Bürgerhaus Bischofsheim: Konzeptwettbewerb für gesamtes Areal - Alles auf Anfang?

Der Magistrat war in die Sitzung des Ausschusses für kommunale Investitionsprojekte gekommen, um an den Entwurf für das neue Bürgerhaus in Bischofsheim einen Haken zu machen. Zwei verschiedene Planungsvarianten standen dem federführenden Ausschuss zur Auswahl: der ursprüngliche Entwurf des Architekturbüros Pätzold und Kremer und eine Alternative, in die einige Änderungswünsche der Stadtverordneten eingeflossen waren.
Maintal – Diese Rechnung durchkreuzte allerdings das Kooperationsbündnis aus CDU, FDP und SPD mit einem Änderungsantrag, der erst so spät eingereicht wurde, dass er zu Beginn der Sitzung noch nicht im Bürgerinformationssystem zu finden war. Doch der Zeitpunkt, zu dem die drei Fraktionen den Antrag eingereicht hatten, war nur ein Punkt, der zu Diskussionen führte. Größerer Streitpunkt war der Inhalt. Die Koalition forderte in ihrem Antrag nämlich einen „kombinierten Konzept- und Investorenwettbewerb“ für das gesamte Areal rund um und einschließlich des Bürgerhauses.
Konkret ging es den drei Fraktionen darum, das Bürgerhaus nicht als einzelnen Baustein, sondern als Teil des Quartiers zu planen und von einem Investor entwickeln zu lassen. Dazu, so erklärten die Antragssteller, sollte externes Know-how genutzt werden, um auch das gegenüberliegende Gelände, den Standort des Stadtteilzentrums und das Grundstück des Rewe-Marktes mit in ein Gesamtkonzept einzubeziehen.
Dieser Vorschlag erstaunte allerdings vor allem, weil die aktuellen Entwürfe nicht zwingend Teil des neuen Konzepts sein müssen – ein Ansinnen, das die Gemüter aufseiten des Magistrats erhitzte. Dabei kam der mit guten Nachrichten in die Sitzung: Die zuletzt diskutierte Verlegung des Bertha-von-Suttner-Wegs sei möglich, erklärte Bürgermeisterin und Baudezernentin Monika Böttcher (parteilos). Die Verlegung hatte deswegen zur Debatte gestanden, weil der Entwurf einen Bürgerplatz vor dem Bürgerhaus vorsieht, der von der Zufahrtsstraße zum dahinterliegenden Schulkomplex gekreuzt würde (wir hatten berichtet). Das Thema wurde allerdings nicht weiter diskutiert.
Zu groß war das Unverständnis über die offene Formulierung, die aktuellen Entwürfe könnten, müssten aber nicht in die Gesamtplanung miteinfließen.
„Unser Eindruck ist, dass keiner so richtig begeistert ist von dem, was wir jetzt haben“, erklärte CDU-Fraktionschef Götz Winter den Antrag. Daher sei der Wettbewerb ein aus seiner Sicht geeignetes Mittel, um „für kleines Geld und zeitnah“ Ideen für ein städtebauliches Gesamtkonzept zu generieren. Der Prozess solle eng von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung begleitet werden und bis September in einen Abschlussbericht mit Umsetzungsempfehlung münden.

„Die jetzigen Planungen können durchaus integriert werden“, nahm Winter den Kritikern den Wind aus den Segeln, die befürchteten, alle bisherigen Planungen seien umsonst gewesen. „Aber wir wollen ein Gesamtkonzept für das ganze Areal, bevor wir weitermachen.“ Themen, die hier mit berücksichtigt werden sollten, sind Nahversorgung, Gastronomie, Einzelhandel, Verkehrsanbindung, soziale Infrastruktur, Mobilität, Kultur, öffentlicher Raum und Anwohnerparken.
Friedhelm Duch (Grüne) befürchtete dadurch eine ungewollte zeitliche Verzögerung und warf den Antragstellern vor, ihre Ideen nicht schon im vergangenen Jahr eingebracht zu haben. „Mit dem, was Sie hier vorgelegt haben, wird sich die Planung um mindestens ein Jahr verzögern. Und das kann ich nicht mitgehen“, so seine Reaktion. „Die Erfahrung zeigt, dass ein solcher Wettbewerb Prozesse beschleunigt“, entgegnete Ausschussvorsitzender Sebastian Maier (SPD) und warf dem Magistrat vor, bislang trotz Beschluss der Stadtverordnetenversammlung eben kein Gesamtkonzept vorgelegt zu haben.
„Das Gesamtkonzept muss sich konkret mit den Fragen auseinanderzusetzen, welche Gastronomie und welcher Einzelhandel hierherkommen sollen. Sonst bauen wir Luftschlösser“, erklärte er. Doch den Vorwurf der Untätigkeit wollte Bürgermeisterin Böttcher nicht auf sich sitzen lassen und verwies auf das bisher Erreichte: Es sei ein Planungsbüro gewonnen worden und die Entwicklung des gesamten Areals bei einem Städtebauförderprogramm beworben worden. „Wir haben schon dargelegt, was sich hier entwickeln könnte“, erklärte sie. „Im ersten Schritt planen wir das Bürgerhaus und dann im nächsten Schritt das gesamte Areal. Es ist nicht nachzuvollziehen, dass wir diese Planung jetzt über Bord werfen.“
Trotz ihrer Argumentation fand der Antrag eine Mehrheit und wird in der Stadtverordnetenversammlung am 23. Mai final entschieden.
Von Bettina Merkelbach