ von Oscar Navarro aufführte – ein Stück aus der Höchststufe – und dafür minutenlang vom Publikum gefeiert wurde.
Neben den ambitionierten Projekten war sich Thoma aber nie zu schade dafür, der einfachen Unterhaltungs-, Volks- und Stimmungsmusik Platz einzuräumen. Auch dabei versuchte er, dem Orchester die Kniffe und Tricks des guten Musizierens beizubringen.
Menschlich und musikalisch ein unumstrittener Maestro
Musikalisch sei Thoma immer unumstritten gewesen, resümiert der Verein. Als studierter Trompeter und Dirigent mit Erfahrung mit Orchestern und im Ensemblespiel haben er jedem Musiker Tipps geben können, sein Spiel zu verbessern. Außerdem habe er immer sofort gewusst, warum es an der einen oder anderen Stelle nicht gut klang und eine Übung parat gehabt, um das Problem in den Griff zu bekommen.
Die Arbeitsatmosphäre sei in den Proben zwar konzentriert, aber den Musikern gegenüber immer respektvoll gewesen, auch wenn diese musikalisch oder technisch an ihre Grenzen gekommen oder Fehler passiert seien. Es habe immer sehr viel Spaß gemacht, mit Thoma zu proben, lautet das Fazit des Ensembles.
Nachfolger gesucht - Kandidaten gibt es einige
Mit seinem Abschied, so der scheidende Orchesterleiter, ebne er den Weg für eine Nachfolge mit frischem Wind und neuer Energie. „Die Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen“, sagt Thoma. „Mich verbinden viele Freundschaften mit dem Verein. Aber ich freue mich auch auf den Zeitgewinn und zum Beispiel darauf, dass ich, nachdem der Freitagabend jahrzehntelang für die Probe reserviert war, das Wochenende mit meiner Familie einläuten kann.“ Aus Verbundenheit stehe er dem Verein allerdings weiterhin zur Verfügung und schaue dankbar auf eine gute Zeit in Wachenbuchen zurück.
Nun läuft die Nachfolgersuche auf Hochtouren. Kandidaten gebe es einige, schätzt Thoma die Lage positiv ein. Auch er mache Werbung in seinem Netzwerk. Interessierte müssten sich in einem Probedirigat vor dem Orchester bewähren. „Es muss nämlich nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich passen“, sagt Thoma. Die Fußstapfen, in der die oder der Neue tritt, seien groß, erwidert der Verein die gegenseitige Wertschätzung. Denn Thoma habe das Orchester sowohl musikalisch als auch menschlich vorangebracht.
Das letzte offizielle Programm unter Thomas Leitung ist die traditionelle „Bläserweihnacht“, die am 11. Dezember um 17 Uhr in der evangelischen Kirche in Wachenbuchen stattfindet. Eine Würdigung des scheidenden Dirigenten ist für das Maikonzert 2023 vorgesehen.
Von Bettina Merkelbach