Johanna Moschke ist neue Vikarin der evangelischen Gemeinde in Bischofsheim

Maintal – Sie ist das neue junge Gesicht in der evangelischen Gemeinde in Bischofsheim: Johanna Moschke absolviert hier seit September ihr Vikariat, die praktische Ausbildung zur Pfarrerin. Dass der Pfarrberuf ihr Traumjob ist, wurde der 30-Jährigen allerdings selbst erst über Umwege klar – eine Erfahrung, die bis heute Verständnis für alle weckt, die sich nur langsam an den christlichen Glauben herantasten.
„Meine Familie ist atheistisch“, erzählt die junge Frau, die seit wenigen Wochen in Bischofsheim wohnt und sich unter Leitung ihres Mentors, Pfarrer Jens Heller, in der Gemeinde hier und in Kilianstädten-Oberdorfelden auf eine eigene Pfarrstelle vorbereitet.
Geboren wurde sie im baden-württembergischen Offenburg, ihre Familie stammt aus Thüringen. Nach dem Abitur begann Johanna Moschke, pädagogische Psychologie und Literaturwissenschaft in Erfurt zu studieren. „Ich wollte was mit Menschen machen“, erklärt sie. Wie sehr sich das heute bewahrheitet, ahnt die junge Frau damals nicht. Über die Escola Popular, einem Verein für brasilianische Kampfkunst und Samba-Perkussion, kommt sie in Kontakt zur evangelischen Kirche. „Ich habe an einem Aktionstag der Escola Popular gegen Rechtsextremismus meine Begeisterung fürs Samba-Trommeln entdeckt“, erinnert sich Johanna Moschke. Sie lernt Menschen kennen, die sich in der Kirche engagieren, interessiert sich während des Studiums allerdings erst einmal für den Buddhismus, der – so lernt sie nach und nach – Vieles mit dem christlichen Glauben gemeinsam hat. „Meditation wird im Christentum schon lange praktiziert“, erklärt die 30-Jährige. „Beiden Religionen geht es um Achtsamkeit und um das Sein im Hier und Jetzt.“ Dass Christen in Gott einen direkten Ansprechpartner als Gegenüber sehen, überzeugt sie.
Nach dem Bachelor entscheidet sie: Psychologie und Literaturwissenschaft will sie nicht weiterstudieren. Mit evangelischer Theologie fängt sie noch mal bei null an. Als eine von wenigen Studierenden ist sie nicht getauft. „Ich habe mich trotzdem mehr und mehr verbunden gefühlt mit der Kirche“, sagt sie. Sie sucht eine Gemeinde, in der sie sich wohlfühlt, muss aber einige ausprobieren, bis sie ankommt. „Das Gefühl von Fremdheit im Gottesdienst kann ich gut nachvollziehen. Ich möchte mich deshalb auch dafür einsetzen, dass es mehr neutrale Kontaktflächen zur Gemeinde und Formate im Freien gibt, sodass man nicht direkt mitbeten und mitsingen muss, sondern erst einmal aus der Distanz beobachten kann, was hier passiert“, erklärt die junge Theologin.
Ihr Studium hat sie abgeschlossen. Jetzt stehen 20 Monate Praxisarbeit und danach noch ein Jahr Probedienst an, bis sie eine eigene Pfarrstelle antreten kann. „Wir sind derzeit in der komfortablen Situation, uns den Arbeitsort aussuchen zu können, weil es sehr viele freie Pfarrstellen gibt“, erklärt Johanna Moschke, die sich ganz bewusst in der Landeskirche Kurhessen-Waldeck beworben hat. Denn zum einen kann ihr Verlobter, der mit nach Bischofsheim umgezogen ist, gut von hier zu seiner Arbeitsstelle in Bruchsal pendeln. Und zum anderen kennt sie Maintal schon von einem Praktikum in Dörnigheim.
Der Start in Bischofsheim ist ihr bestens geglückt. „Ich bin sehr herzlich empfangen worden“, sagt Johanna Moschke. Derzeit begleitet sie hauptsächlich ihren Ausbildungspfarrer Jens Heller, übernimmt aber auch schon selbst Teile der Liturgie im Gottesdienst. „Ich bin zugegebenermaßen sehr aufgeregt, weil ich damit bislang noch gar keine Erfahrung hatte“, bekennt sie. Hilfreich ist dabei sicher, dass die Bischofsheimer Gemeinde froh über das junge neue Gesicht ist. Was Johanna Moschke besonders gerne macht, ist segnen. Wie jüngst zur Jubelkonfirmation in Oberdorfelden. „Das ist für mich immer sehr berührend. Man gibt etwas Positives weiter“, sagt sie. Auf ihre ersten Taufen und Hochzeiten freut sie sich daher sehr. Aber auch auf den Religionsunterricht, den sie an der Albert-Einstein-Schule begleiten wird, ist sie gespannt. Davon abgesehen möchte sie aber auch eigene Projekte umsetzen. „Ich bin offen für niedrigschwellige gemeindepädagogische Angebote. Musik kann zum Beispiel ein verbindendes Mittel sein“, erklärt sie. Ob in Bischofsheim bald auch zum Gottesdienst getrommelt wird, lässt die junge Frau offen. Immerhin hat sie selbst eine Snare-Drum mit in ihr neues Zuhause gebracht.
Von Bettina Merkelbach