1. Startseite
  2. Region
  3. Main-Kinzig-Kreis
  4. Maintal

Instone-Geschäftsführer Ralf Werner über das Maintaler Real-Gelände

Erstellt:

Kommentare

„Der Bürger versteht jede Menge von Stadtentwicklung“, meint Ralf Werner, Geschäftsführer von Instone Real Estate, und hat daher den Austausch beim Ersten Maintaler Stadtforum als sehr wertvoll empfunden.
„Der Bürger versteht jede Menge von Stadtentwicklung“, meint Ralf Werner, Geschäftsführer von Instone Real Estate, und hat daher den Austausch beim Ersten Maintaler Stadtforum als sehr wertvoll empfunden. © PM

Es ist ein Meilenstein für das wichtige Stadtentwicklungsprojekt in Maintal: Die Stadtverordnetenversammlung hat den sogenannten konsolidierten Planungsentwurf für das Real-Gelände verabschiedet. Wir haben mit Ralf Werner, Geschäftsführer von Instone Real Estate, die das Areal besitzt und entwickelt, über das Bauprojekt gesprochen.

Herr Werner, die Neubebauung des Real-Geländes ist in Maintal schon seit vielen Jahren ein Thema. Auch die Diskussionen um Ihre Entwürfe haben lange gedauert. Wie erleichtert sind Sie über den jetzt beschlossenen Plan?

In der Tat, der Weg war ein langer. Wir haben mit einem Entwurf angefangen. Dann kam vonseiten der Stadtverordneten der Wunsch nach drei unterschiedlichen Entwürfen. Die erste Variante war relativ nah an dem dran, was der Bürgerkreis entworfen hatte, kam aber in der Politik nicht so gut an. Wir hätten uns natürlich einen schnelleren Prozess gewünscht. Aber wir brauchen ja eine Entscheidung. Und wenn die gut ist, ist es das wert.

Inwiefern unterscheidet sich der jetzt beschlossene Entwurf vom ersten, der bei den Stadtverordneten wegen zu dichter Bebauung durchgefallen war?

Was man der Bevölkerung hier aktiver erklären muss: Der erste Entwurf, das waren nicht unsere Ideen. Den hatte der Magistrat schon eingedampft. Dann haben wir von der Politik gespiegelt bekommen, dass man weniger Dichte möchte. Und die drei Entwürfe, die wir dann vorgelegt haben, haben eine um das gleiche Maß reduzierte Dichte, weil das politisch so gewünscht war.

Sind Ihnen die Kompromisse, die Sie machen mussten, leichtgefallen?

Die wirtschaftlichen Kompromisse sind uns schwergefallen – erst recht, weil der Rahmen wegen der explodierenden Baukosten ohnehin eng ist. Aber ohne Kompromisse gibt es eben gar keine Lösung. Und weder für Maintal noch für uns ist es sinnvoll, dass der Markt leer bleibt.

Wie hat Sie der Entwurf aus dem Bürgerkreis überzeugt?

Impulse und Anregungen aus der Bevölkerung anzunehmen, fällt uns nie schwer. Wir verstehen etwas von dem, was wir machen – aber der Bürger versteht auch jede Menge davon. Dass sich die Nachbarn zu Wort melden und Ideen einbringen, ist bei solchen Projekten üblich. Aber dass Anwohner einen eigenen Entwurf vorlegen, ist schon eine Besonderheit. Auch die intensive Diskussion im Parlament in dieser frühen Phase habe ich als ungewöhnlich empfunden. Wir haben schon viele Themen durchdekliniert. Dafür war auch die Bürgerveranstaltung sehr gut.

... das Maintaler Stadtforum.

Genau. Das hat gezeigt, wie viele Menschen Interesse an den Themen der Stadtentwicklung haben. Wobei es ja lange nicht nur um das Real-Gelände, sondern um die Zukunft Maintals im Allgemeinen ging. Hier haben sich mit rund 700 Teilnehmern ungewöhnlich viele Bürger beteiligt. Das war auch für uns ein wertvoller Austausch, um den Entwurf erklären zu können. Der Landschaftshügel ist ja sehr komplex. In einigen Gesprächen habe ich zum Beispiel gemerkt, dass nicht alle verstanden haben, dass die Grünfläche auf dem Dach des Supermarktes ist.

Warum hat Sie das große Interesse überrascht?

Bei vielen Projekten ist es nur die kritische Minderheit, die laut ist. Aber die Veranstaltung hat gezeigt: Die meisten Menschen wollen das Projekt, finden den Parlamentsbeschluss gut und dass es jetzt endlich weitergeht.

Haben Sie den Weg hierhin als schwierig empfunden?

Was schwierig ist – aber das ist nicht nur in Maintal so: Viele Bürger hätten gerne schon zu Beginn des Prozesses Antworten auf Fragen, die sich eigentlich erst viel später genau beantworten lassen.

Zum Beispiel?

Zum Beispiel beim Thema Verkehr. Da kamen sehr früh sehr detaillierte Fragen, die wir noch nicht beantworten können, weil wir beispielsweise noch nicht genau wissen, welche Gewerbe sich dort ansiedeln. Für deren Bedürfnisse brauchen wir gewisse Freiräume im Verfahren. Auf welche Bedürfnisse wir hier eingehen müssen, kann man heute noch nicht genau prognostizieren.

Wie kann in Dörnigheim ein zukunftsfähiges Mobilitätskonzept – was sich ja laut Stimmungsbild auf dem Stadtforum die Mehrheit wünscht – gelingen?

Sich bei einem Gebäude, das für hundert Jahre geplant wird, nur auf das Ist zu beschränken, wäre fahrlässig. Viele Menschen wollen die Verkehrswende und ein Angebot, das über das Auto hinausgeht. Trotzdem brauchen heute viele noch das Auto. Das Real-Gelände ist relativ weit vom Bahnhof entfernt. Da kann ich Politiker verstehen, die Wert auf die aktuelle Stellplatz-Satzung legen. Wir überlegen trotzdem, wie wir Stellplätze reduzieren können, um CO2 zu sparen. Wir haben nicht das Bild, dass sich eine Wohnung nur mit 1,5 Stellplätzen vermieten lässt. Und die Bevölkerung hat sich hier klar positioniert.

Auch der Klimaschutz ist der Bevölkerung und der Politik wichtig. Wie können Sie das auf dem Real-Gelände umsetzen?

Das ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie flexibel wir bleiben müssen. Wir mussten in dem Planungsentwurf einen Kompromiss zwischen Schall- und Klimaschutz finden. Wobei es beim Klimaschutz ja hauptsächlich um das Mikroklima im Quartier geht. Aber wenn das Schallgutachten eben auch geschlossene Fassaden empfiehlt, obwohl das zulasten der Belüftung geht, dann müssen wir damit umgehen.

Wie geht es jetzt weiter?

Wir gehen jetzt auf potenzielle Nutzer zu, also in erster Linie auf den Einzelhandel, und konkretisieren die Planung. Auch die Gutachten werden konkret ausgestaltet. Diese Veränderungen werden dann wieder mit der Politik diskutiert, die dann auch wieder ihre Wünsche haben wird. Und dann kommt es zur Offenlage, und der Prozess ist abgeschlossen. Wir sind gespannt, worauf man sich einigen kann.

Mit welchem Zeithorizont rechnen Sie hier?

Das Verfahren geht jetzt los. Es kann durchaus in anderthalb bis zwei Jahren gelingen, das B-Planverfahren umzusetzen.

Das Real-Gelände ist ja nicht das einzige, das Sie in Maintal entwickeln. Wie ist der aktuelle Stand beim Ambrosius-Gelände?

Das Projekt ist noch lange nicht so weit fortgeschritten wie das Real-Gelände. Es liegt ein Beschluss für eine Mehrfachbeauftragung durch die Stadt vor. Da stehen wir am Anfang. Auf unserem Grundstücksteil wird es mit großer Wahrscheinlichkeit um Wohnbebauung gehen. Die ersten Ideen wird es vermutlich nach der Sommerpause geben.

Das Gelände ist derzeit auch im Gespräch, weil Maintal händeringend Flächen sucht, auf denen Flüchtlingsunterkünfte – temporäre und feste – gebaut werden können. Sind Sie dafür offen?

Auf dem Real-Gelände geht das wegen des laufenden Mietvertrags nicht. Aber es wäre denkbar, das Ambrosius-Gelände für einen limitierten Zeitraum kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Innerhalb dieses Zeitraums hätten wir gerne den Masterplan mit der Stadt beschlossen mit dem Ziel, Wohnraum in Maintal zu schaffen, auch damit der Preisdruck nicht weiter steigt.

Das Gespräch führte Bettina Merkelbach

Zur Person: Ralf Werner ist Geschäftsführer der Instone Real Estate Development GmbH und für die Regionen Nordrhein-Westfalen und Rhein-Main verantwortlich. Zuvor war der studierte Diplom-Ingenieur mit Schwerpunkt Bauwesen bereits seit dem Jahr 2000 im Unternehmen als Planer, Bauleiter, Projektentwickler, Akquisiteur und zuletzt als Niederlassungsleiter Rhein-Main tätig.

Auch interessant

Kommentare