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Die Ökumenische Kantorei Dörnigheim verabschiedet sich mit Konzert-Gottesdienst

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Von: Vincent Büssow

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Daniel Stippler sprang als Dirigent für die Ökumenische Kantorei Dörnigheim ein.
Daniel Stippler sprang als Dirigent für die Ökumenische Kantorei Dörnigheim ein. © VINCENT BÜSSOW

Es ist ein ungewöhnlicher Gottesdienst, zu dem sich die Evangelische Kirchengemeinde Dörnigheim am Sonntagvormittag versammelt hat. Bei trübem Wetter heißt es Abschied nehmen von einer Institution, die 50 Jahre lang und weit über die Grenzen von Maintal hinaus aktiv war. Die Ökumenische Kantorei singt zum letzten Mal. „Mir tut es von Herzen leid“, beschreibt Gudrun Schmitt ihre Gefühle zu dem finalen Auftritt.

Maintal - Vom ersten Tag an hat sie in dem Chor mitgesungen – und ist nicht das einzige Gründungsmitglied, das bis zum Schluss mit dabei ist. Von einem „tollen Zusammenschluss“ ist an diesem Tag immer wieder die Rede. Gemeint ist damit auch die besondere Mischung aus Mitgliedern der katholischen und der evangelischen Kirche. „Das war schon etwas Außergewöhnliches“, sagt auch Pfarrer Eckhard Sckell.

Außergewöhnlich ist auch der Ablauf der Veranstaltung an diesem Sonntag. Beim „Stationengottesdienst“ führt Sckell seine Teilnehmer von Raum zu Raum durch das frisch sanierte Gemeindezentrum. An jeder Station gibt der Chor ein bis zwei Stücke zum Besten. Unter dem wuchtigen Dirigat von Daniel Stippler klingen Kirchenliedklassiker wie „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ trotz langer Übungspause und spärlicher Besetzung sicher und voll. Nach dem letzten Lied kann sich das Publikum dann auch den für die Kirche eigentlich unüblichen Applaus nicht verkneifen.

Vor Jahren hatte der Chor dutzende Mitglieder

Generell ist die Rolle, die Musik in der Gemeinde spielt, nicht zu überhören. Die Gottesdienstbesucher setzen kräftig zum gemeinsamen Lied an, Pfarrer Sckell legt ein selbstbewusstes Solo hin („Ehr sei dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist“), und nach dem Segen wird noch zum gemeinsamen Schreittanz gebeten.

Dennoch sind der Kantorei die letzten, teils schwierigen Jahre anzusehen. Wo der Chor auf alten Fotos dutzende Mitglieder zählt, stehen mittlerweile nur noch zehn. Von männlichen Sängern fehlt bei diesem Abschiedsauftritt jede Spur.

Alters- und krankheitsbedingt steigen Viele aus

„Corona hat uns böse erwischt“, sagt Gudrun Schmitt. Alters- und krankheitsbedingt seien viele Mitglieder ausgestiegen, einige auch gestorben. „Jetzt sind wir nur noch diese paar Hansel.“ Wie in vielen Vereinen fehlt es auch in der Kantorei an Nachwuchs.

Ausschlaggebend für die Entscheidung, den Chor nun aufzulösen, war aber auch die Schwierigkeit, eine neue Leitung für die Gruppe zu finden. Daniel Stippler, der in der Abschiedszeit aus der Not heraus die Leitung übernommen hat, erkennt darin einen Trend. „Während der Pandemie haben sich viele Berufs-chorleiter umorientiert“, sagt er. Von den vier Gesangsgruppen, in denen Stippler vor einigen Jahren noch aktiv war, sind nur noch zwei übrig.

Chormitglieder bleiben in Kontakt

Einfach so aufhören wollten die übrigen Kantorinnen in Dörnigheim allerdings nicht. „Wir wollten noch einmal in jeder Kirche singen“, sagt Gudrun Schmitt. Daniel Stippler erzählt, dass in dieser Zeit, nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause, wieder eine besondere Motivation geherrscht hat. „Man hat den Leuten angemerkt, dass sie auf die Abschiedskonzerte hinzielen“, sagt er.

Und so endet die Ära der Ökumenischen Kantorei in Dörnigheim „in Wehmut und Dankbarkeit“, wie Pfarrer Sckell zusammenfasst. Er hofft auch in Zukunft auf die ein oder andere musikalische Zusammenarbeit mit einigen Sängerinnen. Die Gruppe selbst will sich auch nach der Auflösung auf jeden Fall erhalten bleiben, wenn auch erst einmal auf andere Art. Schon nach dem Gottesdienst werden Pläne für ein gemeinsames Sektfrühstück geschmiedet.

Von Vincent Büssow

Ehre und Blumen zum Abschied für Gudrun Schmitt (links) von Pfarrer Dr. Martin Streck.
Ehre und Blumen zum Abschied für Gudrun Schmitt (links) von Pfarrer Dr. Martin Streck. © -
Bei der Krönungsmesse 1975 zählte die Ökumenische Kantorei Dörnigheim noch dutzende Mitglieder.
Bei der Krönungsmesse 1975 zählte die Ökumenische Kantorei Dörnigheim noch dutzende Mitglieder. © PM

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