Im „DigiTruck“ programmieren Büchertal-Schüler KI für saubere Meere

Der „DigitalTruck“ ist ein rollendes Klassenzimmer, das Schulkinder die Digitalisierung näherbringt. An der Büchertalschule in Maintal-Wachenbuchen konnten die Schüler eine eigene künstliche Intelligenz programmieren.
Maintal – Sie ist seit Jahren in aller Munde und wirkt sich längst auf fast alle Bereiche unseres Lebens und Arbeitens aus. Aber was ist sie eigentlich, die Digitalisierung? „Die Verwendung von Daten und algorithmischen Systemen für neue oder verbesserte Prozesse, Produkte und Geschäftsmodelle“, schreibt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Wer damit nichts anfangen kann, steht nicht alleine da. Es ist ein Zeichen für Deutschlands Versäumnis. Wir hinken der Zukunft hinterher. Ein Grund dafür ist die fehlende Aufklärung. Damit diese schon in der Schule beginnt, gibt es den „DigitalTruck“.
„Das ‘rollende Klassenzimmer’ fährt zu Grundschulen in ganz Hessen, um die Neugier an den Möglichkeiten neuester Technik bereits bei Grundschülerinnen und Grundschülern zu wecken“, erklärt das Landesprogramm Digitale Schule Hessen, das die mobile Digitalschule durch alle 15 Schulamtsbezirke Hessens schickt. In der vergangenen Woche macht der Truck auf dem Schulhof der Büchertalschule in Wachenbuchen Station. In der digitalen Woche standen unter anderem Workshops in Codieren, Robotics und künstlicher Intelligenz (KI) auf dem Stundenplan der Dritt- und Viertklässler.
Kinder kennen digitale Technologien aus ihrem Alltag
Den KI-Workshop leiteten Maryam und Nick. „Wir untertiteln den Workshop mit ‘Wie lernt eine Maschine?’. Denn die Kinder müssen am Anfang überhaupt erst einmal verstehen, was künstliche Intelligenz ist“, erklärte Maryam. Deshalb begann der Workshop mit den Fragen: „Was ist digital, was kennt ihr und was ist der Unterschied zwischen digital und analog?“
Die Schüler der Klasse 4a wussten sofort Bescheid. Schnell fielen auf die Frage „Was ist digital?“ die Antworten Handys, Tablets, Computer – alles, was man unter dem Thema neue, smarte Technologien versteht. Bei der Frage „Was ist analog?“ gingen die Hände nicht so schnell hoch. Doch mit etwas Hilfe von Maryam fielen den Kindern Antworten wie Kassetten und Schallplatten ein. Im Zeitalter des Streamings ist das nicht verwunderlich. Physische Medien finden vor allem bei jüngeren Generationen immer weniger Benutzung.
Kinder „füttern“ intelligente Maschine mit eigenem Wissen
Der Gedanke, Kinder wollten nur noch auf Bildschirmen tippen und sich berieseln lassen, scheint naheliegend. Aber Workshopleiterin Maryam sieht den Drang der Schüler, kreativ zu werden: „Die Kinder freuen sich, mit ihren Händen und ihrer Fantasie etwas zu machen“, sagte sie. Gut zu beobachten sei das in den Workshops zum Thema Robotics, in denen die Schüler aus motorisierten Bauklötzen etwas Bewegtes erschaffen.
„Die Kinder erkennen sofort, ob etwas funktioniert oder nicht. Sie erfassen die Logik. Und am Schluss können das alle“, so die Leiterin des Workshops. Nachdem die Begrifflichkeiten geklärt waren, ging es ans Programmieren. Die Mädchen und Jungen lernten, welche Befehle sie einer Maschine gegen können und wie diese durch den korrekten Input lernt. Ganz einfach sollten die Kinder anfangs Hund und Katze auf Bildern unterscheiden. Doch der Teufel liegt bekanntlich im Detail. Auf den nächsten Bildern waren ein Wolf und eine Raubkatze zu sehen. Die Herausforderung bestand darin, der Maschine beizubringen, dass sich die Tiere zwar ähneln, es sich bei einem Wolf aber eben nicht um einen Hund handelt. Dieser Aufgabe stellten sich die Kinder im folgenden praktischen Teil.
Künstliche Intelligenz gegen Müll im Meer
Dann musste die Klasse 4a selbst programmieren: Es ging um eine künstliche Intelligenz, die die Meere säubern kann. Dazu mussten die Kinder ihr aber erst einmal den Unterschied zwischen Fisch und Müll beibringen. Deshalb fingen die Schüler an, die KI per Tablet mit Informationen zu füttern. „Du klickst auf Fisch und ich klicke auf Müll.“ „Ja, so machen wir das“, teilten sich zwei Schüler die Aufgabe auf. „Oh nein! Jetzt hat er einen Fisch für Müll gehalten!“, rief ein Schülerteam. Die 4a war voll und ganz dabei, die Meere zu retten.
„Wir sehen immer, dass es den Kindern Spaß macht. Und wir wissen alle, dass man durch Begeisterung mehr lernt. Wir wollen, dass die Themen in den Unterricht integriert werden. Denn Kinder müssen in der digitalen Welt gefördert werden. Sie müssen kompetent gemacht werden, daran führt kein Weg vorbei“, fasste Maryam die Funktion des „DigitalTrucks“ zusammen. Die Schüler auf die Digitalisierung vorzubereiten, ist notwendig. So sieht es auch Julia Röper, Klassenlehrerin der 4a: „Die Kinder werden heute in die digitale Welt hineingeboren. Die Regeln, mit den digitalen Medien umzugehen, müssen erlernt werden.“
Selbstgemalte Bots zum Leben erweckt
Im Anschluss war Kreativität gefragt. Mit Stift und Papier sollten die Kinder ihre eigene KI entwerfen, und diese Entwürfe wurden im Anschluss animiert. Eigene Zeichnungen zum Leben zu erwecken, hat sich schon jedes Kind einmal gewünscht. Daher lösten die selbst gestalteten intelligenten Maschinen und Bots große Begeisterung aus.
Einmal das Prinzip verstanden, wollten die Schüler weitere Dinge in Bewegung versetzen. Schnell fiel die Wahl auf das Klassenmaskottchen Egon. Alle wollten Egon tanzen und springen sehen. Und als die beiden Workshop-Leiter den Schülern zum Abschluss eröffneten, dass sie das Animationsprogramm auch zuhause nutzen können, wurde der „DigitalTruck“ mit viel Getöse und noch mehr Tatendrang verlassen.
Von Sascha Reich

