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Heike und Karl-Heinz Lutz bilden die neue Leitung der Tafel Maintal

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Ein Powerpaar, das einiges vorhat: Heike und Karl-Heinz Lutz aus Hochstadt sind die neuen Leiter der Tafel Maintal, die zur Bürgerhilfe gehört.
Ein Powerpaar, das einiges vorhat: Heike und Karl-Heinz Lutz aus Hochstadt sind die neuen Leiter der Tafel Maintal, die zur Bürgerhilfe gehört. © KRIstina Bräutigam

Das Ehepaar Heike und Karl-Heinz Lutz aus Hochstadt hat im Januar die Leitung der Maintaler Tafel übernommen. Der fehlende Nachwuchs bei den Ehrenamtlichen, die knappen Lebensmittelspenden und die zunehmende Kundschaft stellen sie vor große Herausforderungen.

Maintal – In den Räumen der Tafel in Dörnigheim herrscht am Montagmorgen hektische Betriebsamkeit. Der Transporter ist gerade vorgefahren, Paletten und Kisten mit Kühlware müssen schnellstmöglich sortiert und verräumt werden. „So viele Joghurts, das ist ja toll“, sagt Heike Lutz, als sie einen Blick in den Kühlraum wirft. Dass bei der Tafel Maintal alles reibungslos läuft, dafür sind seit Januar die 68-Jährige und ihr Mann Karl-Heinz zuständig.

Zwar hatten ihre Vorgänger Brigitte Eggensperger und Ulrich Ehmcke bereits angekündigt, mittelfristig kürzertreten zu wollen. Doch dann erkrankt Eggensperger plötzlich schwer, der Wechsel muss eher vollzogen werden. „Wir wurden ins kalte Wasser geworfen“, sagt Karl-Heinz Lutz, der wie seine Frau seit 2014 Mitglied der Bürgerhilfe ist, dem Betreiber der Tafel.

Identität der Ehrenamtlichen stärken

Als eine der ersten Amtshandlungen bestellt das Ehepaar Kleidung für die Mitarbeiter. Die orangefarbenen Poloshirts und die blauen Sweatjacken mit dem Aufdruck „Maintaler Tafel“ sollen nicht nur die Zugehörigkeit der Mitarbeiter nach außen sichtbar machen. „Die Kleidung stärkt auch die Identität der Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Das ist enorm wichtig“, sagt Karl-Heinz Lutz.

Die Liste der Herausforderungen, die vor den neuen Leitern liegt, ist lang. Aktuell an erster Stelle steht die Beschaffung eines neuen Verwaltungsprogramms. Wolfgang Kampe, ehemaliger Leiter der Tafel Maintal, hatte das alte Programm entwickelt, in dem unter anderem alle Kunden gespeichert sind. Doch nun sei Kampe schwer erkrankt. „Wenn das Programm ausfallen sollte, haben wir keinen Ansprechpartner. Das Risiko ist zu groß, dass hier alles zusammenbricht“, sagt der 70-Jährige.

Neues Verwaltungsprogramm gesucht

Nach längerer Suche sei mittlerweile ein Verwaltungsprogramm in Sicht. Sobald die Inbetriebnahme abgeschlossen ist, sollen außerdem alle Tafelkunden neue Ausweise erhalten, die unter anderem Informationen wie Veganer, Vegetarier oder den Hinweis „kein Schweinefleisch“ beinhalten. „Das erleichtert die Arbeit der Mitarbeiter an der Ausgabe“, sagt Heike Lutz.

Immerhin 70 bis 80 Kunden würden hier in zwei Stunden durchgejagt. Voraussetzung ist ein gültiger Maintal-Pass. Damit alle etwas zu essen bekommen, arbeiten die 80 ehrenamtlichen Mitarbeiter unermüdlich. 25 bis 30 Fahrer und Beifahrer holen täglich Lebensmittelspenden ab. Zehn Läden unterstützen die Tafel, allen voran der Globus-Markt in Dörnigheim. 25 Kisten mit Obst und Gemüse dürfen die Mitarbeiter hier an guten Tagen entgegennehmen. „Ohne Globus könnten wir zumachen“, sagt Heike Lutz. Zurück in der Neckarstraße sind 15 bis 20 Mitarbeiter für das Sortieren der Lebensmittel zuständig, weitere 45 kümmern sich um die Ausgabe.

Tafel braucht dringend Nachwuchs

Viele Mitarbeiter sind älter als 80 Jahre. Trotzdem schleppen sie Kisten und Paletten, stehen und schnippeln mehrere Stunden am Stück. „Wir müssen schauen, dass wir die Mitarbeiter nicht überlasten“, sagt Heike Lutz. Doch neue, jüngere Mitarbeiter zu finden, ist schwer. In der Abendausgabe am Mittwoch helfen zwar viele Berufstätige. Doch an den Vormittagen sind sie nicht verfügbar. „Was wir bräuchten, sind ein paar fitte Senioren, die frisch in Rente sind“, so die 68-Jährige.

Eine große Herausforderung bleibt die enorm gestiegene Zahl der Abholer. 350 Bedarfsgemeinschaften versorgt die Tafel, in Wirklichkeit sind es eher 700 bis 800 Menschen, sagt das Ehepaar Lutz. Die Flüchtlinge aus der Ukraine hätten die Situation nochmals verschärft. Von heute auf morgen habe die Tafel auch diese Menschen mitversorgen müssen. „Leider ist die Zusammenarbeit mit der Stadt ein großes Problem“, so Heike Lutz. Schon jetzt denke sie an die Flüchtlinge, die in den kommenden Monaten die Wohncontainer in der benachbarten Lahnstraße beziehen werden.

Trotz steigender Kundenzahlen kein Aufnahmestopp

Über 90 sollen es sein. Wann kommen sie an? Wann stehen sie in der Schlange? „Es wäre schön, wenn die Stadt uns rechtzeitig informiert. Dann können wir uns auf die Situation vorbereiten“. Ein Aufnahmestopp, wie es unter anderem die Tafel Hanau, ausgesprochen hatte, ist für das Ehepaar Lutz trotzdem kein Thema. „Wir haben uns ganz klar dagegen entschieden. Lieber packen wir kleinere Tüten“, sagen beide.

Finanziell stehe die Tafel Maintal gut da. Dank verschiedener Förderungen konnten neue Kühlwände und Klimageräte angeschafft werden, die Räumlichkeiten sollen in den nächsten Monaten renoviert und vor dem Ausgabefenster zwei feste Alutische installiert werden. Was fehlt, sind Lebensmittel. Insbesondere Kühlware bekommt die Tafel Maintal zu wenig.

Maintaler Tafel braucht mehr Lebensmittel

Die Supermärkte müssen härter kalkulieren, viele versuchen, Lebensmittel kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums zum reduzierten Preis oder als sogenannte Rettertüten zu verkaufen. Lebensmittel zukaufen darf die Tafel selbst nicht. Es widerspricht dem Grundsatz, Lebensmittel zu retten. Umso wichtiger sind Spenden. „Aber nur wenn sie zweckgebunden sind, können wir von dem Geld Lebensmittel kaufen“, betont Karl-Heinz Lutz.

Die Tafel-Leitung ist für die beiden Rentner längst eine Herzensangelegenheit. Fast täglich sind sie vor Ort, selbst am Wochenende wird nach dem Lager geschaut. 20 Stunden pro Woche, für beide ist das jetzt Alltag. „Man muss das hier schon hundert Prozent wollen. Sonst funktioniert es nicht“, sagt der 70-Jährige. Die Rente genießen, um einfach nichts zu tun? Das sei nicht ihr Ding, sagen die Hochstädter. „Wir sind schon immer Vereinsmenschen,“ sagt Karl-Heinz Lutz. Natürlich hätten sie andere Pläne gehabt, wollten viel reisen. „Aber dann fahren wir eben nur fünf Tage irgendwo hin“, sagt Heike Lutz lachend.

Infos im Internet: Wer für die Tafel Maintal spenden will, kann das auf folgendes Konto: Bankverbindung: Frankfurter Volksbank eG, IBAN: DE39501900006000743990. Bitte mit Angabe: Verwendungszweck „Tafel Maintal“. Weitere Infos unter www.buergerhilfe-maintal.de

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