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Idee der Grünen: Maintal soll neue Wohnquartiere mit strengen Vorgaben „autoarm“ planen

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Stellten ihre Erfahrungen aus autofreien Quartieren vor: Die Grünen Martin Tichy (Griesheim) und Stefan Opitz (Darmstadt) bei ihrem Vortrag in Maintal.
Stellten ihre Erfahrungen aus autofreien Quartieren vor: Die Grünen Martin Tichy (Griesheim) und Stefan Opitz (Darmstadt) bei ihrem Vortrag in Maintal. © Detlef Sundermann

Maintal – Wohnviertel nahezu autofrei und ohne öffentliche Parkplätze etwa an der Straße, diese Vision versuchen aktuell Politik und Investoren in Darmstadt sowie deren Nachbarkommune Griesheim bei Neubaugebieten umzusetzen. Eine Vision, die zumindest laut der Grünen auch in Maintal bei der künftigen Bebauung von großen Flächen realisierbar sei. Stefan Opitz und Martin Tichy, beide für die Grünen in der Kommunalpolitik aktiv, der eine in Darmstadt, der andere in Griesheim, stellten am Dienstagabend die Projekte vor.

Das Thema sei so interessant, dass es die Grünen in einer öffentlichen Sitzung präsentieren wollten, sagte der Maintaler Vize-Vorsitzende Friedhelm Duch zu Beginn. Von der Besucherzahl traf diese Aussage jedoch nicht zu. Im großen Saal des evangelischen Gemeindehaus in Dörnigheim saßen gut ein Dutzend Personen, nicht wenige darunter aus der Partei. Opitz und Tichy berichteten ausführlich über die Projekte, die allesamt auf ehemaligen militärischen Flächen entstehen und sich derzeit zumeist noch auf Papier befinden: Am Anger in Griesheim sowie in Darmstadt die Siedlungen Ludwighöh, Messplatz und Lincoln, letztere ist zum Teil bereits verwirklicht worden.

Die Referenten waren der Auffassung, dass die Konzepte durchaus auf Maintal übertragbar seien, auch weil das westlich neben der A3 liegende Griesheim, dessen Wahrzeichen seit Jahren ein riesiges Möbelhaus ist, zumindest von der Bevölkerungszahl her mit Maintal vergleichbar sei. Allerdings liegt Griesheim nur wenige Straßenbahnstationen vom Zentrum der Großstadt Darmstadt entfernt. Überdies verfügen beide Kommunen im Vergleich zu Maintal und seinen vier separierten Stadtteilen über eine hervorragende Infrastruktur zur Fahrradnutzung.

Typisch für die von den Referenten vorgestellten Quartiere mit jeweils von 1000 bis 5000 Bewohnern ist, dass Autos bis auf wenige Ausnahmen etwa bei Umzug oder Patiententransport außen vor bleiben. Abgestellt wird etwa in Quartiersgroßgaragen am Rand des Gebietes. Dies funktioniere nur bei Geschosswohnungsbau. Bei Einzel- bis Reihenhausbebauung sei dies auch wegen der privaten Bauherren kaum durchsetzbar, hieß es. Dort stehe das Fahrzeug gewöhnlich auf dem Grundstück.

Bei den genannten Siedlungen in Griesheim und Darmstadt ziehen Kommune oder Wohnungsbaugesellschaft und private Großinvestoren an einem Strang. Die Projekte wurde in städtebaulichen Wettbewerben ausgeschrieben, sodass ein Konzept aus einem Guss entstehen kann – auch hinsichtlich der Verkehrsplanung mit Mobilitätskonzepten, die Individualverkehralternativen wie Carsharing beinhalten.

Die Realität eines „autoarmen Quartiers“ ist laut Opitz und Tichy bislang nur in der Darmstädter Lincolnsiedlung zu betrachten, aber auch die damit einhergehenden Konflikte. Der Ausschluss von Autos erfolgt weitgehend durch die strikte Reduzierung des öffentlichen Parkraums, der nahezu bei Null liegt.

Die Folge: Jeder Fleck, in dem ein Auto passe, werde zum Parken genutzt. Mit der Installation etwa von Pollern werde nachgebessert, sprich diese Lücken geschlossen. Die Bewohner sollen gezwungen sein, die Quartiersgarage zu nutzen. Bei den wenigen freien Stellplätze seien nach der ersten kostenlosen halben Stunde deutlich Parkgebühren zu berappen, um die Fluktuation zu beschleunigen.

Die südhessischen Grünen betonten, dass sich dies mit einer Stellplatzsatzung allein nicht handhaben lassen, denn die gebe nur die Minimalforderung vor. „Wichtig ist eine Parkraumbewirtschaftung“, so Opitz.

Von Detlef Sundermann

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