Ehemaligen-Treff im Dörnigheimer Kinder- und Jugendclub

„Bist du das? Ich hätte dich gar nicht erkannt!“ - „Hier, wie jung sie aussieht.“ -„Weißt du, wer das ist?“ - „Matze, das ist Matze!“ Matze alias Mathias Zittlau gehört mit Klaus Carl von Anfang an zum Team der Betreuer im Kinderclub. Zittlau hat inzwischen Generationen von Kindern und Jugendlichen im Brüder-Schönfeld-Haus durch die Pubertät auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden begleitet.
Maintal – Zittlau hat sein Netzwerk aktiviert und zum Tag der offenen Türe die „Ehemaligen“ eingeladen. Und die sind gerne und zahlreich gekommen, um das 30-jährige Bestehen „ihres“ Klubs gemeinsam mit den ehemaligen Jugendfreunden zu feiern. Einige der „harten Jungs“ amüsieren sich über die alten Foto- und Filmaufnahmen. Sie begrüßen sich mit Umarmungen und Handschlag. Viele der Ehemaligen gingen auf die benachbarte Werner-von-Siemens-Schule und wohnten in der Nachbarschaft. Nachmittags waren sie im Bonis Treff. Die Eltern wussten ihre Kinder, vor allem die Mädchen, „weg von der Straße“, und die wiederum fanden’s klasse. So manche Freundschaft, die hier entstanden ist, hält bis heute. Auch Chiara Champa war jeden Tag hier. Sie erinnert sich mit Stolz an die Hip-Hop-Tanzgruppe „Hey Ladies“, die wöchentlich trainierte und sogar auf Hip-Hop-Meisterschaften unterwegs war. „Wir sind hier „multikulti“ aufgewachsen“, meint Soliman „Soli“ Attani. „Da hat keiner groß nachgefragt, woher kommst du oder was hast du für eine Religion.“
Seit 1990 ist der Kinderclub die zweite Heimat vieler Maintaler Teenies
Attani hat gerne bei Veranstaltungen mitgeholfen. Er war im Disco-Team, im Koch-Team, war beim Renovieren dabei und hat mit Klaus Carl Flohmärkte organisiert. „Auf jeden Fall wurde hier der Charakter mit geformt“, sagt Attani. Wie er loben viele Ehemalige die Arbeit von „Matze“ und Klaus. Schon 1990 wurde der Kinderclub für Maintaler Teenies zwischen zehn und 14 Jahren eröffnet. Ein paar Jahre später, 1996, schloss sich Bonis Treff als ein Angebot für Jugendliche ab 14 Jahren an. Das Konzept habe sich bis heute bewährt und sei nur wenig verändert worden. „Am Anfang haben wir probeweise für ein bis zwei Jugendliche geöffnet. Wir haben viele aus dem Kinderclub übernommen und eine hohe Bindung aufgebaut“, sagt Zittlau. Das erleichtere den Zugang zu den Jugendlichen. Außerdem habe man positiv feststellen können, dass die älteren Jugendlichen die jüngeren „miterziehen“.
Marcel Teschner erinnert sich daran, dass mit den Geschwisterkindern „mehrere Generationen“ zusammen gespielt haben. Er hat zu die-sem Zeitpunkt die Ansprechpartner bekommen, die er als Jugendlicher brauchte. Er sei „nicht einfach gewesen“, habe aber hier Freunde gefunden. Jeden Tag ist Teschner von der Waldsiedlung nach Dörnigheim gekommen, um Fußball und Basketball zu spielen. „Wir hatten Spaß zusammen und haben viel gelacht“, sagt er.
„Habe mich hier sehr aufgehoben gefühlt“
Die Angebote im Brüder-Schönfeld-Haus variieren und passen sich der Nachfrage an – je nach Alter, Geschlecht und Interessen der Teenies. Unter anderem wird regelmäßig gekocht und gebastelt. Den Jugendlichen stehen ein Tonstudio und ein Musikraum zur Verfügung, sie erhalten Unterstützung bei Bewerbungen oder werden beim Fitness-Training angeleitet. Es gibt das Angebot einer geschlossenen Jungen- und einer Mädchengruppe, die sich regelmäßig treffen. Ungefähr alle zwei Monate wird in der Disco abgerockt. Zu den Stamm-DJs, die in der Disco und zu größeren Veranstaltungen auflegen, gehört Ferhat Kala. Als Jugendlicher kam er regelmäßig „ins Bonis“. Man traf sich in gemischten Gruppen, spielte Tischtennis oder Billard. Oft gab es Baguettes zu essen. „Ich habe mich hier sehr aufgehoben gefühlt“, sagt Kala.
Ehemalige kramen in Kisten voller Fotos und VHS-Kassetten
Von Anfang ging es mit dem Kinderclub und Bonis Treff auf Reisen. Mehrtägige Ausflüge in den Schwarzwald zum Rodeln, nach Südfrankreich oder in die Toskana stehen bis heute auf dem Programm. Die Mitarbeiter um Zittlau – allen voran Larry James, Gerda Heyl, Isabel Müller und Anke Schömig – haben sich zum Jubiläum einiges einfallen lassen: Alte Fotokisten, VHS-Kassetten und neuere Videos am PC ließen vor allem die Ehemaligen in Erinnerungen schwelgen. Für Action bis spät in den Abend sorgten zwei Kicker-Turniere.
Im Untergeschoss dokumentiert eine Foto- und Plakat-Ausstellung die Höhepunkte jedes Jahres. „Ich habe meinen Papa schon dreimal gefunden“, sagt ein kleiner Junge. Ob er bald in den Kinderclub gehen wird? Der einzige Nachwuchs ist er dort nicht. Einige Ehemalige kommen wieder ins Brüder-Schönfeld-Haus, um ihre Töchter und Söhne abzuholen. „Das versetzt mich wieder in die Kindheit“, sagt eine Mutter.
Von Ulrike Pongratz

