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In die Ukraine und zurück in 48 Stunden: Emotionale Übergabe des Maintaler Feuerwehrfahrzeug

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Übergabe: Die Maintaler Wehrleute um Kurt Backes (Zweiter von links) und Andre Kempel vom Hanauer Reservistenverband (Dritter von rechts) mit den Vertretern der ukrainischen Feuerwehr und den Organisatorinnen vor Ort.
Übergabe: Die Maintaler Wehrleute um Kurt Backes (Zweiter von links) und Andre Kempel vom Hanauer Reservistenverband (Dritter von rechts) mit den Vertretern der ukrainischen Feuerwehr und den Organisatorinnen vor Ort. © -

Maintal – „Das war ein schönes Abenteuer“, sagt Kurt Backes. Die zweimal rund 1300 Kilometer lange Fahrt steckt ihm noch in den Knochen. 15 Stunden hat die Reise an die Grenzübergangsstelle Korczowa-Krakowez zwischen Polen und der Ukraine gedauert.

Dort hat Kurt Backes mit drei weiteren Kameraden der Maintaler Feuerwehr und Andre Kempel, Vorsitzender des Hanauer Reservistenverbands, der ukrainischen Feuerwehr ein außer Dienst gestelltes Tanklöschfahrzeug übergeben (wir berichteten). Das Fahrzeug, das kurze Zeit zuvor von seinem Hilfseinsatz im Ahrtal zurückgekehrt war, soll im Kreis Lemberg seinen vermutlich letzten Einsatzort finden. 30 Jahre hatte es der Maintaler Feuerwehr gute Dienste geleistet. Entsprechend emotional war die Übergabe. „Der ukrainische Kollege – ich nehme an, er war Wehrführer oder Stadtbrandinspektor aus Lemberg – ist fast in Tränen ausgebrochen, als er gesehen hat, was für ein tolles Auto er kriegt“, berichtet Kurt Backes, der selbst bereits seit über 40 Jahren bei der Maintaler Feuerwehr in Dörnigheim aktiv ist.

Doch bis der Löschwagen übergeben werden konnte, lief einiges anders als geplant. Am frühen Freitagmorgen hatte sich die fünfköpfige Mannschaft – neben Andre Kempel und Kurt Backes waren mit Klaus Ziermann, Michael Müller und Jubin Engelhardt drei weitere Maintaler Feuerwehrmänner mit an Bord des Hilfskonvois – auf den Weg an die polnisch-ukrainische Grenze gemacht.

Vor Ort wurden die ukrainischen Wehrleute mit der Technik vertraut gemacht.
Vor Ort wurden die ukrainischen Wehrleute mit der Technik vertraut gemacht. © PRIVAT

Das erste Etappenziel war Zabrze in Polen. Nach 888 zurückgelegten Kilometern verbrachte die Delegation die Nacht dort in einem Hotel. „Die Hinfahrt war sehr anstrengend. Wir hatten viele Staus und mussten streckenweise auf Landstraßen ausweichen, die in Polen mit einem so großen Fahrzeug alles andere als angenehm zu befahren sind“, berichtet Kurt Backes. Ein weiteres Problem trat auf, als die Gruppe die Maut bezahlen wollte. „Von uns spricht niemand Polnisch, und dort an der Tankstelle konnte keiner Englisch“, erzählt Andre Kempel. Um die Maut zu bezahlen, musste eine Servicemitarbeiterin aber die Fahrtdaten in eine App eingeben. „Ein polnischer Lkw-Fahrer kam uns zum Glück zu Hilfe und hat vom Englischen ins Polnische übersetzt“, berichtet Kempel. „Wir haben uns bei ihm mit einer Steige Kaltgetränke bedankt. Bei solchen Fahrten ist es immer gut, wenn man etwas dabeihat, mit dem man sich für derartige Hilfsdienste erkenntlich zeigen kann.“

Angekommen an der Grenze musste kurzfristig umgeplant werden. „Unsere Ansprechpartnerinnen dort hatten damit gerechnet, dass wir die Hilfsgüter, die wir auch dabeihatten, in dem Löschwagen mitbringen“, sagt Andre Kempel. Tatsächlich hatte die Gruppe aber für die Rückfahrt zusätzlich einen Mannschaftswagen mit der erwarteten Fracht dabei. „Wir konnten glücklicherweise ins polnische Hinterland ausweichen“, sagt Kempel. Rund 20 Kilometer von der Grenze entfernt konnte das Feuerwehrfahrzeug an einem Pfarrhaus, das derzeit als Notunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine und Stützpunkt für die Verteilung von Hilfsgütern dient, übergeben und das Mannschaftsfahrzeug entladen werden. „Um die Einweisung haben sich die jüngeren Kollegen gekümmert“, erzählt Kempel. Einen Wermutstropfen hatte die ansonsten reibungslose Übergabe für ihn allerdings doch: Er hat seine Tasche an der Grenze stehen lassen. „Die war denn leider weg“, bedauert er.

Das 30 Jahre alte Tanklöschfahrzeug fasst 5000 Liter und ist in bestem Zustand.
Das 30 Jahre alte Tanklöschfahrzeug fasst 5000 Liter und ist in bestem Zustand. © -

Den Rückweg fuhr der Hilfstrupp abwechselnd nonstop bis nach Maintal durch. „Hier wurden wir um 5.30 Uhr mit einem opulenten Frühstück empfangen. Das war super“, erzählt Kurt Backes. Trotz Unwetter verlief die Rückfahrt reibungslos, wenn auch nicht sehr erholsam. „Das Mannschaftsfahrzeug ist nicht für Reisen ausgelegt, die Federung nicht sehr komfortabel. Schlafen kann man da während der Fahrt eher nicht“, sagt Backes. „Wieder zu Hause hieß es daher erst einmal: sortieren, duschen und schlafen“, ergänzt Andre Kempel, für den schon bald die nächste Fahrt ansteht. Dann allerdings mit weiteren Hilfsgütern und ohne Feuerwehrfahrzeug im Gepäck.

Von Bettina Merkelbach

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