Förderverein der Maintaler „Kleeblätter“ vor dem Aus

Die drei „Kleeblätter“ - die Seniorenzentren des Deutschen Roten Kreuzes - in Dörnigheim, Hochstadt und Bischofsheim sind zentrale Institutionen der Altenpflege in Maintal und darüber hinaus. 2004 hat sich ein Förderverein gegründet, der gemeinsam mit den Einrichtungen kulturelle und Begegnungsangebote initiiert.
Maintal - Ausflüge, Musik, Tanz, Mal- und Bastelaktionen mit Kirchengemeinden, Kitas und Schulen, Clown-Besuche, Bilder, Pflanzen und Mobiliar – der Verein organisiert, was über die Pflege hinausgeht. Doch jetzt steht der Förderverein vor dem Aus. Grund: Der aktuelle Vorstand, der aus Landrat a.D. Karl Eyerkaufer, Ellen Tappert und Doris Messerschmidt besteht, setzt sich zur Ruhe und findet trotz langer, intensiver Suche keine Nachfolge. Das vierte Vorstandsmitglied hatte sein Amt bereits vor einem Jahr niedergelegt. Eyerkaufer, der in Kürze 83 Jahre alt wird, kandidiert aus Altersgründen nicht wieder. Tappert und Messerschmidt legen ihre Ämter aus persönlichen Gründen nieder. Interesse, die wichtige Arbeit fortzusetzen, zeigt bislang niemand.
„Dabei steht der Verein finanziell gut da“, erklärt Eyerkaufer. Durch sein großes Netzwerk habe er ausreichend Spenden generieren können, um alle für das laufende Jahr geplanten Projekte umsetzen zu können. „Die Arbeit ist nicht sehr zeitaufwändig, aber segensreich“, wirbt der ehemalige Landrat. Je nach Funktion seien es drei bis fünf Stunden Arbeit pro Monat, die für den Vorstand anfielen. Dazu kommen drei bis vier Sitzungen pro Jahr und die Mitgliederversammlung. „Dann kann es auch mal etwas mehr werden“, beschreibt Tappert den Zeitaufwand, den man als Vorstand investieren müsste.
Alle Vorstandskandidaten sind wieder abgesprungen
Doch der Verein hat alle Register gezogen, berichtet die Schriftführerin. „Wir haben in unserem Netzwerk niemanden, der sich ernsthaft angeboten hat. Es gab zwar einige Interessenten, die sind aber alle wieder abgesprungen“, sagt die Ehrenamtliche, die sich auch in der Bürgerhilfe engagiert. Flyer, Aushänge, Briefe, Werbeaktionen, persönliche Gespräche mit den Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung und Mitgliedern des Magistrats – nichts habe gefruchtet. Auch die Leitung der Seniorenzentren sei mit in die Suche eingestiegen. Bislang ohne Erfolg.
„Während der Pandemie waren die Kontakte nach außen auch sehr eingeschränkt“, sagt Tappert. „Aber das öffnet sich jetzt langsam wieder. Deshalb haben wir auch den Angehörigen der Bewohner unsere Arbeit vorgestellt. Die finden das alle toll.“. Aber Mitglied oder Vorstand werden? Fehlanzeige.
Seit einem Jahr auf Vorstandssuche
Schon seit einem Jahr läuft das Nachfolge-Scouting auf Hochtouren. In der Sommerpause stand dann fest: Wenn es keine Kandidaten gibt, muss sich der Verein auflösen. „Natürlich haben wir uns darüber Gedanken gemacht, was dann aus den drei Kleeblättern wird“, sagt Tappert. „Aber wir haben uns alle die Entscheidung alles andere als leicht gemacht.“
Erschwerend kommt hinzu, dass der Verein nicht mehr als 70 Mitglieder hat. „Darunter einige Betriebe, aber die meisten sind Privatleute“, erklärt Tappert. Die Mitgliedsbeiträge seien daher zu gering, die Aktionen zu finanzieren.
Auch das Interesse der Mitglieder ist gering
Die Projekte seien nur durch Spenden möglich. „Kreativprojekte, die den Alltag der zu pflegenden Menschen verbessern, Pavillons für das Sommerfest, Ruhesessel für den Demenzbereich – um all diese Wünsche haben wir uns gekümmert und durch Spenden finanziert“, sagt Tappert. All das würde den Einrichtungen und vor allem den Einwohnern schmerzlich fehlen, müsste sich der Verein tatsächlich auflösen.
Doch das Interesse der Mitglieder ist gering. „Zur letzten Mitgliederversammlung war außer dem Vorstand nur ein einziges Mitglied gekommen“, sagt sie. Auch hier besteht ein Altersproblem. Die meisten Mitglieder hätten ohnehin nur so lange Interesse an dem Verein, so lange ihre Angehörigen in einem der Seniorenzentren lebten.
Öffentlichkeitsarbeit erreicht nicht die Richtigen
„Wir haben alles Mögliche probiert. Der Aufruf auf Facebook war ein letzter Hilferuf. So langsam gehen uns die Ideen aus“, gesteht Tappert. Auf den Social-Media-Post hin habe sich immerhin ein Kandidat gemeldet, der aber nicht den Vorstandsvorsitz übernehmen würde. „In meinem Alter kann das keiner mehr von mir erwarten“, erklärt der amtierende Vorsitzende Eyerkaufer. Er erwartet, dass sich Jüngere kümmern.
„Aber wir kommen über unseren eigenen Dunstkreis nicht hinaus“, sagt Schriftführerin Tappert. In den Einrichtungen gebe es niemanden, der zum Beispiel Öffentlichkeitsarbeit in den sozialen Medien betreibt, um die Reichweite zu vergrößern. Angesichts der angespannten Personalsituation im Pflegebereich kann das wohl auch niemand erwarten.
Auflösung des Vereins steht im Februar bevor
Mittlerweile tickt die Uhr. Noch ist der Vorstand im Amt. Findet sich niemand, muss der Verein bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung Anfang Februar aufgelöst werden. Dass es aus der Politik bislang keine Resonanz gibt, versteht Ellen Tappert nicht.
Denn der Bedarf an Einrichtungen wie den Kleeblättern wird in den kommenden Jahren aufgrund des demografischen Wandels und der Alterung der Bevölkerung wachsen. „Wir müssen eine neue Sorgekultur für die ältesten Mitglieder der Gesellschaft entwickeln“, fordert sie angesichts des öffentlichen Desinteresses.
Die Projekte für das laufende Jahr seien zwar gesichert. „Aber was ab 2024 wird, weiß ich nicht.“
Interessenten können sich beim Verein melden
Wer sich vorstellen kann, für ein Vorstandsamt zu kandidieren, kann sich unter der E-Mail-Adresse foerderverein@seniorenzentren-maintal.de melden. Weitere Informationen zum Verein gibt es auf der Webseite www.seniorenzentren-maintal.de/foerderverein
Von Bettina Merkelbach