Jubiläumsfeier zu 50 Jahren Kirchenanbau in Bischofsheim

Maintal. Wenn ein Mensch 50 Jahre alt wird, feiert er in der Regel mit Familie, Freunden und Bekannten. Auch Gebäude werden irgendwann mal ein halbes Jahrhundert alt – wie beispielsweise der Anbau der evangelischen Kirche in Bischofsheim: Und dessen runder Geburtstag wird am 10. Juni ebenso mit einem großen Fest gefeiert.
Von David Scheck
Pfarrer Jens Heller hat uns verraten, was alles an diesem Sonntag geplant ist. Außerdem haben wir mit ihm über die Entwicklung seiner Gemeinde in den zurückliegenden 50 Jahren gesprochen.
Um der Chronistenpflicht gleich zu Beginn Genüge zu tun: Eigentlich wurde der neue Teil der Bischofsheimer Kirche schon 1967 eingeweiht, hätte also im vergangenen Jahr sein Jubiläum gefeiert. Doch die offizielle Verbindung mit dem Altbau wurde erst ein Jahr später, am 30. Juni 1968, zelebriert. Und dieses Ereignis haben die heute in der Kirchengemeinde Verantwortlichen zum Anlass genommen, das – eigentlich schon 51 Jahre alte – Gebäude zu feiern.
„Das Geld war da“Die Kirche sei davor schon lange zu klein gewesen, gerade im Hinblick auf die Größe Bischofsheims, erzählt Heller. Aber auch zwei weitere Faktoren seien ausschlaggebend gewesen: Die Kirche war zu jener Zeit noch zentraler kultureller Treffpunkt, und außerdem: „Das Geld war da“, so Heller. Ein Neubau in dieser Größenordnung wäre, da ist er sich sicher, heute gar nicht mehr möglich.
Allerdings ist es auch fraglich, ob ein solcher Neubau heutzutage überhaupt noch nötig wäre. „Die Zahl unserer Gemeindemitglieder ist in diesem Jahr erstmals auf unter 3000 gesunken“, sagt Heller. Tendenz sinkend. Wie sehr, das lässt sich besonders gut einer Statistik ablesen: Rund 50 Beerdigungen begleite er als Pfarrer pro Jahr, dem gegenüber stünden im gleichen Zeitraum gerade einmal vier bis fünf Taufen. An dieser Zahl lässt sich bereits erkennen, dass eines Tages auch die Konfirmandenjahrgänge – derzeit mit rund 20 Mädchen und Jungen noch gut aufgestellt – deutlich kleiner sein werden als jetzt.
Bischofsheim hat NachwuchsproblemeIn Sachen Nachwuchs stehe die Bischofsheimer Gemeinde im Kirchenkreis sogar an letzter Stelle, verrät Heller. Mitentscheidender Grund: Maintals zweitgrößter Stadtteil ist der einzige, in dem keine Neubaugebiete mehr ausgewiesen werden können. Sprich: Neueintritte durch Hinzugezogene gibt es nicht.
Auch bei den Gottesdiensten bleibe es überschaubar, auf 30 bis 35 schätzt er die durchschnittliche Zahl der Besucher. Bei Konzerten habe seine Kirche allerdings auch mal volles Haus.
Andere ZeitenEs waren andere Zeiten vor 50 Jahren, als der Kirchenanbau eröffnet wurde: andere Mitgliederzahlen, andere finanzielle Möglichkeiten. Sicher, nur der alte Teil der Kirche wäre auch heute noch zu klein, um dort Gottesdienste oder Konzerte abzuhalten. Allein die Fischer undamp; Krämer-Orgel – die in diesem Jahr ihr 20-Jähriges feiert – würde gar nicht hineinpassen.
Dennoch werden die meisten Kirchengemeinden perspektivisch nicht darumherumkommen, so Heller, sich räumlich zu verkleinern oder an einem Standort zu konzentrieren. „In den 1960er und 1970er Jahren hat es noch die Vorstellung gegeben: in der Kirche finden die Gottesdienste statt, das kirchliche Leben in den Gemeindezentren“, beschreibt der Bischofsheimer Pfarrer. Und heute? Das Gemeindehaus an der Rhönstraße komme in die Jahre und sei für die heutigen Bedürfnisse eigentlich zu groß. So werde sich seine Gemeinde in absehbarer Zeit mit der Frage auseinandersetzen müssen, was mit dem Gebäude und dem Grundstück geschieht. Ein Weg wäre Abriss und kleinerer Neubau an gleicher Stelle, so wie in Nachbargemeinden bereits geschehen.
Gemeindehaus Rhönstraße ist auch ein ThemaDas Kirchengebäude in Alt Bischofsheim wird bereits jetzt, zum Beispiel mit dem regelmäßig stattfindenden Kirchencafé, in Teilen quasi wie ein Gemeindezentrum genutzt. Doch eine komplette Aufgabe des Hauses an der Rhönstraße würde logistische Probleme mit sich bringen: „Die Kirche hier hat keinen Keller, keine Lager- und Gruppenräume“, so Heller. Diese wären aber essenziell für das Gemeindeleben.
Ein denkbarer Weg, gerade auch vor dem Hintergrund, dass viele katholische Gemeinden mit den gleichen Herausforderungen zu kämpfen haben: ein modernes Gemeindezentrum, das von beiden Kirchengemeinden im Sinne der Ökumene genutzt wird. „Ich würde mich solch einer Idee auf keinen Fall verschließen“, sagt Heller.