In fränkischer Tradition: Hochstädter Landfrauen schmücken Osterbrunnen
Bunter Quell des Lebens
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Maintal – Buchsäste von unzähligen Eiern in allen Farben des Regenbogens umwunden, in der Mitte ein buntes Frühlingsblumengesteck: Wer im Moment die Hauptstraße im Maintaler Stadtteil Hochstadt entlang läuft, kann den Hochstädter Osterbrunnen bewundern. Geschmückt haben ihn die Hochstädter Landfrauen. Mit dem bunten Brunnen greifen die Hochstädterinnen einen alten Osterbrauch auf (siehe Infokasten).
Der Ortsverein nimmt sich seit 2010 jedes Jahr der Aufgabe an, den Brunnen zu schmücken – und befindet sich damit in bester Gesellschaft. „Viele Landfrauenvereine im Umkreis machen das schon länger als wir“, erzählt Ingrid Strohl vom Vorstand der Landfrauen Hochstadt.
Der genaue Ursprung der Tradition ist unklar. „Uns hat die Version, dass ein Brunnen den Quell des Lebens symbolisiert und dieser daher vielerorts mit bunten Eiern und Girlanden geschmückt wird um Danke für immer fließendes Wasser zu sagen und das Frühjahr zu begrüßen, am besten gefallen“, erzählt Strohl. Wasser führt der Brunnen zwar keines mehr. Aber der Dorfbrunnen auf der Pflastersteinstraße mit dem besonderen historischen Flair Hochstadts, den man auf dem Weg zu Kirche und Obertor, vorbei an vielen Fachwerkhäusern passiert, ist bis heute ein beliebtes Foto- und Malermotiv. Im Vergleich zu anderen Osterbrunnen ist der Schmuck relativ einfach gehalten, bekennt Ingrid Strohl: „Es gibt Ortsvereine, in denen malen die Frauen wochenlang vorher schon Eier selbst an, mit denen sie den Brunnen behängen.“ In Hochstadt ist der Buchs nicht echt und die rund 300 Eier aus farbigem Plastik. Für mehr fehlt den Hochstädterinnen die Zeit. Denn es sind nicht mehr viele Landfrauen. Brauchtumspflege ist nicht hipp. Und so dezimiert sich die Zahl der Aktiven von Jahr zu Jahr.
Das Problem: Es gibt kaum Nachwuchs
Ingrid Strohl ist seit 2014 im Vorstand aktiv. Sie hat sich direkt mit dem Eintritt in den Ortsverein auf einen Aktivposten wählen lassen. Jetzt steht sie kurz vor der Rente – und will zu den bald anstehenden Neuwahlen nicht mehr antreten.
Das Problem ist: Es gibt kaum Nachwuchs. „Dabei sind die Landfrauen eine tolle Möglichkeit, sich als Frau einzubringen“, sagt Strohl.
Dennoch haftet dem Verband etwas Altbackenes an. Einige Ortsvereine versuchten, gezielt jüngere Mitglieder zu werben, indem sie zum Beispiel Krabbelgruppen gründeten. In Hochstadt ist Strohl eine der Jüngsten. Eine Krabbelgruppe würde hier wohl höchstens von kleinen Enkeln besucht. „Dabei hat der Verein großes Potenzial“, meint Strohl. Es sind einige fixe Veranstaltungen wie der Frühlingsmarkt, den die Landfrauen jedes Jahr organisieren. „Es gibt viele Frauenthemen, mit denen wir uns auseinandersetzen. Das muss nichts Altmodisches sein. Es geht darum, Tradition und Kultur zu pflegen“, erzählt Strohl. Der Osterbrunnen ist eine willkommene Gelegenheit, sich im Stadtbild zu zeigen.
Viele positive Rückmeldungen
„Es ist eine schöne Aktion. Wir kommen zusammen und erhalten aus der Bevölkerung viele positive Rückmeldungen“, sagt Ingrid Strohl. Dann übernimmt der Brunnen doch wieder die Funktion, die er einst hatte: als Mittelpunkt, an dem sich die Dorfgemeinschaft trifft. Deshalb hofft Ingrid Strohl auf weitere Hochstädterinnen, die sich dem Landleben in Maintal trotz der Nähe zur Großstadt verbunden fühlen und die Gruppe fortführen. „Es wäre schön, wenn der Osterbrunnen auch nächstes Jahr wieder geschmückt wird“, sagt sie. Osterbrunnen gibt es mittlerweile in vielen Kommunen. Weitere farbenfroh geschmückte Brunnen aus diesem Jahr gibt es auf. (Von Bettina Merkelbach)