Wildtierfreunde Maintal brauchen Verstärkung

Am Mittwochvormittag trägt Sonja Niebergall ausnahmsweise nicht ihre grüne Jacke. Die Vorsitzende der Wildtierfreunde kommt direkt von ihrer Arbeitsstelle, dem Palmengarten Frankfurt. Ein ziemliches Hin und Her. Doch der Termin in der Wildtierstation ist wichtig: „Es stellt sich eine Frau vor, die ehrenamtlich bei uns mithelfen möchte. Ich hoffe sehr, dass es klappt“, sagt Niebergall.
Maintal - Seit Monaten sucht die Chefin der Wildtierfreunde ehrenamtliche Helfer. Denn die personelle Situation ist angespannt: Zwar hat der Verein, der 2005 gegründet wurde, rund 150 Mitglieder. Doch nur zehn arbeiten aktiv in der Wildtierstation mit. „Das ist ein Witz“, findet Sonja Niebergall deutliche Worte.
Auf Facebook und der eigenen Webseite hat der Verein bereits einen Aufruf gestartet. Ohne Erfolg. Zwar melden sich Interessenten. „Aber die meisten kommen einmal und nie wieder“, sagt Niebergall und zuckt mit den Schultern. Schuld sei eine völlig falsche Vorstellung von der Arbeit in einer Wildtierstation. „Die Leute denken, wir kuscheln den ganzen Tag mit den niedlichen Eichhörnchen. Aber der Hauptanteil unserer Arbeit ist Saubermachen, also Gehege reinigen, kehren, putzen, Näpfe spülen. Es ist eine Drecksarbeit.“
„Man tut was Gutes“
Einer, der sich dafür nicht zu schade ist, ist Momodou Jallow. Der Familienvater, den hier alle Momo nennen, packt seit drei Jahren ehrenamtlich mit an. „Ich liebe Tiere. Es macht mir Spaß“, sagt der 68-Jährige und strahlt übers ganze Gesicht. Gabriele Günther hat das Jobcenter geschickt. Die Eingliederungsmaßnahme – für die Wildtierstation und die Bischofsheimerin ein Glücksfall. Seit November 2021 hilft Günther mit. „Klar macht man sich schmutzig. Aber es ist auch eine schöne Arbeit. Man tut was Gutes“, sagt sie.
Mittlerweile freut sich Sonja Niebergall über jeden, der zuverlässig mit anpackt, auch wenn es nur ein Tag in der Woche ist. „Hauptsache, man hat keine Angst vor Schmutz und liebt Tiere“, so die Vorsitzende, die trotz Vollzeitjob selbst jeden Tag in der Station mithilft. Viele Jahre hatte Sabine Klein ihr den Rücken freigehalten. Aufgrund gesundheitlicher Probleme hatte Klein jedoch Ende des vergangenen Jahres ihre aktive Mitarbeit beenden müssen. „Wenn plötzlich jemand nicht mehr da ist, der eigentlich immer vor Ort war, das ist bitter. Sie fehlt sehr“, sagt Sonja Niebergall.
Spendeneinnahmen sinken
Doch nicht nur personelle Sorgen plagen den Verein. Inflation und gestiegene Energiekosten machen sich auch bei den Spendeneinnahmen bemerkbar. Seit Anfang des Jahres verzeichnen die Wildtierfreunde einen Rückgang. Hinzu kamen zuletzt einige Austritte langjähriger Mitglieder – obwohl der Jahresbeitrag mit 24 Euro für Erwachsene und 12 Euro für Jugendliche nicht besonders hoch ist. „Viele merken eben, dass das Geld knapp ist. Da wird gespart, was geht“, sagt Niebergall.
Noch sei die finanzielle Lage – auch dank guter Einnahmen in der Weihnachtszeit – nicht dramatisch. Doch der Verein kann jeden Cent gut gebrauchen: Das Gebäude und das rund 2500 Quadratmeter große Außengelände im Linnen in Dörnigheim sind in die Jahre gekommen, insbesondere die Außengehege und Volieren aus Holz größtenteils marode. „Es wurde seit 2005 nichts gemacht. Die Pfosten sind quasi weggefault“, sagt Sonja Niebergall.
Umbau des Igelkellers steht an
Im vergangenen Jahr hatten die Mitglieder bereits ordentlich die Ärmel hochgekrempelt: Sanitäranlagen, Aufenthaltsraum wurden modernisiert, auch in der Futterküche und dem Behandlungsraum, in dem die Wildtiere erstversorgt werden, hat sich einiges getan. Als Nächstes soll der etwa 20 Quadratmeter große Igelkeller umgestaltet werden. Viele der alten Boxen seien brüchig, berichtet Niebergall. Doch die Anschaffung ist teuer. „Wir dürfen nicht irgendwelche Boxen benutzen. Es müssen genormte sein, die den Vorschriften des Veterinäramts entsprechen“.
Insbesondere in den aktuell schwierigen Zeiten sei der gemeinnützige Verein auf Geldspenden angewiesen, etwa um die gestiegenen Futter- und Tierarztkosten zahlen zu können. Denn die Zahl der tierischen Patienten ist ungebrochen hoch: Durchschnittlich 2000 verletzte und in Not geratene heimische Wildtiere päppelt der Verein jedes Jahr auf, darunter Füchse, Rehkitze, Feldhasen sowie in Stoßzeiten bis zu 75 Eichhörnchen, die in private Pflegestellen verteilt werden. Hinzu kommen Unkosten von bis zu 2000 Euro monatlich in Stoßzeiten für Futter, Strom, Wasser und Benzin.
Geld- und Sachspenden willkommen
Auch über Sachspenden, insbesondere Handtücher und Bettwäsche, mit denen die Boxen ausgelegt werden, freut sich der Verein. So kann das Geld für die Einstreu gespart werden. Im Grunde gebe es viele Wege, die staatlich anerkannte Pflegestation zu unterstützen, sagt die Vorsitzende abschließend. „Wir können einfach jede Hilfe gebrauchen, damit wir weiter für die Tiere da sein können.“
Kontakt und Spenden
Die Wildtierfreunde suchen ehrenamtliche Helfer für die Tage Montag bis Sonntag von 8 bis 12 Uhr. Kontakt über z 0178 6010718
oder per Mail an info@wild tierfreunde.com. Sachspenden können am Vereinsgelände, Im Linnen 1A in Dörnigheim, abgegeben werden. Geldspenden können über folgende Spendenkonten getätigt werden:
Frankfurter Sparkasse BIC: HELADEF1822
IBAN: DE 81 5005 0201 0200 1543 03; Paypal-Konto info@wild tierfreunde.de Infos auch im Internet unter wildtierfreunde.com
Von Kristina Bräutigam