Glänzende Aussichten für Wachenbucher Ortsmitte

Maintal – Kultur für alle im öffentlichen Raum erlebbar zu machen, ist eines der Hauptziele der Stadtleitbildgruppe „Maintal kulturell“. Dazu haben die Ehrenamtlichen gemeinsam mit dem Kulturbüro das Projekt „Förderung von Kunst im öffentlichen Raum“ initiiert, das derzeit schon in zwei Stadtteilen Früchte zeigt: Am vergangenen Wochenende ist das Kunstwerk „Glacial Erratic“ am Wachenbuchener Bürgerhaus vorgestellt worden.
Die Gesteinsformation ist nach der interaktiven Skulptur „Touching Voltage“ vor der evangelischen Kirche in Bischofsheim das zweite Kunstwerk, mit dem die Stadtleitbildgruppe in Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro einen öffentlichen Platz in Maintal aufwertet. In Wachenbuchen ist die neue Skulptur Bestandteil der Ortsmitte, sodass hier auch die gleichnamige Stadtleitbildgruppe aus dem kleinsten Maintaler Stadtteil beteiligt war. „Ich freue mich, dass dieses neue Kunstwerk ungeachtet des tristen Wetters heute Menschen den Blick für Kunst öffnet“, sagte Bürgermeisterin Monika Böttcher bei der Präsentation am Samstagnachmittag. Sie schloss ihren Dank an die engagierten Ehrenamtlichen der beiden Stadtleitbildgruppen und ihren Wunsch an, dass sich die Gestaltung der Ortsmitte in Wachenbuchen und die Verbreitung von Kunst in allen Maintaler Stadtteilen fortsetzt.
Bearbeitung wichtig
Das dreiteilige Gesamtkunstwerk wurde auf der Seite des Biergartens installiert und coronabedingt im kleinen Kreis vorgestellt. „Glacial Erratic“ oder erratische Blöcke sind große Steine, die entweder von Menschen oder durch seltene geophysikalische Prozesse an einen Ort transportiert wurden, an dem man sie eigentlich nicht erwartet hätte. Die häufigste Form dieses Phänomens ist der sogenannte Findling: ein einzelner Gesteinsblock, der während der Eiszeit von Gletschern mitgebracht wurde und zurückblieb, als das Eis schmolz.
Der besondere Reiz des eigens für Wachenbuchen gestalteten Kunstwerks besteht jedoch nicht allein am Standort der Gesteinsblöcke, sondern auch in der anschließenden Bearbeitung: Aus ursprünglich zwei Findlingen wurden drei Steine geschnitten, die Schnittflächen anschließend mit spiegelglatten Edelstahlplatten verschlossen. So sind drei glänzende Flächen entstanden, in denen sich Bäume oder Betrachter spiegeln. Die Künstler, die bei der Vorstellung nicht zugegen waren, erklären in einer Mitteilung, dass ihre Bearbeitung das Kunstwerk zu einem „Spiegelbild des Hier und Jetzt“ mache. Durch das Zusammenspiel von Umwelt, Mensch und Skulptur entstünden ständig wechselnde Erscheinungsbilder und eine Verbindung mit dem Ort.
Geschaffen wurde das Kunstwerk von drei jungen Kreativen der Gruppe Siebler/Wanke aus Weimar und Berlin. Der im hessischen Schwalmstadt geborene Sebastian Wanke und die aus Moosburg in Bayern stammenden Brüder Johannes und Franz Siebler arbeiten beziehungsweise studieren zurzeit in Weimar und Berlin. Sie haben sich mit ihrem Konzept in einem bundesweit ausgeschriebenen Wettbewerb durchgesetzt. Gudrun Randt beschrieb bei der Vorstellung, wie schwierig die Auswahl unter Pandemiebedingungen war: Die Kunstwerke online zu begutachten und auszuwählen, sei keine einfache Aufgabe gewesen. „Jetzt steht‘s da - und ich finde, es ist schön geworden“, sagte die Patin der Stadtleitbildgruppe „Maintal kulturell“.
Mehr als 50 Prozent für Gesteinsformation
Die Jury, der unter anderem Bürgermeisterin Monika Böttcher und der Kulturbeauftragte Jochen Spaeth angehören, wählte aus den über 60 Einsendungen fünf aus. Aus diesen fünf Finalisten konnten die Bürger ihren Favoriten auswählen und haben per E-Mail oder Brief mit über 50 Prozent für die Gesteinsformation „Glacial Erratic“ gestimmt.
„Trotz der Stimmabgabe im Lockdown ging das alles bemerkenswert schnell und unauffällig“, schloss Erster Stadtrat Karl-Heinz Kaiser an. „Das kann ein Vorbild für andere Stadtteile sein. Denn fünf Kunstwerke sind gesetzt. Das heißt, wir haben noch drei vor uns.“ Die nächste Aufgabe bestehe darin, in Dörnigheim einen Platz für eine weitere Skulptur im öffentlichen Raum zu finden. Mit dem Standort des Wachenbuchener Kunstwerks zeigte sich Kaiser hochzufrieden: „Wir haben die richtige Stelle ausgewählt. Denn die Stadtleitbildgruppe hat noch einiges vor mit diesem Platz.“ Das neue Kunstwerk ist nämlich nur ein Baustein der Wachenbuchener Ortsmitte. Zusätzlich zu dem bereits neu gestalteten Biergarten sollen rund um das Bürgerhaus und das Vereinshaus des Blasorchesters weitere Begegnungs- und Aufenthaltsmöglichkeiten für alle Altersgruppen entstehen. Ein Bücherschrank und eine Mitfahrbank sind im Gespräch. Auch die Außenmauer soll neugestaltet werden. Die Stadtleitbildgruppe kann außerdem eigene Ideen in die Bebauung des ehemaligen Volksbankgeländes durch die MIG mit einbringen. (Von Bettina Merkelbach)