Blasorchester Wachenbuchen veranstaltet Kennenlerntage

„Bei den hohen Tönen quietscht es manchmal“, lacht Lili. Die Neunjährige spielt seit einem halben Jahr Querflöte. Am vergangenen Samstag hat sie sich angeschaut, ob sie damit beim Blasorchester Wachenbuchen einsteigen möchte. Der Verein veranstaltet aktuell Kennenlerntage für Kinder, die Interesse am Erlernen eines Instruments haben. Ziel ist es, mit insgesamt 30 jungen Nachwuchsmusikerinnen und -musikern ein neues Orchester zu formieren.
Maintal – „Das ist eine ganz neue Initiative, um wieder mehr Kinder für das Instrumentalspiel zu begeistern“, erklärt Wolf- Günter Koch, Ressortleiter Jugend bei dem renommierten Wachenbucher Verein. Er will möglichst früh Grundlagen schaffen und Begeisterung wecken, die den Nachwuchs über die „schwierigen Jahre“ hinwegtragen. Soll heißen: Wenn Kinder Spaß am Musizieren im Blasorchester haben, Freunde finden und im Verein eingebunden sind, rettet sie das hoffentlich über die Pubertät hinweg, in der dem Orchester viele Teenies verloren gehen, weil in dem Alter alles andere wichtiger ist als proben und üben.
Große Lust aufs Musikmachen
Doch bis dahin haben die angehenden Musiker, die zum ersten Kennenlerntag am vergangenen Samstag gekommen sind, noch etwas Zeit. Insgesamt 15 Kinder, die meisten im Grundschulalter und aus Wachenbuchen, sind der Einladung ins Willi-Fischer-Haus gefolgt. Viele davon haben von dem Angebot durch die Werbung erfahren, die das Jugendorchester einige Tage zuvor in der Büchertalschule gemacht hatte. „Das war unser Hauptschachzug“, erzählt Wolf-Günter Koch von der Aktion, bei der eine Abordnung des Blasorchesters den Schülerinnen und Schülern einige Instrumente präsentiert hatte. „Das hat in der Turnhalle der Wachenbucher Grundschule für wahre Begeisterungsstürme gesorgt.“
Die Lust der Kinder aufs Musikmachen ist groß. Viele haben schon ganz konkrete Vorstellungen davon, welches Instrument sie sich anschauen wollen. Emi und Maxim wollen das Schlagzeug testen. „Obwohl unsere Eltern sagen, das ist was für Jungs“, erzählen die beiden Mädchen. Und tatsächlich scheint das Interesse bei den Klassenkameraden noch größer zu sein: Von den 15 Kindern sind zwölf Jungs. Morten hat sogar schon ein eigenes Instrument im Gepäck: die Trompete seines Opas. „Ein Instrument zu lernen, ist auch mit Arbeit verbunden“, versucht Jugend-Ressortleiter Koch ein möglichst realistisches Bild zu vermitteln.
Es geht auch um Rhythmusgefühl und ein gutes Gehör
Doch was braucht es eigentlich, um in einem Orchester zu spielen? Ein Instrument, das man beherrscht, klar. Aber das ist nicht alles. Es geht auch um Rhythmusgefühl, ein gutes Gehör, Zusammenspielen und Selbstbewusstsein. „Man braucht im Orchester Mut, anderen etwas vorzuspielen. Wer traut sich denn, ein Lied vorzusingen?“, fragt Wolf- Günter Koch in die Runde. Die meisten winken ab. Nur Morten stimmt „Bona nox“ an und erntet für die Kraftausdrücke in Mozarts bekanntem Kanon großes Gelächter. Es folgen einige Spiele, bei denen die Kinder schon sehr taktsicher unterschiedliche Rhythmen in verschiedenen Tempi nachsprechen und -klatschen. Den Abschluss der Rhythmusspiele bildet ein Klatschkanon, den die Kinder in vier Gruppen nacheinander anfangen und enden lassen. „Im Orchester muss jeder wissen, wann er dran ist. Und man muss weiterspielen – egal, was die anderen spielen“, erklärt Wolf- Günter Koch, warum es wichtig ist, auf andere zu hören und trotzdem seiner Stimme zu folgen. „Wer in die Pause reinspielt, muss einen Kasten Limo spendieren“, erzählt er aus der Probenpraxis des Blasorchesters.
Ganz so streng geht es mit dem musikalischen Nachwuchs aber noch nicht zu. Der darf beim Töne-Hören und Instrumenten-Ratespiel sein Gehör spielerisch unter Beweis stellen und rät ziemlich treffsicher die Soloinstrumente der vorgespielten Hörproben. Nach der Mittagspause geht es endlich an die Instrumente. Zuerst nur als Zuhörer des Jugendorchesters, dann dürfen die Kinder ihr Talent an Querflöte, Trompete, Tenorhorn, Klarinette und Co. ausprobieren. Unter Anleitung je eines Paten aus dem Jugendorchester machen sich die Kinder mit den unterschiedlichen Mundstücken und den Blech- und Holzblasinstrumenten vertraut.

Am Ende des Kennenlerntags hat jedes Kind eine Instrumenten-Empfehlung und eine Einladung zu einem Elternabend in der Tasche. Im Idealfall entschließen sich Kinder und Eltern dazu, nach den Sommerferien in Instrumentalunterricht und Orchesterproben einzusteigen. Ein eigenes Instrument ist dafür nicht unbedingt erforderlich. „Wir haben einen gewissen Fundus, den wir verleihen“, erklärt Wolf-Günter Koch. Den Unterricht bieten Dirigenten und Mitglieder des Blasorchesters an. Instrumente, die das Ensemble nicht selbst abdeckt, können bei der Paul-Hindemith-Musikschule in Hanau gelernt werden.
Zum nächsten Kennenlerntag liegen auch schon eine Reihe von Anmeldungen vor. Wolf-Günter Koch ist daher optimistisch, dass die 30 avisierten Musiker für das neue Schülerorchester zusammenkommen. Freitags von 16 bis 17.30 Uhr soll das Ensemble ab September im Bürgerhaus in Wachenbuchen proben. Die musikalische Leitung übernimmt Michelle Herb, die selbst Saxophon und Klavier spielt und Schulmusik studiert.
Nächster Kennenlerntag
Wer Lust hat, sich verschiedene Instrumente anzuhören und selbst einmal auszuprobieren, kann am zweiten Kennenlerntag teilnehmen. Dieser findet am kommenden Samstag, 18. Juni, von 10 bis 16 Uhr im Willi-Fischer-Haus in Wachenbuchen statt. Anmeldungen bitte per E-Mail an jugend@bow1960.de.
Von Bettina Merkelbach