Lärm wegen Umbau an Sportanlage – Lärmschutzwand lässt auf sich warten

Der Lärm durch den Bau der Sportanlage in Maintal belastet seit Jahren die Anwohner. Doch die Erweiterung der Lärmschutzwände lässt auf sich warten. Eine Anwohnerin klagt.
Maintal – Freud und Leid liegen an der Dicken Buche nah beieinander – und das nicht nur auf den Sportplätzen. Schon seit Jahren ist der mit dem Bau der schmucken Sportanlage gestiegene Lärmpegel eine Belastung für die Nachbarschaft. Vor allem, dass die seit 2020 angekündigte Erweiterung der Lärmschutzwände immer noch nicht umgesetzt ist, strapaziert die Geduld der Anwohnenden sehr. Doch es sind weniger die Mannschaften, die hier täglich spielen oder trainieren, die für Unmut sorgen. Als echtes Ärgernis empfinden die Nachbarn diejenigen, die sich außerhalb des Sportbetriebs teilweise bis in die Nachtstunden auf den Sportplätzen aufhalten und dort reichlich unsportlich lärmen, Müll hinterlassen und an die Hecken urinieren.
Für diese nächtlichen Ruhestörer fühlt sich allerdings niemand verantwortlich: Die Sportvereine halten sich nach eigener Aussage an die Auflagen der Stadt und trainieren nur zu den vereinbarten Zeiten. Die Gaststätte auf der Sportanlage könne ihre Gäste nicht am Betreten der Sportplätze hindern. Und die Stadt sieht ihre Pflicht mit der Ankündigung der neuen Lärmschutzwände für das kommende Jahr getan.
Maintal: Bau einer Lärmschutzwand wurde schon Anfang 2020 beschlossen
Diese zusätzlichen Mauern, die vor allem den Anwohnern im Erlenweg, der Königsberger Straße und dem Weidenweg wieder mehr Ruhe verschaffen sollen, sind allerdings schon seit März 2020 beschlossen und immer noch nicht gebaut – ein Politikum, das in den vergangenen Stadtverordnetenversammlungen immer wieder für Unverständnis und Nachfragen aus den Fraktionen sorgte. Zuletzt hatte Bürgermeisterin Monika Böttcher (parteilos) auf eine CDU-Anfrage geantwortet, dass der Bauantrag noch nicht eingereicht sei, weil erst geklärt werden müsse, wo ein Lüftungsgerät angebracht werden könne.
Vor wenigen Wochen hat der Konflikt, der seit dem Ausbau der Anlage schwelt, eine neue Eskalationsstufe erreicht: Eine Gruppe griff abends einen Anwohner tätlich an, nachdem dieser sie aufgefordert hatte, das kleine Spielfeld zu verlassen. Die Jugendlichen hätten dort gebolzt und mit lauter Musik gefeiert. Die herbeigerufenen Polizisten konnten demnach Schlimmeres verhindern; der Anwohner stellte gegen zwei Männer eine Strafanzeige.
Maintal: Anwohner beschweren sich über Lärm vom Fußballplatz
Die Fronten sind verhärtet. Nicht bei allen, aber einige Anwohner kämpfen bereits seit Jahren gegen den Lärm, der von dem Sportzentrum ausgeht. Eine von ihnen ist Brigitte Braun. Sie schildert den Zustand in ihrem Haus, das direkt an das kleinste Fußballfeld angrenzt, als unerträglich. Schon der übliche Trainings- und Spielbetrieb an sieben Tagen die Woche stelle für sie eine unzumutbare Belastung dar. Hinzu kommen die Events der Vereine. Erholung am Feierabend auf ihrer dem Spielfeld zugewandten Terrasse oder in ihrer Wohnung sei nach eigenen Aussagen unmöglich.
„Es ist skandalös, warum es für die enorme Summe von fünf Millionen Euro, die die Sportanlage gekostet hat, nicht möglich war, ein vernünftiges Lärmschutzkonzept aufzustellen, geschweige denn in den neuen Gebäuden einen Hausmeister unterzubringen, der hier für Ordnung sorgen könnte“, sagt Brigitte Braun. Sie wirft vor allem der Stadt vor, die Beschwerden der Anwohnenden zu ignorieren. Braun wohnt seit 30 Jahren neben dem Sportplatz. „Aber seit dem Bau der neuen Anlage kann hier jeder machen, was er will, und das zu jeder Zeit“, sagt sie, die nicht nur ihre Lebensqualität, sondern auch den Wert ihrer Immobilie wieder herstellen will.
Maintal: Fußballvereine hoffen auf Lärmschutzwand
Zwar halten sich die Vereine an die vereinbarten Trainings- und Ruhezeiten. Dass sich außerhalb des Sportbetriebs Personen auf den Sportplätzen aufhalten, könne man allerdings nicht ganz ausschließen, sagt Wolfgang Marx, 1. Vorsitzender des FC Germania 08 Dörnigheim. Er kann nachvollziehen, dass das tägliche Training die Belastung für die Anwohnenden erhöht. Auch Horst Theumer, Vorstandsmitglied des Dörnigheimer Sportvereins, versteht die Sorgen der Nachbarn.
„Die Sportanlage ist durch den Umbau an die Gebäude herangerückt“, sagt er. Das Problem sehen beide allerdings nicht bei den Vereinen, sondern bei denjenigen, die sich nach Trainingsende dort aufhalten. „Wir können nicht immer präsent sein“, sagt er. Beide Vereine hätten von Anfang an auf Dialog mit der Nachbarschaft und der Stadt gesetzt. Sie erhoffen sich, dass mit den neuen Lärmschutzwänden im wahrsten Sinn des Wortes Ruhe einkehrt.
Wegen Umbau: Anwohnerin von Maintal klagt und fordert Lärmschutzwand und Ballfangnetze
Doch diese Erweiterung des Lärmschutzes ist nur ein Punkt auf der Mängelliste, die Nachbarn wie Brigitte Braun führen. Was zusätzlich fehle, seien zum Beispiel Ballfangnetze, die verhindern, dass Bälle an die Metallzäune fliegen oder in den benachbarten Gärten landen. Ein Zaun um die Gaststätte, der Gäste daran hindert, spätabends die Sportanlage zu betreten, würde laut Braun weitere Abhilfe schaffen.
Die Anwohnerin klagt seit 2019. Sie fordert nicht nur zusätzlichen Lärmschutz, sondern die Stilllegung des kleinen Sportfelds. Der Frankfurter Anwalt, der sie vertritt, ist optimistisch, dass es ihm gelingt, ihr Recht auf Ruhe in den eigenen vier Wänden zu erkämpfen. Ein ähnlich gelagerter Fall in einer Nachbargemeinde konnte er für seinen Mandanten entscheiden: Dort musste ein Sportplatz wegen ähnlicher Lärm- und Lichtimmissionen zurückgebaut werden.
Maintal: Stadt ließ Möglichkeit zur Einigung für Lärmschutzwand verstreichen
Eine solch radikale Maßnahme ginge, sollte sie an der Dicken Buche erstritten werden, auch auf das Konto der Stadt. Die hat nämlich 2020 die Möglichkeit verstreichen lassen, sich mit der Anwohnerin in einem Güterichterverfahren zu einigen. Bürgermeisterin Böttcher ist allerdings der Meinung, die Klägerin warte mit ihrer Klage ab, bis die Lärmschutzwände stehen. Tatsächlich klagt Brigitte Braun jedoch unabhängig davon, da die Mauern alleine die Belästigungen gar nicht beheben. Sie hält das kleine Spielfeld für eine Fehlplanung; der Abstand zu ihrem Grundstück beträgt nämlich nur neun Meter – eine Distanz, die es quasi unmöglich macht, den erforderlichen Lärm- und Lichtschutz herzustellen. (Bettina Merkelbach)
Bereits 2019 wollten die Anwohner Taten bei der Dicken Buche sehen.