Familie bangt weiter um Dschutti: Hündin aus Maintal muss erneut operiert werden

Dschuttis rechte Schulter ist kahl rasiert, der linke Vorder- und Hinterlauf sind mit dicken Bandagen umwickelt. „Sie sieht immer noch aus wie ein Flickenteppich“, sagt Melanie Anwar, Besitzerin der Rhodesian Ridgeback-Hündin.
Maintal – Hinter dem Vierbeiner aus Bischofsheim und seiner Besitzerin liegen schwere Monate. Nach einem Autounfall auf der A4 bei Bad Hersfeld am 30. Dezember springt Dschutti aus dem Kofferraum und flüchtet in Panik auf die Fahrbahn. Drei Tage und drei Nächte bleibt die Hündin spurlos verschwunden, bis sie wie durch ein Wunder lebend an der Mittelleitplanke entdeckt wird. Dschutti lebt, doch sie ist schwer verletzt. Vier Operationen sind nötig, um die mehrfach zertrümmerten Knochen und zerfetzen Muskeln zusammenzufügen.
„Es ist weiterhin ein Kampf“, sagt Melanie Anwar. Auch heute, fast vier Monate nach dem Unfall-Drama, bekomme sie täglich Nachrichten von Menschen, die sich nach Dschuttis Zustand erkundigen. „Die Anteilnahme ist unglaublich. Damit hätte ich nie gerechnet.“
Im Februar sieht zunächst alles gut aus. Die Hündin ist trotz Schmerzen fit und will spielen, mit einer Tragehilfe wird sie mehrmals täglich in den Garten gebracht und kann bald bis zu 15 Minuten auf allen vieren laufen. Auch ihr Futter bekommt die Hündin nicht mehr im Liegen, sie darf endlich aus dem Napf fressen. Der Tierarzt ist zufrieden. Doch dann, Mitte März, die nächste Hiobsbotschaft: Beim Röntgen in der Klinik zeigt sich, dass die Knochen nicht zusammenwachsen. Am 24. März muss Dschutti deshalb erneut unters Messer. „Am linken Vorderbein wurden Schrauben und ein langer Nagel entfernt, damit der Knochen wieder besser durchblutet wird“, berichtet Melanie Anwar.
Der linke Hinterlauf bereitet noch immer die größten Sorgen. Damit die Knochen doch noch zusammenwachsen, entnehmen die Tierärzte in einem komplizierten Eingriff aus der vorderen gesunden Schulter ein eiskugelgroßes Stück Knochenmark und setzen es im Hinterlauf ein.
Nach der Operation geht es Dschutti schlecht. „Sie ist eigentlich kein Hund, der winselt oder jammert. Selbst nach dem Unfall, als wir sie gefunden haben, nicht. Aber nach der Operation hat sie nonstop gejammert“, erzählt Melanie Anwar.
Neben den Sorgen um Dschutti plagen die Bischemerin auch finanzielle Sorgen. Denn obwohl durch die Spendenaktion auf der Plattform „GoFundme“ über 14 000 Euro zusammengekommen sind: Das Geld reicht nicht, um Operationen, wöchentliche Kontrollen, Röntgen und die Knochenmarkstransplantation zu bezahlen. Mittlerweile belaufen sich die Ausgaben auf 18 000 Euro. Und noch ist kein Ende abzusehen.
Die nächste Operation ist für den 4. Mai geplant. Noch einmal wollen die Tierärzte versuchen, die Knochen des Hinterlaufs zusammenzufügen. Sollte auch dieser Eingriff nicht glücken, wollen die Ärzte den Knochen erneut zerschneiden und neu zusammenfügen. Schlägt auch dieser Versuch fehl, droht Dschutti die Amputation. „Sicher würde sie sich auch mit einem Leben auf drei Beinen arrangieren. Aber ich lasse nichts unversucht, um ihr die Amputation zu ersparen“, sagt Melanie Anwar.
Trotz aller Rückschläge, es gibt auch Lichtblicke: Mit Alfred, dem neuen Hund der Familie, versteht sich Dschutti prächtig, im Holland-Urlaub spielt die Hündin sogar erstmals wieder aufgeweckt auf dem weichen Sandboden.
Aufgeben sei keine Option, sagt Melanie Anwar. „Dschutti wird wieder über die Wiese rennen und glücklich sein. Ich weiß es einfach.“
Von Kristina Bräutigam