Dreiste Betrüger abgewimmelt: Schockanrufer blitzen bei Maintalerin ab

Regelmäßig warnt die Polizei vor Betrugsmaschen über das Telefon, bei denen Kriminelle versuchen, ihre Opfer zu betrügen und Geld zu erbeuten. Trotz der Warnungen haben die Betrüger regelmäßig Erfolg. Nicht allerdings bei Isolde Schönherr aus Maintal, die kürzlich mit der neusten Masche, einem „Schockanruf“ konfrontiert wurde.
Maintal – Dabei geben sich die Kriminellen als Familienmitglied aus, das angeblich in einen schweren Unfall mit Todesfolge verwickelt wurde. Anschließend meldet sich ein angeblicher Polizeibeamter, der die Zahlung einer Kaution zur Freilassung fordert. Bei Isolde Schönherr klingelt das Telefon am frühen Mittag. „Eine junge, weibliche Stimme gab sich als meine Tochter aus und erzählte, sie hätte eine Frau totgefahren. Die Person hat geweint und nur gesagt, sie gebe mir jetzt einen Beamten“, schildert sie. Im ersten Moment sei sie von dem Anruf überrumpelt worden, dann hätten jedoch schnell „alle Alarmglocken geklingelt.“ Der angebliche Polizeibeamte, der mit Schönherr telefoniert, tischt ihr dann die gleiche Story auf und fordert eine Geldzahlung.
„Ich habe ihm gesagt, er solle mir den Namen meiner Tochter nennen“, sagt Schönherr. Der Anrufer sei immer aggressiver geworden, habe sie zurechtgewiesen und erklärt, dass man so nicht mit einem Beamten spreche. Dann habe er seinerseits gefordert, dass Schönherr Namen und Geburtsdatum ihrer Tochter nennt. Auf diesen Trick fällt die 64-Jährige allerdings nicht rein. Vielmehr ruft sie parallel über ihr Handy ihre Tochter an, die ihr versichert, dass alles in bester Ordnung sei. Als der Mann am Telefon mitbekommt, dass Schönherr mit jemand anderem spricht, legt er auf. „Schlimm war für mich die Aggressivität des Mannes am Telefon“, sagt Schönherr. Das könne auf viele Menschen, besonders auf ältere Personen, schnell sehr einschüchternd wirken.
Auch die emotionale Art der Anruferin, die sich als Tochter ausgegeben hat, könne viele verunsichern. Eine bekannte Masche der Betrüger, die ihre Opfer am Telefon geschickt manipulieren und die Unsicherheit ausnutzen.
Schockanrufe - das rät die Polizei
.Seien Sie misstrauisch und bewahren Sie Ruhe.
Lassen Sie sich am Telefon keine Informationen über Angehörige und Freunde entlocken.
Merken Sie sich die Telefonnummer des Anrufers.
Übergeben Sie niemals Geld oder Wertgegenstände an fremde Personen!
Rufen Sie zur Überprüfung Ihre Angehörigen unter den Ihnen bekannten Rufnummern an und / oder erzählen Sie einer Person Ihres Vertrauens von den Anrufen.
Wichtig: Niemals ist die Behandlung eines Unfallopfers von einer vorherigen Zahlung eines Geldbetrages abhängig.
Ebenfalls kann man einer Strafverfolgung nicht durch die Zahlung einer hohen Geldsumme entgehen.
Die Polizei fragt am Telefon niemals nach persönlichen Daten, Kontodaten oder Passwörtern.
Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl, wenn Ihnen etwas verdächtig vorkommt und legen Sie einfach auf. Ein gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit!
. Informieren Sie die Polizei unter der Telefonnummer 110.
Isolde Schönherr reagiert nach dem Anruf genau richtig und kontaktiert die Polizei, der jedoch meist die Hände gebunden sind. Der Aufwand, die Anrufe zurückzuverfolgen, ist groß, zumal die Betrüger mit unterdrückter Nummer anrufen. „Bei solchen Anrufen gehe ich nicht mehr ans Telefon“, sagt Schönherr. Außerdem will sie ihre Adresse und Telefonnummer aus den Telefonverzeichnissen herausnehmen lassen. Denn die Betrüger gehen gezielt vor, suchen sich in Telefonbüchern die Namen von vermeintlich älteren Personen raus. „Isolde ist ja auch kein junger Name“, sagt Schönherr.
Offenbar sind die Betrüger gerade in Maintal sehr aktiv. Erst im Mai dieses Jahres wurde ein Nachbar von Schönherr ebenfalls Opfer der Betrüger und hätte beinahe eine Menge Geld verloren. 10 000 Euro in bar und wertvollen Schmuck hatte der hochbetagte Rentner bereits zusammengepackt, um es einem Abholer zu übergeben. Ein aufmerksamer Nachbar sah das ganze, wurde misstrauisch, verhinderte die Übergabe und verwies den Abholer vom Grundstück.
So weit ließ es Schönherr nicht kommen. Um mehr Bewusstsein für die Schockranrufe zu schaffen und mögliche Opfer zu warnen, meldete sie sich gleich nach dem Anruf bei der Polizei auch bei unserer Zeitung. „Kinder und Enkel sollten ihre älteren Verwandten aufklären und vor diesen Betrügern warnen“, sagt Schönherr.
Von Michael Bellack